Nacht der Sterne

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"Du bist wunderschön." sagte Feyre mit zarter Stimme und legte eine Hand auf Ophilies freie Schulter.

Sacht lächelte die High Fae in den Spiegel und bewunderte stumm ihr Spiegelbild. So schön sah sie tatsächlich lange nicht mehr aus.

Sie hatte ihre Kurven wieder. Ihre Haut strahlte gesund und das Make-up verdeckte die Narbe in ihrem Gesicht fast komplett.

Mor hatte ihr das wohl schönste silberne Kleid aus ihrer Sammlung vermacht, nachdem sie mit Ophilie fertig geworden war und nicht mehr aus dem Lächeln rauskam.

Für Ophilie war es wohl das schönste Kleid, was sie je gesehen hatte.

Es war ein schulterfreies Kleid, dessen silberner Seidenrock mit Schleppe von einem besonders aufwändig verzierten Oberteil ergänzt wurde. Die leicht durchsichtige Korsage war mit feinen silbernen Ketten umwickelt; lange, funkelnde Kristallketten hingen seitlich bis auf den Boden herab.

Passend zu der Robe hatte sich Ophilie in puncto Make-up und Schmuck für Silber entschieden. Zu ihrem locker als Banane weggestecktem Haar, das ebenfalls mit Silberdraht umwickelt war, trug sie silberne Ohrhänger mit Kristallbesatz und ein Augen-Make-up mit silbernen Highlights im inneren Augenwinkel.

An den Füßen trug sie silberne Stilettos, die sie gefühlt auf Azriels Augenhöhe brachten. Oder vielleicht auch nur zu seinem Kinn.

Doch das wohl schönste, was sie im Spiegel sah, war wohl etwas, was ihr Azriel zurückgebracht hatte; ihr Lächeln.

„Wenn die Bevölkerung des Herbsthofes dich jetzt sehen könnte, würden sie dich sofort auf den Thron zurücksetzen." sagte Amren und nahm einen Schluck aus ihrem Glas voller Wein.

Ophilie verdrehte nur belustigt die Augen und gönnte ihrem Spiegelbild eine kurze Pause.

Die Tür zum Ankleidezimmer wurde plötzlich und ohne Anklopfen geöffnet.

Feyre schien davon wohl genauso verwundert zu sein, wie Ophilie, Mor und Amren. Nuala streckte mitleidig ihren Kopf herein. „Feyre, deiner Schwester, Elain, geht es nicht gut. Sie ruft nach dir. Ich würde nicht stören, wenn"

Sofort waren Feyre als auch Mor höchst alarmiert. „Nein. Alles gut. Wir folgen dir." sagte Feyre und nickte zu Mor, die ebenfalls entschlossen nickte.

„Entschuldigt. Wir sehen uns gleich wieder beim Essen."

„Lasst Euch Zeit." beschwichtigte Amren Feyre, worauf die beiden Frauen das Ankleidezimmer verließen.

Amren setzte sich mit einem tiefen Seufzen auf einen runden kleinen Hocker, der hinter dem Großen Spiegel stand.

Ophilie drehte sich fragend zu ihrer besten Freundin herum. „Ist sie krank?"

Die High Fae schüttelte den Kopf. „Nein. Aber sie leidet unter Visionen. Sie kann mehr oder minder, seit ihrer Verwandlung in eine Fae, in die Zukunft sehen. Und die sehen nicht immer rosig aus."

„Verstehe." sagte Ophilie langsam.

Amren verdrehte für einen kurzen Moment die Augen, ehe sie erneut aufstand und sich bei ihrer Freundin unterhakte. „Manchmal vermisse ich die alten Zeiten, in denen es hier noch ruhig war. Die Archeron Schwestern wirbeln ziemlich viel Wind auf."

Ophilie lächelte ihre Freundin mutbringend zu. „Rhys und Cas haben ihr Glück verdient. Und sicherlich auch der Gefährte von Elain. Ich habe zwar Elain noch nicht kennengelernt, aber Feyre und Nesta sind mir jetzt bereits schon ans Herz gewachsen."

Etwas schelmisches blitzte in den Augen von Amren auf, als sie zusammen das Zimmer verließen und Richtung Speiseraum gingen. „Deine kleine Fledermaus hätte damals ziemlich viel in Bewegung gesetzt, damit er der Gefährte von Elain werden könnte. Aber leider ist Lucien der Glückliche gewesen. Auch wenn Elain ihn nicht eines Blickes würdigt."

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt