Entführung

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Azriel raste durch die Luft. Seine mächtigen ledernen Schwingen preschten laut durch die Luft, während sein Körper gegen den aufkommenden Wind geleitete.

Er hatte bereits den ganzen Tag durch das Band hindurch gespürt, dass Ophilie nervös war. Normalerweise war sie ein Meister darin, Gefühle zu überspielen. Doch auch für sie war das Gefährtenband mit seinen Auswirkungen auf sie neu, was Azriel durchaus gefiel.

Oder auch nicht.

Es machte ihn wohl genauso nervös wie seine Frau, wenn er spürte, dass sie etwas beunruhigte und nachdem, was er vor kurzer Zeig durch das Band hinaus spüren konnte, ließ ihn ebenfalls nicht mehr klar denken. Auch wenn er es versuchte.

Ohnehin waren er und Cassian erfolgreich gewesen. Dank Eris Hilfe war es inzwischen ein leichtes gewesen, neue Infos über den Herbsthof herauszufinden.

Er und Cassian machten noch einen Stop an der Villa am Fluss und berichteten Rhysand alle neuen Informationen.

„Keine Armeen?" fragte Rhysand nochmal nach, vorauf Azriel nickte.

„Keine Armeen, keine neuen Überzahlen an Soldaten. Beron scheint nichts über Ophilies Aufenthalt hier zu wissen. Wir glauben inzwischen viel mehr, dass er annimmt, dass sie an einem anderen Hof verschwunden ist. Wir haben vermehrt Soldaten von ihm im Winterhof gesehen."

Fragend zog Rhysand eine Braue an, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. „Er glaubt vielleicht, dass sie inzwischen weiß, wer sie ist."

„In der Nähe der Höhle, an der Odluna starb, roch es absolut nicht nach seinen Soldaten. Eher in den ländlichen Gegenden. Dort, wo sie sich hin verzogen hätte, wenn sie geflohen wäre und einen Unterschlupf gesucht hätte." fügte Cassian hinzu und trank von seinem Tee.

Rhysands nickte langsam, ehe er Azriel langsam begann zu fokussieren. Der Schattensänger wusste, was sein Bruder als Nächstes sagen würde. „Dann funktionieren unsere Vorsichtsmaßnahmen. Das Treffen mit den High Lords ist morgen. Bis dahin müssen du und Ophilie weiterhin im Haus der Winde bleiben. Wir müssen uns heute noch dazu beraten, wie wir vorgehen werden."

„Ja. Wir haben nur ein Problem; wie du schon gesagt hast, haben wir nur noch einen Tag bis zum Treffen. Wir müssen bis dahin herausfinden, was Ophilie noch kann. Ihr Potential an Magie ist größer, als wir bisher angenommen haben. Wir" Plötzlich verstummt der Schattensänger.

Er spürte Schmerzen. Gewaltige Schmerzen. Aber es waren nicht seine.

„Azriel?" hörte er noch von der Seite Cassian nach ihm rufen.

Doch all seine Gedanken waren bei dem Band zwischen ihm und seiner Gefährtin.

Es waren ihre Schmerzen. Das spürte er sofort. Sie schien an dem Band zu rütteln und zu ziehen.

„Ich erreiche sie nicht." sagte Rhysand und sprang von seinem Schreibtisch auf. „Ich kann nicht in Ophilies Kopf eindringen. Wo ist sie?"

Azriel versuchte über den Schmerz in seinem Bauch und an seinem Hinterkopf Ophilie selbst über das Band zu erreichen. Er versuchte es zu packen und ihren Geist zu sich zu ziehen. Doch es gelang ihm nicht. Es entglitt ihm immer wieder.

Konnte sie ihn nicht wieder durch ihre Augen sehen lassen? Er wusste nicht, wo sie war. Was mit ihr geschah.

Dann hörte der Schmerz plötzlich genauso schnell wieder auf, wie er gekommen war und das Band war zugleich auch vollkommen still geworden. Schnaufend sah Azriel zu Rhysand auf. „Ihr ist etwas passiert." gab er nur atemlos von sich, ehe er im Schatten verschwand und im Haus der Winde wieder auftauchte.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt