Kennenlernen einer Prinzessin

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„Alter, ist die heiß!" grinste Cas als wir drei uns am Büfett wiederfanden.

Rhys nickt notgeil. „Absolut! Wer hätte gedacht, dass Beron so hübsche Frauen zeugen kann? Scheint sein Meisterwerk zu sein!"

Ich sagte nichts dazu, obwohl ich ihnen am liebsten meine Fäuste in die Gesichter geschlagen hätte. Niemand durfte so über Lilie reden. Sie war eine Frau. Kein Sexobjekt. Sie hatte alles verdient. Alles. Nur nicht diese beiden Schwachköpfe.

Rhysand grunzte auf und zeigte auf die Prinzessin, die vor wenigen Minuten den Ball mit ihrem Vater eröffnet hatte und mit diesem nun den ersten Tanz vollführte. Der Rest der Hunderten an Gäste, hatte sich um das tanzende Paar versammelt, klatschten und sangen mit.

Nur wir drei hatten uns dem Ganzen entzogen und blieben bei der Bowle hängen.

„Sie ist sicherlich nicht einfach zu kriegen. Da muss man erstmal an Beron vorbei und dann an den anderen Hunderten an Kandidaten, die sie am liebsten gleich auf der Stelle vögeln wollen."

Sie haben nicht das Recht, so über die Prinzessin zu reden., flüsterte einer meiner Schatten. Ein anderer stimmte mit ein: Schlag ihnen die Nasen zu Brei, Azriel!

Nein!, sagte ein Dritter und tanzte um meinen Kiefer wie eine zarte Berührung des Windes, Finde einen Weg mit ihr zu reden. Sie hat dieses Ziehen in ihrer Brust auch gespürt. Du musst mit ihr darüber reden. Sie ist deine Gefährtin. Du hast das Recht, sie zu deiner zu machen.

Mir wurde immer übler. Und das lag nicht zuletzt auch an der widerlichen Bowle, die Rhys und Cas in Mengen in sich hineinschütteten.

„Wisst ihr was?", sagte Rhys und drückte mir seinen Becher voll Alkohol in die Hand, „Zu irgendwas muss es ja nütze sein, dass ich der nächste High Lord werde! Ich werde die Prinzessin zum zweiten Tanz auffordern!"

Mein eigener Becher in meiner linken Hand gab den Druck meiner Kraft nach und knackte. Doch ich sagte immer noch nichts. Was hätte ich machen sollen? Meinem Bruder sagen, was ich für die Prinzessin empfand?
Ich war nur ein einfacher Schattensänger ohne Titel und Bedeutung. Auch wenn mich Rhysands Mutter wie ihren eigenen Sohn aufnahm und mich pflegte. Doch ich hatte auch zwei Hände, die so vernarbt waren, dass es immer wieder Leute gab, die sich vor mir ekelten. Alleine diese Tatsache reichte, um Lilie nicht wieder anreden zu dürfen.
Ich wusste wo mein Platz war und was meine Pflichten waren. Und eine davon war es, nicht aus der Reihe zu tanzen. Ich hatte Rhysands Familie so viel zu verdanken - und inzwischen kamen wir drei immer besser miteinander aus.

Und doch konnte ich ihnen nichts davon erzählen. Vielleicht erst, wenn ich mir wirklich war, was zwischen der Prinzessin und mir war.

„Drückt mir die Daumen." grinste Rhys und machte sich auf in die Menge. Dabei hatte er lässig eine Hand in seine Hosentasche gesteckt, während die andere locker herunterhing.

In mir tobte ein Krieg und ich war kaum mehr in der Lage, vernünftig zu denken.

Rhysand durfte sie sich nehmen. Er hatte jedes Recht dazu. Jeder in diesem verschissenen Raum, hatte das Recht sie anzufassen. Nur ich nicht!

„Hey, Az." Die Stimme von Cas war plötzlich wesentlich leiser und zarter, als sie es eben noch bei Rhysand war. „Du siehst ja aus, als wolltest du gleich den halben Saal erwürgen."

Da war kein Spott in seiner Stimme. Nur tiefe Sorge.

Doch der dicke Kloß in meinem Hals hielt mich davon ab, zu reden. Trotzdem sah ich meinen Bruder an.

A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction  | Watty 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt