Das Treffen der High Lords

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Ophilie atmete kaum mehr. Ihr Körper war fest an Azriels gepresst, während ihre Tränen seinen Körper immer stärker benässten.

Nur von fern hörte sie Leute nach ihr rufen. Doch es war ihr alles gleich. Sie war im Inbegriff ihren Seelenpartner zu verlieren. Wieder jemanden, den sie liebte. Wieder durch die Hand ihres grausamen Vaters.

Sie musste es verhindern. Aber ihr Körper und ihr Geist waren zu schwach. Das Eischaos hatte sie beinahe alles gekostet - und auch Azriel.

Etwas zog an ihrer Schulter. „Ophilie! Was um Kessels Willen, ist passiert?"

Sie kannte diese tiefe Stimme. Und was noch wichtiger war; sie vertraute ihr. Nur deshalb hob sie den Kopf an und sah in Augen, die die selbe braune Farbe hatten, wie ihres.

Sie hatte es tatsächlich geschafft! Sie hatten sie beiden aus diesem Gefängnis gebracht.

Eris hatte sich auf die Knien sinken gelassen und hockte beinahe über Ophilie drüber. Sein besorgtes Gesicht musterte sie und auch ihren Mann.

„Er wollte ihn mir nehmen!" schluchzte sie, ohne Azriels Körper loszulassen.

Eris musste sofort verstanden haben, von wem sie sprach. Sein Blick jedoch verfinsterte sich nicht. Stattdessen schloss er die Arme um seine Schwester - und Ophilie ließ los und legte sich in schützende Hände

Auch weil sie Rhysands Stimme nach ihr und Azriel rufen hörte und sofort wusste, dass er sich um seinen Bruder kümmern würde. Sie sah den High Lord sich neben seinen schwer verwundeten Bruder niederknien. Dunkle Magie strömte wie dichter Nebel aus seinen Händen. Der Blick des High Lords verlor an Kraft. Fassungslos sah er auf die blutigen offenen Hände seines Bruders.

Feyre und Amren waren die nächsten, die Ophilie hörte.

Amren stand sofort bei Ophilie und fletschte die Zähne, zu einer Person, die hinter Ophilie sein musste. „Ich schwöre dir, dass es das letzte Mal gewesen ist, dass du ihr weh getan hast, du mieser kleiner Wichser!"

Ophilie hatte nicht die Kraft sich herum zu drehen, um zu sehen, wen Amren damit meinte. Vielleicht wusste sie es aber bereits ohnehin.

Dann begannen die Leute wild um Ophilie herum zu erzählen. Jemand zog an ihr, doch feste Hände hielten sie fest. Sie hörte Eris' Stimme. Die von Amren. Feyres und andere, die sie bisher noch nicht gehört hatte. Nur Rhysand saß stumm vor seinem strebenden Bruder und versuchte sich ein Ausmaß über seine Wunden zu machen.

Ophilies Körper zitterte vor Wut. Enttäuschung und Angst. Doch Eris ließ sie nicht weg. Nicht zu Azriel oder zu Rhysand. Sie hätte ohnehin nicht die Kraft besessen, zu laufen. Nur die Tränen schienen in unendlichen Bahnen ihre Wange herabzufallen. Ohne ein Ende in Sicht zu haben.

Ihre Stimme war zart und klein. Wie ein zarter Windhauch im Sommer, als sie zu Eris aufsah. „Helft ihm. Bitte."

Eris braune Augen sahen sie voller Mitleid an. Wahrscheinlich hatte niemand zuvor in diesem Raum den zukünftigen Anwärter des Herbstreiches so emotional gesehen, was sicherlich der Grund für das wilde Stimmenchaos hinter ihr war.

„Kann uns endlich mal jemand sagen, was hier los ist?" forderte eine tiefe Männerstimme, worauf Amren nur bittersüß das Gesicht verzog. „Frag den High Lord des Herbsthofes!"

„Was?"

Wieder ein wilder Dschungel aus Stimmen, die sich überschlugen.

Doch Ophilie hatte nur Augen für den Mann, der ihr zu Füßen lag. Mit gebrochenen Flügeln, Händen, auf denen die Haut verbrannt wurde und dessen Körper blutend und gebrochen war.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt