Dank

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„Willst du ihm nicht hinterher? So eine Liebeserklärung wirst du vom wortkargen Fledermäuschen nicht mehr bekommen." sagte Amren und versuchte das Glucksen ihrer Stimme zu unterdrücken.

Doch Ophilie war es egal. Sie schüttelte langsam den Kopf, während die Blicke aller auf ihr lagen. Sie alle hatten es gehört und seinen Abgang gesehen. Nun lagen all ihre Erwartungen auf ihr.

Doch die Wahrheit seiner Worte ließ alles um Ophilie herum blass und unscheinbar werden.

„Er braucht Zeit zum Atmen." murmelte sie gedankenversunken.

Er wollte sie schützen. Schon immer. Vor sich. Vor der Zukunft, die auf sie gewartet hätte, wenn sie ihren Wünschen nachgegangen wäre.

Er lebte lieber damit, dass sie ihn hasste, als dass  er sie für immer verloren würde. Er riskierte es lieber, dass sie mit jemanden anderen eine Familie gründen würde, als ein ewiges Leben mit ihren unerfüllten Wünschen.

Wieso hatte sie das nicht selbst verstanden?

Ophilies Kopf richtete sich wie von alleine zu Rhysand auf. Die Tränen brannten heiß in ihren Augenwinkeln. Doch sie ließ nicht zu, dass ihre Stimme zitterte. „Wieso hast du ihm das nicht selbst erklären lassen?"

Der High Lord wirkte nicht weniger mitgenommen als die anderen Gäste. Es musste ihm selbst schmerzen, seinen Bruder so auflaufen gelassen zu haben. „Wie viel Zeit sollte ich noch vergehen lassen, bis ihr euch endlich eingesteht, was ihr füreinander seid? Azriel hätte später nur wieder einen Grund gesucht, dich gehen zu lassen, wenn ihr wieder den Punkt erreicht hättet, an dem ihr schon so oft gestanden habt. Ich kann weder dich noch ihn weiter dabei zusehen, wie ihr euch selbst ins Unheil stürzt.", sprach er mehr zu sich selbst als zu der High Fae. Doch dann richteten sich seine Augen zu ihr auf. Ophilie konnte das Lila und die Sterne drin wild funkeln sehen. „Es tut mir leid, was ich gerade angerichtet habe. Aber jemand musste den ersten Schritt für euch beide tun. Ich bin nicht mehr bereit dazu, wieder meine Schwester zu verlieren."

Ja. Ja, wahrscheinlich.

*

Feyre brachte Ophilie spät in der Nacht zurück zum Haus am Fluss und wünschte ihr trotz des Vorfalles noch eine angenehme Nacht.

So sehr sie auch die Art und Weise hasste, wie Azriel unfreiwillig all seine Gefühle offengelegt hatte, so sehr war sie darüber dankbar endlich zu wissen, wieso er sie vor so langer Zeit verlassen hatte. Es änderte so viel. Und wieder wurde sie das Gefühl nicht los, nicht genug geforscht zu haben. Sie hätte es selbst rausfinden müssen, sagte sie sich als sie ihr Kleid gegen ihre Trainingsklamotten eintauschte. Sie hätte nicht ihrer Wut Überhand geben dürfen. Aber dafür war es nun zu spät.

Sie wartete in ihren Zimmer, bis Ruhe in all den Zimmern eingekehrt war und schlich sich dann aus der Villa heraus.

Sie seufzte leise als sie in weiter Ferne am Firnament das Haus der Winde sah. Doch es nützte nichts. Und so lief sie los.

Hinaus in den kühle Nacht. Mit einigen Umwegen durch die Stadt, in der das Leben noch voll im Gang war.

Doch ihre alten Spionage-Fähigkeiten ließen sie nicht im Stich und so schlich sie wie ein Schatten umher, bis sie die wenigen Kilometer zum Haus der Winde überwunden hatte.

Erst als sie vor dem Treppenaufgang stand, schnaufte sie zum ersten Mal tief durch. Es gab kaum etwas, was sie mehr hasste als Stufen und Treppen.

Und die Stufen des Haus des Windes waren nicht nur hoch, sondern waren auch in der deutlichen Überzahl zu ihr. Zehnttausend um genau zu sein. Und das auch noch in kreisförmigen Aufstieg.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt