Illusionen

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Azriel war ein Gang selten so schwer gefallen wie dieser hier.
Ophilie war wie eine Droge für ihn. Sie öffnete seine Sinne. Ließ ihn sich lebendiger und echter fühlen. In all den Jahrhunderten, in den er sie kannte.

Kaum hatte er ihre Witterung endlich aufgenommen, musste er sich nicht weiter umschauen oder ihre Spuren lesen, um sie zu finden.

Er fand sie ein Stück abseits der Hütte auf dem Gras wieder. Unverletzt. Es sah einfach aus als würde sie schlafen.

Er zögerte. Doch seine Beine führten ihn wie von selbst zu ihr. Dabei war sein Blick starr auf die Schönheit aus Eis und Feuer gerichtet. Er konnte ihren Duft riechen. Diesen Geruch nach Hyazinthen, den er sein Lebtag so oft geliebt, vermisst und manchmal auch gehasst hatte. Er blieb mit etwas Abstand vor ihr stehen. „Ophilie?" fragte er sanft nach. Doch kaum hatte er ihren Namen gesagt, sah er wie von ihrem Erscheinungsbild ein Zucken ausging. So als wäre auf ihren Antlitz eine Illusion gelegt, die nun begann sich aufzulösen. Er trat noch näher an sie heran. Seine Miene wurde immer besorgter.

„Ophilie?" fragte er erneut und ging neben ihr auf die Knien

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„Ophilie?" fragte er erneut und ging neben ihr auf die Knien. Wieder ein Zucken. Dann endlich öffnete sie ein Auge. Müde. Schwer. Abgeschlagen. Ihre schönen bunten Augen sahen ihn entgegen und der Schattensänger bekam das Gefühl, als würde sie ihm bis auf dem Grund seiner Seele blicken können.

„Azriel?" Ihre Stimme war nicht Schlagfertigkeit. Sie war erschöpft und schwach. „Du bist hier."

Etwas quält sie. Schnell. Etwas wurde ihr angetan. Sie hat unendliche Schmerzen. Hilf ihr!, flüsterten ihm die Schatten zu.

„Du hast mich gerufen. Ich habe gesehen, dass du verletzt bist. Was ist passiert?" Der Schattensänger musterte sie ausgiebig. Sie sah wie immer aus. Nein. Nicht nur gut.
Das ganze Gegenteil davon.

Sie sah aus wie eine Göttin.
Langes gesundes hellblondes Haar, das ihr weit über die Schultern reichte. Bis mindestens zur Hälfte ihres Rückens. Die Haut blass. Der Körper wohlgeformt mit perfekten Kurven ausgestattet, die er so gerne mit seinen Händen umfahren hatte. Die Farbe ihrer Augen unterschied sich zwischen dem linken und dem rechten. Rechts war es Eisblau mit dunkelblauen und silbernen Sprengeln darin. Umrandet von einem dunkelblauen Ring darum. Das Linke hatte den Ton von flüssigen Bernstein mit goldenen einzelnen Pigmenten darin. Hier gab es keinen dunklen Ring, der ihre Iris umschloss.

Ihre Nase war perfekt geschwungen. Die Wangenknochen waren wie gemalen. Genau wie ihre vollen Lippen. Die spitzen Ohren, die zu beiden Seiten mit vielen Piercings verschönert waren, lugten aus ihren hellblonden Haaren heraus, deren vorderste Partie sie nach hinten zu einem kleinen Zopf gebunden hatte.

Doch dann hielt er inne.

Das hellblaue lange Kleid, das sie trug - mit den langen Ärmeln und den Schlitz an der rechten Seite des Rockes - zeigt ihr rechtes nacktes Bein. Es war unversehrt und makellos.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt