Azriel öffnete unsanft seine Augen als jemand sich auf seinen sitzenden Körper bewegte.
Er saß immer noch im großen Ohrensessel im Wohnzimmer des Haus des Windes. Das Feuer im Kamin knisterte und knackte noch leise vor sich hin und gab dem Schattensänger einen leichten Ausblick auf die Situation vor ihm.
Ophilie hatte sich mit einer dicken Decke um Azriel gekuschelt und war an seiner Brust eingeschlafen. Ihre Beine hingen zur Seite des Sessels hinaus, während ihr Oberkörper von Azriels Armen festgehalten wurde.Auf dem Sofa neben dem Kessel lagen Cas und Nesta. Nesta lag ebenfalls in er dicken Decke eingepackt da und wurde von Cas Armen an ihn herangezogen. Sie selbst hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Azriel schnaufte erheitert auf als er Nestas nachdenkliche Miene sah. Ihre Augenbrauen waren eng aneinander gezogen, so sehr, dass sich eine dicke Falte dazwischen gebildet hatte.
Wahrscheinlich machte Cas in ihren Träumen wieder Unsinn, über den sie mit erhobener Stirn sich ärgern musste.Azriel blickte dann auf dem Tisch vor sich. Drei Weingläser standen leer darauf. Und zwei weitere leere Rotweinflaschen, sowie den kläglichen Restern von Nüssen und Trockenfrüchten. Nur Nesta war bei Wasser geblieben. So wie sie es inzwischen immer tat. Az war stolz auf ihren Wandeln von der wilden Partymaus zur Walküre. Und auch glaubte er, dass Ophilie inzwischen mit daran mitgeholfen hatte, Nestas Weg zu eben.
Nesta sah zu ihr auf. Und Ophilie behandelte sie wie eine Freundin und gab ihr Kraft und Rat. Wahrscheinlich hatte sie selbst auch schon von den immer noch andauernden Twist zwischen Nesta und Feyre mitbekommen.
Doch sie ging mit jeder der beiden Schwestern freundlich und besonnen vor und hatte mit jeder einzelne ihre Freundschaft geschlossen.
Azriel wollte und konnte sich in diesem Moment gar nicht vorstellen,wie es ihm und Ophilie bald im Herbstreich ergehen würde.
Wenn seine Freunde weiter am Nachthof leben würden. Und er und Ophilie im Reiche des Herbstes. Bei Eris.
Er würde seine Familie vermissen. Auch wenn der Weg zu ihnen immer kurz war. Doch er wusste, wie eingespannt seine Freunde waren. Und er und Ophilie würden es bald am eigenen Leib spüren, welche Verpflichtungen das Leben als High Lady mit sich brachte.
Dann müsste es geregelte Treffen geben. Solche spontane Abende wie heute würden Seltenheit werden.
Aber das alles diente der guten Sache, sagte sich Azriel und zog seine Arme noch fester um Ophilie und drückte sie an sich. Er würde bei ihr bleiben und sie beschützen - auch wenn sie das alleine bereits bestens konnte. Aber er würde dafür sorgen, dass keine weitere Narbe auf ihren Körper entstehen würde. Eher würde er seine Hände noch einmal verbrennen lassen. Sie hatte alles verdient. Einfach nur, damit sie endlich sein war.
„Du erdrückst mich, Fledermäuschen." murmelte es plötzlich unter ihm in die Decke rein.
Sofort ließ der Schattensänger ein Stück von seiner Umarmung ab, auch wenn sich Ophilie fast zeitgleich wieder an ihn heran kuschelte. „An was denkst du?" fragte sie leise.
So leise, dass es Azriel alle Mühe kostete sie über Cassians Schnarchen hinweg zu verstehen, das langsam eingesetzt hatte.
Azriel hätte lügen sollen und ihr irgendeine andere Geschichte erzählen sollen. Doch er war ehrlich. „An die Zeit nach deiner Thronbesteigung. Es wird komisch werden, diese Scharr an Verrückten nicht mehr ständig um mich zu haben."
Azriel spürte sie an seiner Brust milde lächeln. „Ich weiß. Aber ich lasse dir natürlich die Wahl, ob du hier bleiben willst oder mit mir kommst. Ich würde beides verstehen."
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A Court of Fire and Ice | Azriel Fanfiction | Watty 2022 Shortlist
Hayran KurguSie sollte die erste High Lady werden. Ophilie. Tochter von Beron. Doch ihre Liebe zum Schattensänger Azriel stellte sie vor die Wahl. High Lady über das Herbstreich werden oder gemeinsam mit ihrer Liebe verschwinden und den Titel der High Lady für...