Geständnisse auf Umwegen

307 19 0
                                    

„Danke, Azriel." sagte Elain in ihrer sanften Stimme und blickte dem Schattensänger mit ihren rehbraunen Augen entgegen. „Ich weiß, dass dir das hier nicht einfach fallen muss, nach..." Ihr schönes zartes Gesicht lief rot an, bei den Gedanken an die Nacht, in der Eingangshalle der Villa am Fluss. Als er sie beinahe geküsst hätte. Seither war diese seltsame Anspannung zwischen ihnen beiden. Doch Azriel würde selbst dann nicht zögern, ihr zu helfen, wenn auch diese unvertraute Situation zwischen ihnen beiden sich immer noch so seltsam anfühlte.

Er wusste, dass sie ihn immer noch mochte. Vielleicht sogar mehr als mochte.

Umso vorsichtiger hätte er vorgehen müssen. Doch er verließ sich nur auf sein Gefühl und das hatte zumindest geholfen.

Azriel lächelte leicht und nickte. „Kein Problem. Im Alpträumen- und Visionenbekämpfen bin ich inzwischen Spezialist."

Ein weiches leichtes Kichern drang aus Elains Kehle. Ihre Augen funkelten wild auf. „Das glaube ich dir."

„Kann ich dich alleine lassen? Ich muss jemanden Wichtiges suchen und mit ihr reden." fragte Azriel, der sich jedoch schon erhoben hatte.

Feyres Schwester lächelte zart. „Du suchst die Frau mit dem Löwenherz, die Hitze und Kälte vereint. Dein Gegenstück, nicht wahr?"

Azriel zögerte für einen kurzen Moment. War es Eifersucht, die aus ihr sprach? Oder doch Freude? Er konnte es nicht zuordnen.

Azriel nickte langsam. „Ja. Ich glaube, dass ich ihr ein paar Dinge erklären muss, bevor sie sie falsch interpretiert."

Elain nickte freundlich. „Stell sie mir bei Gelegenheit vor. Sie scheint sehr freundlich und liebenswert zu sein. Nesta und Feyre scheinen sie sehr zu mögen."

„Sehr gern." sagte Azriel zart und lief dann hinaus zum Balkon. Er suchte sie mit seinen Sinnen überall. Doch weder sah er sie, noch konnte er ihren Geruch riechen. Dabei hatte er bei ihrer Ankunft noch das Gefühl, in einem Meer aus Hyazinthen zu schwimmen.

Wo konnte sie nur hin sein? Auch von Amren fehlte jede Spur.

Dem Schattensänger schwante nichts gutes. Wenn Ophilie seine Blicke falsch interpretiert hatte und er ihr erneut das Herz damit gebrochen hätte, würde Amren sicherlich bereits jetzt schon ihren Todesplan für ihn schmieden. Und da Amren Ophilie wohl genauso liebte wie er, würde er wohl nicht lange gegen sie überleben. Sie hatte ohnehin schon einen Groll auf ihn gehabt.

Das Haus der Winde war groß. Aber nicht so groß, um sie nicht mehr zu finden. Vielleicht wartete sie aber auch in seinem Zimmer und wollte eine Erklärung von ihm. Er musste ihren Geruch ausfindig machen.

Es tat ihm leid, dass er nicht sofort mit ihr reden konnte, doch mit Elains Visionen war nicht zu spaßen und für Azriel war es wichtig, dass es Elain gut ging. Er wusste nicht, wie Feyres Schwester auf Ophilie reagiert hätte und umgedreht. Er musste seine Liebste also auf Distanz halten. Nur vielleicht hatte gerade das sie nun verärgert.

Elain war so lieb und zart und er wusste, dass sie sich in seiner Nähe besser entspannen konnte.

Aber das wusste Ophilie nicht. Noch nicht. Und das letzte was er wollte, war sie wütend oder traurig zu machen. Nicht jetzt, wo es so gut zwischen ihnen lief.

Er entdeckte Rhysand etwas abseits von Feyre und Mor, am Balkon stehen. Alle drei sahen sich die fallenden Sterne an. Wie gern hätte er diese Nacht mit Ophilie in seinem Bett aus angesehen. Sie an sich gezogen, ihre Haut an seiner gespürt und ihr sanfte zarte Küsse ins Haar gesetzt, während ihre Blicke zum Himmel aufgerichtet wären. Er hätte ihr gestanden, dass er sie immer noch liebte und wieso er damals den Kontakt zu ihr abgebrochen hatte. Er hätte sich dafür entschuldigt, dass er immer wieder vor ihrer Türe gestanden hatte. Doch er brauchte sie in seinem Leben so sehr wie die Luft zum Atmen. Und dann wäre es an seiner Liebsten gewesen, seine Verzeihung zu akzeptieren.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt