Das Doppelbettzimmer war einfach hergerichtet. Ein normales Doppelbett war aus dem selben Holz geschnitten wie auch der Kleiderschrank und auch der Schreibtisch, der unter dem kleinen viereckigen Fenster samt Stuhl stand.
Auf dem Boden lag ein dickes weißgraues Fell, von dem Ophilie nicht genau wusste, von welchem Tier es stammte.
Rhysand schnipste mit den Fingern, sodass prompt die Deckenlampe ansprang.
Ophilie wusste, was auf sie wartete. Rhysand war aus einem bestimmten Grund mit hierher gekommen und hatte Amren nicht einfach nur so hier abgeliefert. Und der Gedanke ihn in ihren Gedanken zu wissen, machte es nicht leichter, sich zu entspannen.
„Wo soll ich hin?" fragte sie und blieb mitten im Zimmer stehen.
Rhysand deutete auf das Bett. „Je bequemer und entspannter du es dir machst, umso einfacher werde ich es haben."
Entspannen. Ophilie seufzte schwer aus und entledigte sich ihrer Stiefel, ehe sie sich auf das Bett setzte.
Rhysand zog sich den Mantel aus und übergab ihn wortlos an Amren, die es sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch bequem machte.
Nur Azriel blieb am Schrank stehen. Sein Blick war überwachend scharfsinnig. Seine haselnussbraunen Augen waren allein auf Ophilie und Rhysand gerichtet. Die Schatten um ihn wirbelten wild herum und stiegen um seinen Körper auf und ab. Einige flogen durchs Zimmer und sammelten sich zu Ophilies Füßen als wollten sie ihr Beistand halten.
„Wir müssen herausfinden, was du noch über den Tod deiner Mutter weißt.", begann Rhys sanft zu erklären, „Unterbewusste Erinnerung sind nicht einfach zu finden, aber nicht gänzlich unmöglich. Je freier und zugänglicher deine Gedanken für mich sind, umso besser kann ich sie finden und umso schneller bin ich wieder aus deinem Kopf raus und wir können anfangen, nach deiner Mutter zu suchen."
Misstrauisch hob Ophilie eine Braue. „Frei und zugänglich?" fragte sie trocken nach.
Rhys nickte. „Obwohl du nur Zugriff auf bestimmte Aspekte des Gehirns hast, um deine Illusionen zu bewirken, hast du eine außerordentlich dicke Mauer um deine Gedanken herum. Fester und stabiler als der von manch anderen Daemati. Und das wahrscheinlich auch noch unterbewusst. Ich kann ohne deine Einwilligung nicht in deine Gedanken dringen. Es würde mich tatsächlich an die äußerste Grenze meiner Macht bringen."
Ophilie lächelte müde auf. „Wahrscheinlich noch ein weiterer Fluch meines Vaters."
„Oder einfach nur gute Veranlagung. Du bist keine gewöhnliche High Fae." sagte Amren grinsend und lehnte sich im Stuhl zurück.
„Was auch immer. Lass uns loslegen.", murmelte die ehemalige Blondine, „Soll ich irgendwas dabei machen? Ein Lied singen oder die Augen schließen?"
Rhys' Blick fiel zu Azriel hinüber. „Da ich dich ein paar Jahrhunderte länger kenne, als manchmal gut für mich wäre, weiß ich, dass du nicht einfach so aus deinem Rund-um-Überwachungssystem ausbrechen kannst. Wir müssen das auf andere Art und Weise schaffen. Und da kommt dein Gefährte ins Spiel."
Ophilies Blick wurde erneut misstrauisch als sie Rhys Blick folgte und bei Azriel stoppte. Ohne zu zögern, hatte sich dieser bereits vom Schrank abgestoßen und lief auf die beiden zu. „Was soll ich machen? Wie kann ich helfen?"
Verwundert über Azriels rasches Handeln, stand Ophilie auf und trat dem Schattensänger entgegen. Rhys folgte ihnen zur Mitte des Raumes, an denen sich alle drei trafen. „Du bist in der Lage, ihre Flüche zu brechen, was sonst bisher kein anderer geschafft hat. Ich gehe der Theorie nach, dass ich leichter in ihren Kopf eindringen kann, wenn du ihr näher bist und sie auf andere Gedanken bringst. Desto glücklicher und entspannter du sie machst, umso besser für mich."
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A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction | Watty 2022 Shortlist
FanfictionSie sollte die erste High Lady werden. Ophilie. Tochter von Beron. Doch ihre Liebe zum Schattensänger Azriel stellte sie vor die Wahl. High Lady über das Herbstreich werden oder gemeinsam mit ihrer Liebe verschwinden und den Titel der High Lady für...