Eine Welt aus dir und mir

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In Azriels dicksten Pullover eingekleidet, saß Ophilie mit allen ihr noch zur Verfügung stehenden Decken auf dem Doppelbett und sah den skeptischen Schattensänger, der ihr gegenübersaß, nachdenklich an.

Ophilie war immer noch nicht richtig warm und in ihren Knochen saß die bittere Kälte immer noch tief und standfest. Es würde sie wahrscheinlich Tage kosten, bis sie sie wieder loswerden würde.

Sowas kannte sie nur aus den Anfangszeiten ihre Mediationzeiten.

Und nun musste sie Azriel irgendwie erklären, dass sie trotz ihrer Angeschlagenheit wieder ihren Körper verlassen müsste, um sich Azriel endlich zu öffnen, damit ihre Seelen endlich verschmelzen konnten.

Das allerdings sah der Schattensänger ganz anders.

Er war von Ophilies Idee genauso wenig begeistert und überzeugt, wie sie beinahe selbst.

„Dann muss es warten. Oder einen anderen Weg geben." sagte der Schattensänger grimmig, während die Schatten um ihn herum wirbelten und immer wieder ihren Weg zu Ophilie suchten.

„Welche den sonst? Wir haben miteinander auf jede Art und Weise und zu jeder uns bittenden Gelegenheit und Ort miteinander geschlafen. Liebend, hassend, wütend, traurig. Wir haben uns Versprechen gegeben, sind Packte miteinander eingegangen, haben uns Liebesbekundungen gegeben, haben voneinander essen lassen und haben uns sogar gegenseitig unsere Jungfräulichkeit geschenkt. Ja, wir kosten sogar regelmäßig das Blut des anderen. Mir fallen nicht viel mehr Dinge ein, die wir noch miteinander teilen können. Unsere Seelen sind die einzigen, die miteinander noch nicht verschmolzen sind."

„Du kannst nicht wieder in diesen Zustand zurückkehren, solange die Kälte vom letzten Mal noch nicht mal aus dir raus ist! Du wirst kaum Zeit haben, irgendetwas zu untersuchen und zu erkunden! Die Decken und Stoffe werden dir wohl kaum genügend Zeit dafür geben!"

Ophilie erkannte die Angst in Azriels Worten deutlich heraus. Da war keine Wut. Nur Sorge und Ängste.

Sie versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen. „Uns bleiben nicht viele Sachen mehr übrig, um Beron zu stoppen. Ich bin es den Leuten schuldig, die Beron jeden Tag abschlachten und quälen lässt. Ich bin in der Lage dazu. Sie nicht mehr. Und die Meditation habe ich schon hunderte Mal gemacht. Jetzt wieder ohne zusätzliche Kälte. Es wird funktionieren."

Verständnis sah anders aus, musste Ophilie feststellen, doch sie erkannt auch wie Azriel sich allmählich mit ihrem Plan zufrieden gab. „Und wie willst du das anstellen? Du kannst deinen Körper von deiner Seele und Geist trennen. Ich nicht."

„Nein!" sagte sie mit einem schelmischen Gesichtsausdruck dabei, „Du nicht. Aber ich kann es für dich. Und wenn ich das geschafft habe, müssen wir beide nur noch eins werden. Und du verstehst hoffentlich, was ich damit meine."

Immer noch kein Verständnis. Stattdessen schüttelte der Schattensänger seinen Kopf. „Und wie willst du dann zurückkommen, wenn ich dir nicht dabei helfen kann? Wenn ich selber ... fern von meinem Körper bin?"

Ophilie zuckte selbstbewusst mit den Schultern. Zumindest versuchte sie es selbstbewusst aussehen zu lassen. „Ich habe das hunderte Male geschafft, mit deutlich schlimmeren Verletzungen und auch bei anderen Leuten."

Azriel hob eine Braue an. „Versprich mir, auf dich aufzupassen."

„Mach ich." kam Ophilie die Lüge mit einem Lächeln über die Lippen.

Der Schattensänger seufzte schwer und sah prüfend noch einmal zu der dicken brennenden Kerzen, die Ophilie auf dem Nachtschränkchen entzündet hatte. Sie war dick genug, um lange zu brennen.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt