Artis

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Zumindest glaubte er das.

Doch wusste er von ihrer Kampfausbildung?

Ophilie hoffte nicht.

„Dein Vater ist zu einer ganzen Menge bereit, wenn man ihm dein Leben anbietet." sagte der Mann, den Ophilie noch unter dem Namen Artis kannte, mit Honigweicher tiefer Stimme weiter.

„Gold, Häuser und Schlösser. Er bietet viel an, damit das Bastardkind, das er einst in die Welt gesetzt hat, aufhört zu atmen.", er ließ das Messer langsam von ihrem Hals herabgleiten, „Du hast deinem Vater nichts als Schande bereitet. Hast mit einem verfluchten Bastard gevögelt und ihn deine Jungfräulichkeit geschenkt. Das weiß inzwischen der ganze Hofe. Das ganze Land! Die einstige Zukünftige High Lady und die allererste dazu. Hättest du nur mal deine Beine zusammengehalten!"

Er platzierte die Spitze des Dolches direkt über ihrem Herz - und Ophilie öffnete vorsichtig und leicht ihre linke Hand in seiner. Nur für ein Stück. Doch er hatte Hände wie Schraubbänke. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.

„Dein Vater hat uns vor dir gewarnt", Funke Artis weiter und drückte die Spitze des Dolches derber in ihr Fleisch, „Du kannst mit Feuer und Eis gut umgehen und unseren Verstand vernebeln. Man weiß nie wirklich ob du vor einem stehst. Also sollen wir ihn dein Herz bringen. Beron sagt, er würde es unter allen anderen wiederkennen. So blau und kalt ist es."

Ophilie lachte trocken auf. „Da scheint mein liebster Erzeuger ja mal nicht gelogen zu haben."

Als promte Antwort drückte sich die Spitze noch tiefer in ihre Haut.

Ophilie überkam ein leises schmerzhaftes Stöhnen. Sie spürte wie warmes Blut ihr aus der Wunde floss.

„Du wirst jetzt brav mit mir kommen. Wir gehen zurück in deine alte Waldhütte. Dort werde ich dir erst mal das hübsche rote Kleid ausziehen und dir zeigen, dass ein Mann vom Herbsthof es dir drei Mal besser besorgen kann als so ein Fledermaus Bastard."

Ophilie wurde übel.

Nicht nur, dass sie ihr Vater tot sehen wollte, es schien ihm nicht mal etwas auszumachen, dass seine Lakaien sie vergwaltigen wollten.

Wie tief waren diese Männer gesunken? Wie wenig Respekt trugen sie in sich? Waren sie zu allen Frauen so?

... War ihr Vater genauso grausam zu ihrer Mutter gewesen?

„Und dann wenn du dich am absoluten Höchstpubkt befindest, und meinen Namen aus deiner zarten Kehle stöhnst, ramme ich dir meinen Dolch in die Brust und schneide mir dein Herz aus deinem Beustkorb heraus. Das wird ein Festmahl werden. Du kleines dummes"

„Ophilie? Bist du hier draußen?" ertönte plötzlich eine weiche leichte Frauenstimme, die Artis schlagartig verstummen ließ.

Feyre war nach draußen gekommen. In ihrem bezaubernden blauen funkelnden Kleid.

„Geh rein! Ich komme gleich nach!" sprach Ophilie laut, auch wenn sie Feyre den Rücken zugewendet hatte.

„Ist alles in Ordnung mit dir?"

Feyres Schritte kamen näher.

„Alles gut." log die Blondine weiter.

„Wer ist der Mann bei dir? Kennt ihr euch?" Weitere Schritte.

„Ja ja!", setzte Ophilie schnell nach, „ein alter Bekannter."

„Weiß Azriel, dass du hier draußen-"

„Es ist alles in Ordnung.", sagte Ophilie mit erstickter Stimme, „Geh wieder rein. Ich komme nach."

Doch da waren keine Schritte zurück. Auch keine vorwärts.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt