Als junge Knappen hatten Azriel, Cassian und Rhys baldig Gehör davon gefunden, dass auf das Akzeptieren des Gefährtenbandes, ein Dauergelüst nach Sex mit einher geht. Zumindest eine, die Tage bis Wochen andauern würde.
Azriel war wohl der erste der drei Brüder, der sich selbst davon überzeugen durfte. Obwohl er sich damals nicht sicher war, ob seine ständige Begierde nach Ophilie durch das Gefährtenband kam oder daran lag, dass es die erste Frau war, mit der er geschlafen hatte.
Schließlich war die Verbindung zu Ophilie immer noch nicht gänzlich geklärt.
Doch eines war ihm bewusst - auf Sex mit Ophilie wollte er nicht verzichten und war von ihrem Körper immer noch genauso angetan wie zu Anfangszeiten.
Sie hatten das Band, sofern es wirklich eines gab, schon früh akzeptiert. Ein Marathon an Beischlaf folgte. Für Wochen.
Doch musste es nicht irgendwann weniger werden?
Azriel vermutete inzwischen das Gegenteil.
Kaum war Rhys mit seinem Sohn aus dem Haus verschwunden, fielen beide wieder übereinander her.
Erst kurz vor dem Einbruch des Abends gönnten sie sich eine Verschnaufspause und Azriel fand den Mut Ophilie von Rhys Plänen, dem Brief und dem Treffen im Ritas zu erzählen.
Ophilie blickte ihm skeptisch entgegen. „Rhys will mich als Thronfolgerin für Beron besetzen?"
„Wenn es nach ihm ginge, ja. Wahrscheinlich spricht da aber auch nur der High Lord aus ihm. Eine gute und starke Bindung zu einem anderen Reich fehlt ihm. Die Höfe sind schon lange nicht mehr die Einheit, die sie früher einmal waren."
Die Blondine schnaufte freudlos auf. „Meinem Vater das Ende zu bereiten, das er verdient hätte, würde mich wesentlich besser schlafen lassen. Aber den Thron zu besteigen oder überhaupt andere davon zu überzeugend, dass ich wieder in das Erbe dieses Psychopathen aufgenommen werde, wäre wohl mein nächster Alptraum. Ich war anscheinend dafür gemacht worden, um zu regieren. Wahrscheinlich noch grausamer und mächtiger, als mein Vater. Aber inzwischen bin ich das definitiv nicht mehr.
Meinen Vater töten; liebend gerne. Aber um den Rest kann sich Rhys gerne selber kümmern."Ophilies Augen wirkten nun forschend. Sie schien jeden Zentimeter im Gesicht des Schattensängers genauestens zu mustern. „Und du? Was denkst du darüber?"
„Das selbe wie ich bereits zu Rhys gesagt habe; deine Entscheidung. Egal wie es ausgehen mag, ich werde dir folgen. Insofern du mich lässt."
Wieder tauchte da dieses laszive schiefe halbe Grinsen auf Ophilies Lippen auf. „Mhm. Der Gedanke daran, mit dir auf dem Herbstthron zu vögeln, hat was für sich."
Azriel schnaufte belustigt auf und sah von ihrem Platz auf dem Balkon aus auf die Stadt. „Ich glaube nicht, dass du schlecht darin wärst, einen Hof zu führen. Ganz im Gegenteil. Du hast etwas, was Beron nie hatte; Mitgefühl. Tiefe Verbundenheit zu allen lebenden Wesen. Du weißt wie es ist ganz unten zu sein und die beschützen zu müssen, die es auch brauchen. Wenn es nur nach meiner Meinung geht, glaube ich, dass du durchaus im Stande bist, den Herbsthof zu regieren. Aber ich weiß auch welche Bürde es mit sich bringt und kann verstehen, wenn du es nicht machen wollen würdest."
Ophilie knirschte nachdenklich mit den Zähnen. „Mir gefällt der Gedanke nicht, Eris auf dem Thron zu sehen. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt. Aber das was ich über ihn weiß, reicht, um zu wissen, dass es dem Herbstvolk nicht besser gehen würde, wenn er regiert. Lucien wird wegfallen, seit mein Vater herausgefunden hat, dass er der Sohn des Sommerhofes ist. Und die anderen Söhne, die Beron gezeugt hat, zeugen auch nicht gerade von Integrität und Rückgrat."
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A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction | Watty 2022 Shortlist
أدب الهواةSie sollte die erste High Lady werden. Ophilie. Tochter von Beron. Doch ihre Liebe zum Schattensänger Azriel stellte sie vor die Wahl. High Lady über das Herbstreich werden oder gemeinsam mit ihrer Liebe verschwinden und den Titel der High Lady für...