Vereinigung von Eis und Schatten

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Der Schattensänger schlief in dieser Nacht besonders schlecht. Nicht nur wegen Ophilies Worte am Abend. Auch ihr Geruch und ihr Körper, der so eng bei ihrem Kampf an seinen gedrückt war, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Es war kurz nach Mitternacht als Azriel beschloss die Zeit sinnvoller zu verwenden als sich auf seinem Bett hin und her zu drehen. Ophilie schlief sicher und tief und würde ihn wahrscheinlich nicht länger beim Schlafen benötigen.

Also begann er einfache Übungen im Wohnzimmer zu machen, um nicht nur seine Musekln zu dehnen, sondern um auch wieder seine Gedanken ordnen zu können.

Seit Ophilies Geständnis vor wenigen Stunden, schlug sein Herz noch einen Schlag kräftiger. Er hatte bereits zuvor geahnt, vielleicht sogar gewusst, dass sie ihn verziehen hatte und ihn noch genauso liebte wie er sie. Doch es nochmal aus ihrem eigenen Munde zu hören, war etwas ganz anderes.

Sie waren füreinander bestimmt. Der Schattensänger und die Frau mit Feuer und Blut in den Adern.

Hör auf so von dir zu reden! Mich hat es nie interessiert wer du bist, woher du kommst oder was du mir bieten kannst. Es lag nicht an deinem Geld oder deiner Herkunft, in die ich mich verliebt habe. Das warst alleine du selber. Ich habe alles in meinem Leben gehabt. Geld, Gold, Juwelen, einen Palast, eine Familie. Aber das wertvollste von allem warst und bist nur du.

Bei diesen Worten fühlte er den Wahr-Sager noch deutlich an seiner Kehle.

Doch ehe er sich in ihrer misslichen Lage erneut verlieren konnte, öffnete sich die Tür zu seinem und Ophilies gemeinsamen Zimmer. Er hörte ihre Schritte, bis sie ebenfalls im Wohnzimmer stand.

Sie war müde. Unter ihren Augen erstreckten sich große lilane Ringe. Er ahnte sofort was also war. Kaum war er aus ihren gemeinsamen Bett gegangen, kamen die Alpträume zurück.

Ohne zu zögern, lief der Schattensänger auf sie zu. „Der Alptraum war dieses Mal schlimmer als sonst." stellte er fest und legte ihr einen Arm um die Hüfte, die andere Hand zart an ihre Wange.

Sie war so müde. So fertig. Ließ sie ihn etwa etwas anderes sehen, als sie eigentlich war?

Ihr Nachthemd war so kurz und dünn, dass er neben jeder Kurve ihres Körpers auch das Tattoo an ihrer gesunden Rippe erkennen konnte.

Es war noch da. Ihr Versprechen an ihn. Eine fliegende Eule.

Sie würde ihm immer die Wahrheit über sich zeigen und sagen, wenn er sie darum bitten würde. Über jede Narbe. Jede Angst. Jeden ihrer Zustände. Über jede ihrer Illusionen.

„Es ist nicht dieser Traum gewesen. Es ist die Gesamtzahl an Träumen. Mein Vater verhandelt nicht mehr, wenn es um meinen Tod geht. Er bringt einen guten Soldaten nach dem anderen auf grausame und brutale Art um, wenn sie mich nicht gefunden haben oder sich dazu weigern. So geht es schon seit Tagen. Es scheint als ob er alles daran setzt mich zu finden oder mich mit diesen Grausamkeiten absichtlich wach zu halten, damit ich leichte Beute für ihn werde. Auf Kosten Unschuldiger."

Ihre Augen sahen zu ihm auf. Das Blau war zu einem eisigen Ton gefroren. Das Braun glühte beinahe golden auf.

Azriel ließ die Hand an ihrer Hüfte zu ihrer Hand sinken. Sie war nicht nur eisig kalt. Nein. Sie war sogar mit Eis überzogen. Ihre Kräfte gerieten ins Ungleichgewicht.

„Es wird alles gut werden, Lilie. Ich pass auf dich auf." sagte er sanft zu ihr herab und streichelte ihre Wange.

Wo war nur ihre Kämpferlust hin? So die laszive, kokette Frau, nach der er sich immer wieder so sehnte?

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt