Kapitel 7

602 19 0
                                    

Wenig später lagen wir halbnackt im Bett und lauschten dem Regen, der gegen die Scheiben prasselte. Dort und da hörte man einen Donner und ein Blitz erhellte den dunklen Raum. Ich lag in Johnnys Armen und genoss seine Nähe, seine Wärme und das Geräusch seines Herzschlags.
"Ich komme mit.", flüsterte ich in die Dunkelheit. Johnny wurde hellhörig und legte den Kopf auf die Seite. "Du meinst..."
"Ich komme mit dir nach Hollywood", erklärte ich nervös. "Aber ich gehe wieder, wenn es mir zu viel wird...", fügte ich schnell hinzu.
Er umarmte mich erfreut und küsste meinen Scheitel sowie meine Stirn ab. "Natürlich!", raunte er. "Ich werde dem Piloten sagen, er soll dich überall hinbringen, wo immer du hin willst."
Ein leises Lachen kam über meine Lippen. Ich hob meinen Kopf an, um ihn leidenschaftlich zu küssen. "Hollywood ist eine Nummer für sich...", brummte ich. "Also lass mich ja nicht hängen. Erst recht nicht wegen irgendeiner anderen!"
Johnny küsste mich wieder innig und fuhr mit einer Hand in meine Haare. "Wenn ich dich an meiner Seite habe, was sollte ich da noch wollen?", entgegnete er, gefolgt von einem Kuss auf meine Nase. Schmunzelnd strich ich über seine Wange und musterte ihn. Ich musste daran denken, wie wir uns kurz zuvor noch in der Dusche geliebt hatten. Wie verführerisch er ausgesehen hatte, als er komplett nass gewesen war und das Wasser von seinen Haarspitzen tropfte. Plötzlich verwandelte sich das Bild in meinem Kopf zu etwas anderem. Statt durchnässt mit Wasser war er durchtränkt mit Whiskey. Die goldgelbe Flüssigkeit tropfte von seiner Haut, während er sich die Lippen leckte. Schockiert über mich selbst blinzelte ich einige Male.
"Alles in Ordnung?", fragte Johnny. "Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
Ich schluckte und suchte nach einer Ausrede. "Nein, alles gut... Ich habe nur.. Über... Naja nachgedacht einfach. Meine Eltern..."
"Du sagtest, sie hatten ein Alkoholproblem?"
Fuck. Das wollte ich jetzt wirklich nicht damit erwähnen. Seufzend legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust.
"Nicht so ganz... Also... Ich würde es in ihrem Sinne nicht Problem nennen...", fing ich an. "Als ich kleiner war, haben sie viel getrunken. Jeden Abend. Sie waren nie handgreiflich. Aber die ganze Zeit besoffen. Ich musste mit ihrem Zustand dann klar kommen... Es war anstrengend... Grausam... Angsteinflößend... Verstörend..."
Johnny strich mir zärtlich über den Rücken und küsste meine Haare. "Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst", meinte er.
"Schon gut.", winkte ich ab und ließ meine Finger über seine Brust tanzen. "Meine Mam hörte irgendwann auf mit dem Trinken... Aber mein Dad trinkt nach wie vor, wenn er seinen Stress in der Arbeit und so hat... Oft ging er dann mit Restalkohol zur Arbeit... Es war zu der Zeit gar nicht der Alkohol, was mich beunruhigte. Sondern der Stress dem er ausgesetzt war. Durch die Schulden..."
"Ich verstehe, was du meinst... Es muss hart für dich gewesen sein...", raunte Johnny und drückte mich eng an sich.
Meine Antwort war ein leichtes Nicken. "Zumindest war keiner von ihnen wirklich abhängig. Meine Familie ist generell eigentlich ziemlich gut eingestellt. Keiner von uns hat jemals geglaubt, von etwas abhängig zu sein und so war es dann auch. Egal welche Medikamente wir nahmen, oder welche Dinge wir taten, nichts machte uns Abhängig. Mein Vater kann ganz normal eine längere Zeit nichts trinken, ohne Entzugserscheinungen. Obwohl er im Normalfall so gut wie jeden Abend trinkt. Wochenende oder bei Stress meistens bis zwei oder vier Uhr morgens. Meine Familie und ich waren halt immer der Ansicht, dass alles lediglich im Kopf stattfindet."
"Weise Worte", stimmte er zu, während er mit meinen Haaren spielte. "Genauso ist es. Bei mir ist es nicht anders. Ich kann nach wie vor trinken, nur wenn ich es aus Frust heraus mache, oder zu viel trinke, falle ich wieder in die Abhängigkeit."
Bei seinen Worten hob ich den Kopf. Unsere Blicke trafen sich und mein Herz schlug augenblicklich höher.
"Das dachte ich mir bereits irgendwie", schmunzelte ich. Er küsste mich zärtlich und ich wusste, ich würde nie wieder von diesem Mann los kommen.

Vorsichtig überprüfte ich, ob Johnny tatsächlich schlief. Nachdem ich Sicherheit hatte, stand ich leise auf und ging hinunter, um mich anzuziehen. Ich zog mir ein schwarzes Kleid, Strümpfe und eine dicke Kutte mit Kapuze über. Scar gähnte als ich ihm das Halsband umlegte. Eifrig zog ich meine Stiefel an und verließ das Haus. Mittlerweile hatte der Regen nachgelassen und war zu einem Nieseln geworden. Meine Lieblings Kette mit dem Kopf von Cernnunos, dem keltischen Waldgott, baumelte an meiner Brust. Mein Weg führte mich quer durch den Wald über Stock und Stein. Das Moos war angenehm weich unter meinen Füßen und gab einem das Gefühl auf Wolken zu gehen. Nach einiger Zeit erreichte ich den Steinkreis. Dort warteten bereits vier Frauen auf mich. Unter ihnen Malice und Rosemary. Die anderen zwei waren Fiona und Aeryn. Zwei ältere Damen aus dem Dorf. Ihre Vorfahren waren Kelten und Druiden gewesen. Sie gaben ihr Wissen über Generationen weiter. So kamen Malice und ich dazu. Rose lernte es bereits in jungen Jahren von ihren zwei ältesten Freundinnen.
Nachdem ich mir die Stiefel ausgezogen hatte, reichte mir Malice eine Kerze und wir stellten uns im Kreis auf. Im Rücken hatten wir die riesigen Steine.
Schließlich hielten wir die Kerzen in die Luft und fingen an zu singen. Dazu tanzten wir langsam im Kreis. Ich liebte unsere nächtlichen Treffen. Jedes mal wenn wir durch das Moos im Wald tanzten, fühlte es sich an, als würde ich fliegen. Ich fühlte mich frei und unbeschwert. Selbst Scar genoss unser Ritual. Immer wieder heulte er zu unserem Gesang, während seine dunklen Augen uns beobachteten.

Am nächsten Morgen wurde ich durch einen Kuss geweckt. Verschlafen blinzelte ich und blickte anschließend in die Augen von Johnny.
"Bin ich jetzt Dornröschen und du mein Prinz?", murmelte ich grinsend.
Johnny lachte leise und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Er hatte ein Tablett mit Frühstück auf das Bett gestellt. Langsam setzte ich mich auf. Irgendwie kam er mir amüsiert vor. Er schmunzelte wie ein Kind, das heimlich die ganzen Kekse aus der Keksdose geklaut hatte.
Verwirrt hob ich eine Augenbraue. "Hast du das Essen vergiftet, oder warum grinst du so komisch?", wollte ich wissen und fuhr mir durch meine zerzausten Haare.
Er schmunzelte wie ein Schuljunge. "Darf ich nicht glücklich sein, dich bei mir zu haben?", entgegnete er fröhlich.
Irgendetwas war hier faul. Das konnte ich riechen. Aber ich beließ es dabei und bedankte mich stattdessen für das Frühstück. Wir genossen es gemeinsam. Ich linste öfters zu ihm hin.
"Wann hast du die nächste Vorlesung?", fragte Johnny nach dem Frühstück.
Ich hielt meine Tasse Tee in beiden Händen und lehnte mich zurück in die Kissen. "Nächste Woche.", antwortete ich, bevor ich einen Schluck trank. "Wann willst du fliegen?"
"Gegen Ende nächster Woche wäre gut. Wenn das für dich okay ist.", meinte er und strich über meine Beine.
"Okay. Aber nur zur Info, Scar muss überall hin mit. Er ist mein Assistenzhund."
Er nickte und küsste schmunzelnd meine Wange. "Keine Sorge. Ich werde alles heute mit meinem Agenten regeln."
Obwohl es mich nervös machte, freute ich mich, an seiner Seite zu sein. "Wie machen wir das wegen der Paparazzi?"
Johnny schien kurz zu überlegen und begann meine Füße zu massieren. "Andere Frage... Was willst du auf keinen Fall?", fragte er und sah mich wieder an.
Ich atmete tief durch, ehe ich ehrlich antwortete: "Dass sie rausfinden wo ich wohne. Mein Leben hier bedeutet mir alles. Ich will weiter ungestört leben können."
Johnny schien die Antwort zu gefallen. Er schmunzelte zufrieden und küsste mich innig. Ich verstand warum. Immerhin hatte ich ihm gerade unter der Blume die Erlaubnis gegeben, unsere Beziehung öffentlich zu machen.

Die Tage vergingen wie auf einer Uhr. Johnny war die ganze Zeit über bei mir. Selbst die Aufregung vor Hollywood konnte mir nichts mehr anhaben, denn allein der Gedanke an seiner Seite zu sein, verlieh mir Superkräfte. Er war mein Kryptonit. Zur zweiten Vorlesung begleitete er mich ebenfalls. Am Wochenende wollten meine Freunde schließlich die Ehre haben ihn kennenzulernen. Er willigte lachend ein und so verabredeten wir uns alle im Pub. Als Johnny, Scar und ich eintrafen, saßen die anderen bereits auf unserem Stammplatz. Malice umarmte mich freudig, danach wurde Johnny herzlich in die Gruppe aufgenommen. Nachdem Scar unter dem Tisch Platz genommen hatte und ich zwischen Malice und Johnny saß, wurde eine ganze Palette Whiskey serviert. Der musste bestellt worden sein, bevor wir angekommen waren. Verzweifelt sah ich auf die Gläser, die nun aufgeteilt wurden. Ich konnte nicht anders, als Johnny einen besorgten Blick zuzuwerfen. Niemand sonst schien einen Gedanken daran zu verlieren. Johnny lächelte mich nur an und küsste mein Ohr ab.
"Alles gut...", flüsterte er, wodurch sich meine Nackenhaare augenblicklich aufstellten. Auch wenn ich weiterhin Bedenken hatte, ließ ich es einfach sein und hob mit den anderen das Glas zum Trost. Die Gläser klirrten und ich nahm einen Schluck des hauseigenen Whiskeys. Dabei schielte ich zu Johnny, welcher ebenfalls einen Schluck nahm und das Glas anschließend abstellte. Er schien keinerlei Probleme zu haben.  Trotzdem wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen und nahm mir vor, ihn im Auge zu behalten.
"Also, Mister Hollywood", fing Malice an und lehnte sich zurück. "Was verschlägt dich an diesen abgelegenen Fleck Erde? Hast du nicht einige Inseln und dutzend Häuser?"
Johnny lächelte kurz schief. "Naja, die kennt man schon. Da hat man kaum seine Ruhe. Ein Bekannter von mir hat mir diesen Ort empfohlen", gab er zur Antwort. Sein Blick wanderte zu mir. "Und ich muss sagen, das ist das Beste, das mir seit langem passieren konnte."
Ich spürte, wie meine Wangen warm wurden. Verlegen schmunzelte ich in mich hinein und trank einen weiteren Schluck Whiskey.
"Oha!", rief James. "Ganz der Gentleman."
"Wann ist denn die Hochzeit?", lachte Flynn. Ich räusperte mich, um Peinlichkeiten zu ersparen. Denn ich konnte mir schon denken, dass Johnny von diesem Thema nichts mehr wissen wollen würde, nach seiner Ex.
Zu meinem Glück wechselten wir schnell das Thema. Im Pub wurde wieder gesungen und Musik gespielt. Bald stimmten wir mit ein. Johnny schien es zu gefallen. Er legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich ran. Schmunzelte schmiegte ich mich an ihn und genoss seine Nähe.
Dabei entging mir der Blick von Malice nicht. Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd und schmiedete höchstwahrscheinlich bereits Pläne, wie sie uns vor den Alter bringen könnte. Ziemlich sicher machte sie mit Rose gemeinsame Sache. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie und die anderen Hexen im Geheimen Rituale und Zauber vollzogen, um die Sache zu beschleunigen. Ich fand den Gedanken äußerst amüsant und wer wusste, was die Zukunft  bringen würde?

Gegen Mitternacht verließen wir den Pub und machten uns auf den Weg nach Hause. Scar trottete müde neben uns her. Johnny nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
"Der Abend heute war wirklich schön.", raunte er schmunzelnd.
"Aye, das war er in der Tat.", stimmte ich zu und sah ihn glücklich an. "Mit jedem Tag bin ich mir mehr sicher, dass ich dich begleiten will. Jetzt da dieser Tag beinahe eingetroffen ist, freue ich mich fast darauf. Auch wenn ich Irland nur sehr ungern für Hollywood verlasse. Aber an deiner Seite ist es überall schön."
Johnny blieb stehen und zog mich grinsend an der Taille zu sich. "Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf Erden, weißt du das?", raunte er, bevor er mich leidenschaftlich küsste.
Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und schlang meine Arme um seinen Hals. "Und du mich.", hauchte ich gegen seine Lippen. "Vielleicht ist es dafür noch zu früh... Aber... Johnny, ich liebe dich."
Er musterte mich einen Moment lang mit einem Ausdruck, den ich nicht zuordnen konnte. Im nächsten Augenblick zog er mich am Nacken in einen solch wilden Kuss, dass ich beinahe den Boden unter den Füßen verlor.
"Ich liebe dich auch, Lu", raunte er und strich mit seinen Lippen sinnlich über meine hinunter zu meinem Hals. Ich konnte es kaum fassen. Tausende Glücksgefühle durchströmten mich. Gleichzeitig wurden meine Wangen warm und ich trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
"Wir sollten heim. Morgen muss ich packen", meinte ich und küsste seine Wange.
"Aye", brummte er und nahm erneut meine Hand, ehe wir unseren Weg fortsetzten.

Am nächsten Tag hastete ich nervös von Zimmer zu Zimmer. Johnny beobachtete mein Treiben amüsiert und gleichzeitig besorgt. Ich raufte mir die Haare und ging zum gefühlten Milliardsten Mal durch, ob ich alles hatte. Johnny kam schließlich zu mir, packte mich an den Schultern und sah mir in die Augen.
"Jetzt atme einmal tief durch.", meinte er mit sanfter Stimme und machte es für mich vor.
Ich atmete gemeinsam mit ihm tief ein und wieder aus. Das Ganze fünf Mal.
"Besser?", fragte er lächelnd - meine Wange und Nase küssend.
"Naja.", antwortete ich lachend. "Ich bin einfach verdammt aufgeregt."
"Verständlich.", entgegnete Johnny. "Aber Klamotten brauchst du nicht viele. Du bekommst alles, was du willst und brauchst."
"Ich kann nicht..."
"Du kannst und du wirst, Darling.", unterbrach er meinen Protest. "Ich hab soviel Geld, dass ich es als Toilettenpapier benutzen kann. Ich gebe es liebend gern für den wichtigsten Menschen in meinem Leben aus."
Seine Worte rührten mich beinahe zu Tränen.
"Ein paar Sachen muss ich trotzdem packen.", meinte ich. Johnny ließ mich lachend los.
"Dann mach das. Ich koche in der Zwischenzeit etwas für uns.", entgegnete er, ehe er sich in die Küche begab. Ich sah ihm kurz nach und grinste in mich hinein. Was hatte ich nur für ein Glück. Er war ein absoluter Traummann. Und das nicht wegen seines Geldes, seines Äußeren oder seines Berufes. Nein. Er hatte den tollsten Charakter, den man sich vorstellen konnte. Er schenkte mir all die Liebe, nach der ich mich ein Leben lang gesehnt hatte.
Nachdem ich fertig mit packen war, lehnte ich mich gegen die kleine Kücheninsel und beobachtete ihn beim Kochen. Dabei dachte ich über den letzten Abend nach. Er hatte zwei Gläser Whiskey getrunken. Neugierig musterte ich seine Hände beim Kochen. Kein Zittern. An seinem Hals, seiner Stirn oder im Gesicht war auch kein Schweiß. Keine Entzugserscheinungen.
"Wie geht es dir heute?", fragte ich aus dem Nichts heraus. Johnny sah kurz über die Schulter zu mir.
"Du meinst wegen dem Whiskey gestern?", kam die Gegenfrage. Schmunzelnd legte ich mein Kinn auf die Handfläche. Blöd war er ja nicht. Er kapierte schnell.
"Mir geht's gut", antwortete er schließlich und schenkte mir ein Lächeln. Ich richtete mich auf und ging zu ihm. Glücklich umarmte ich ihn von hinten. Dabei sog ich seinen Duft in die Nase.
"Du machst mich so glücklich, dass ich keine Worte dafür finde", hauchte ich - meinen Kopf in seiner Halskuhle vergrabend.
Johnny drehte sich zu mir um, legte eine Hand auf meine Wange und küsste mich leidenschaftlich. "Ich liebe dich.", brummte er an meinen Lippen.
"Ich dich auch", entgegnete ich ehrlich.
"Was wirst du wegen den Katzen machen?", fragte er nach einer Weile und richtete das Essen an.
"Malice wird hier wohnen und sich um alles kümmern. Auch wenn ich mein Heim nur ungern allein lasse...", erklärte ich, ehe ich mich an den Tisch setzte.
Er nahm gegenüber Platz und legte seine Hand auf meine. "Wir kommen ja wieder."
"Wir?", wiederholte ich fragend.
Johnny schmunzelte verlegen. "Wenn du mich denn hier haben willst..."
"Natürlich, Johnny!", erwiderte ich sofort überglücklich.

Hollywood LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt