Kapitel 15

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"Ja, Mam... Ja... Natürlich...", seufzte ich und lief mit dem Handy am Ohr auf und ab, während Johnny für uns packte. "Nein, ich kann dir das noch nicht sagen. Ich stell ihn dir am besten persönlich vor... Okay dann... Ja... Hab dich auch lieb... Bis bald."
Sobald ich aufgelegt hatte ließ ich mich stöhnend auf das Bett fallen und starrte an die Decke.
"So schlimm?", fragte Johnny belustigt und schloss den ersten Koffer.
"Was glaubst du wie meine Mam wohl reagieren wird, wenn sie erfährt, dass ich mit Johnny Depp verlobt bin?", entgegnete ich als Gegenfrage und fuhr mir durch die Haare. Johnny räusperte sich verlegen und strich sich kurz über den Bart. Natürlich war es ihm auch etwas unangenehm. Wir beide waren wohl gleichermaßen nervös. In drei Stunden würden wir nach Österreich fliegen und in nicht mal fünf Stunden würde ich mit Johnny Depp meinen Eltern gegenüberstehen. Ich fragte mich, wer wohl schockierter wäre. Meine Mutter oder mein Vater. Sie waren es zwar gewohnt, dass ich mit älteren Männern verkehrte, doch Johnny war gerade mal vier (streng genommen drei) Jahre jünger wie mein Vater und dazu noch DER Hollywoodstar. Zumindest einer davon. Ich hatte Angst, dass meine Mam sich zu sehr stressen würde. Ich kannte sie. Bei Besuch, egal bei welchem, machte sie ständig ein Drama um den Hausputz. Alles musste blitz blank sein. Sie war zwar wieder etwas fitter als früher, aber ein großer Teil meiner Panikstörung kam wegen der Sorge um sie. Meine Mutter hatte jahrelang gesundheitliche Probleme gehabt und konnte in jener Zeit kaum etwas tun. Es hatte sich ungefähr zur gleichen Zeit gebessert, wie als ich damals nach Irland gezogen war. Ich hoffte wirklich, es würde sie nicht zu sehr aus den Socken werfen. Zumindest hatte ich ihr bereits gesagt, dass es sich um einen Promi handelte und wir verlobt waren.
Nachdem Johnny fertig war, legte er sich neben mich und strich mir sanft durch die Haare. "Hey... Das wird schon Baby... Darling..." Er korrigierte sich schnell und räusperte sich dabei verlegen. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm und lächelte ehrlich.
"Nenn mich wie du willst, Johnny", entgegnete ich und küsste ihn liebevoll. "Solange du mir das Gefühl gibst die einzige zu sein... Etwas besonderes zu sein... Mehr möchte ich nicht...", fügte ich leise hinzu.
Er kraulte meinen Nacken und fuhr mit seinem Daumen zärtlich über meine Lippen. Daraufhin nahm ich seine Hand mit jenem Finger, den er beinahe verloren hätte und küsste diesen.
"Du hattest recht...", meinte ich, ohne ihn anzusehen. "Auch ich war nicht viel besser... Einer meiner Ex Freunde hat mich vergewaltigt und ließ mich dann einfach liegen... Ich flehte ihn an zu bleiben... In jenem Moment hatte ich jede Würde verloren..."
Johnny schloss mich sofort eng in seine Arme und küsste meine Stirn sanft. "Du musst dich nicht entschuldigen... Ich habe weitaus schlimmeres getan... Aber ich verspreche dir... Bei allem was ich noch habe... Ich werde nie wieder solche scheisse machen... Ich werde zu dem Mann, den du verdienst"
Leicht löste ich mich aus seiner Umarmung, nur um ihm in die Augen blicken zu können. "Du bist bereits dieser Mann...", entgegnete ich und küsste ihn voller Liebe. Er erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich und drückte mich eng an sich.

Ich liebte diesen Privatjet. Oh, ich musste mir auch einen anschaffen. Wenn ich nur genügend Geld dafür hätte...
Johnny saß neben mir und streichelte meinen Handrücken, während ich meinen Kopf auf seiner Schulter hatte. Plötzlich zuckte er hoch und kramte in seiner Tasche. "Fast hätte ich es vergessen", meinte er und reichte mir eine goldene Kreditkarte. Verwirrt sah ich zuerst zu der Karte, dann zu ihm. "Was wird das?", fragte ich sichtlich verwirrt, doch er drückte mir die Karte einfach in die Hand.
"Na wir sind doch bald verheiratet.", argumentierte er locker. "Mein Zeug ist dein Zeug..."
"Aber Johnny... Ich hab ausreichend Geld...", beschwichtigte ich und sah ihn an.
"Und ich hab zuviel davon. Also nimm sie.", entgegnete er.
"Zuviel?", fragte ich. "Ich dachte, der scheiss mit Amber hätte dich so viel gekostet?"
Als Antwort küsste mich Johnny nur leidenschaftlich und grinste frech. "Wenn du dich weiter weigerst sie zu nehmen, lege ich dich übers Knie...", flüsterte er in mein Ohr, wodurch sich bei mir sofort sämtliche Nackenhaare aufstellten. Schief grinsend funkelte ich ihn an. "Vielleicht will ich das ja...", schnurrte ich keck. Johnny brummte tief aus seiner Kehle heraus und zog mich an den Haaren zu sich, um mich wild zu küssen. Leider kam kurz darauf die Durchsage, dass das Flugzeug nun landete. Wenig später hatte ich österreichischen Boden unter den Füßen.
"Gott... Wie lange ist es her...", murmelte ich und sah mich kurz am Fluggelände um. Scar trottete neben mir aus dem Jet und gemeinsam mit Johnny stiegen wir in das Auto, das bereits auf uns wartete. Johnny hatte um ein unauffälliges gebeten, wofür ich ihm mehr als nur dankbar war.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt kamen wir bei dem Haus meiner Eltern an. Sie wohnten ländlich, wenn auch noch längst nicht so abgeschieden wie ich. In der Einfahrt half uns der Chauffeur noch die Koffer vor die Tür zu stellen, ehe er sich vom Acker machte. Johnny bemerkte meine Nervosität und nahm meine Hand in seine. Erleichtert sah ich kurz zu ihm auf und atmete dann einmal tief durch, ehe ich schließlich klingelte. Wenig später öffnete mein Vater die Tür und umarmte mich freudig.
"Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten euch ja abgeholt", meinte er und ließ uns rein, ehe er Johnny begrüßte. Wie ich mir gedacht hatte, erkannte er Johnny zunächst nicht. Mein Vater sah einfach viel zu selten Filme und wenn merkte er sich die Schauspieler nicht. Scar schnüffelt kurz alles ab, um sicher zu gehen, dass sich in der Zeit nichts verändert hatte. Ein kurzer Weg durch das Treppenhaus führte uns direkt in den Wohnbereich mit der offenen Küche und dem offenem Essbereich. Meine Mutter war mitten beim Kochen und bemerkte uns zunächst nicht.
"Hey, Mam!", begrüßte ich sie, wobei sie erschrocken herum fuhr und sich die Hand aufs Herz legte. "Mein Gott, Lu!", rief sie und musterte mich. Sie legte die Sachen aus der Hand und kam dann auf mich zu, um mich zu umarmen. Man merkte deutlich wie sehr wir uns gefehlt hatten. Johnny hielt sich so lange im Hintergrund, bis meine Mutter ihn bemerkte. Sie ließ von mir ab und ich konnte deutlich in ihrem Gesicht lesen wie geschockt sie war. Auch wenn sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Es war wahrscheinlich weniger die Tatsache, dass es Johnny Depp war, noch dass er so alt war. Viel mehr die Probleme, die er in ihren Augen brachte. Meine Mutter wollte nicht, dass mich jemand wieder in jenes Loch zurückziehte. Und da spielte Johnny mit seiner Sucht leider eine große Gefahr. Dennoch begrüßte sie ihn herzlich und bot uns etwas zu trinken an, wobei ich ihr natürlich half. Mein Vater und sie hatten gekocht und sich alle Mühe gegeben. Ich wollte gar nicht wissen, wie lange sie das Haus geputzt hatten. Obwohl ich ihr eine Haushälterin eingestellt hatte, die zwei mal die Woche kam, machte sie dennoch vieles selbst. Was ja auch gut für ihre neu gewonnene Gesundheit war.
Das Essen verlief ziemlich ruhig, da weder meine Mutter noch mein Vater Englisch sprechen konnten. Wenn etwas gefragt oder gesagt wurde, übersetzte ich es. Natürlich erzählte ich meiner Mutter, wie wir uns kennengelernt hatten. Auch von meinem überaus abenteuerlichen Aufenthalt in Hollywood. Ich hatte meinen Eltern natürlich etwas mitgebracht, aber das würden sie erst später bekommen.
"Und nächste Woche fliegt ihr nach London?", erkundigte sich meine Mutter nach dem Essen.
"Ja.", bestätigte ich und trank von dem Tee. "Dort setzen sie die Dreharbeiten fort. Jedoch werden sie nicht mehr allzulange dauern und wir können bald wieder nach Irland."
"Also bleibt ihr gemeinsam in Irland? ", fragte mein Vater und sah kurz zu Johnny. Ich übersetzte es schnell ins Englische, wobei ich merkte wie mein Herz raste. So richtig hatten wir noch nie darüber gesprochen. Doch Johnny nickte lächelnd. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als er Daddys Frage beantwortete. Mein Vater tolerierte grundsätzlich fast jeden an meiner Seite. Er hatte die Erziehung schon immer meiner Mutter überlassen und war insgeheim mit seiner Arbeit verheiratet. In seiner Kindheit hatte er nie wirklich Liebe geschenkt bekommen, somit war ich ihm nicht böse, dass er diese mir nicht so richtig zeigen konnte. Dennoch bemühte er sich und gab sein bestes, wofür ich ihm sehr dankbar war. Nachdem ich meinen Eltern die kleinen Mitbringsel übergeben hatte, ging ich mit Johnny hinauf in mein altes Zimmer. Ich hatte gut alle Sachen mitgenommen. Nur mein alter Schreibtisch, der Kasten, das Bett und der kleine Flat-screen TV standen noch drin. Die Wände waren mitternachtsblau gestrichen und eine Wand war zugekleistert mit einer Waldtapete. In der Mitte des Zimmers hing ein schwarzer Kronleuchter. Ich hatte auch einen Balkon, direkt über den Essbereich. Johnny musterte mein Zimmer, was mich etwas in Verlegenheit brachte. Aber auch ich musterte es. Alte Erinnerungen kamen hoch und ich biss mir unterbewusst auf die Lippe.
"Jahrelang bin ich durch die Hölle gegangen...", hauchte ich. "Tag für Tag... Nacht für Nacht... Habe ich mich durchgeboxt... Hatte Angst, dass ich nie ein normales Leben führen könnte... Dass meine Angst, meine Panik und meine Depressionen sowie meine Insomnie nie weggehen würde, egal was passiert. Nichts und niemand konnte mir helfen oder mich beruhigen... Nicht mal Scar... Da ich nicht Arbeiten konnte und keinen Sinn mehr in meinem Leben sah, fiel es mir zunehmender schwerer mit jeder Nacht und mit jedem Tag... Als mein Buch plötzlich so groß rauskam... Ich konnte es nicht glauben... Es hat mich einige Zeit gekostet, das alles zu realisieren. Von da an ging jedoch alles ganz schnell. Ich hab das Cottage in Irland gebaut und bin ohne zu zögern, trotz meiner scheiss Angst hingezogen. Ich dachte mir, wenn, dann sterbe ich in Irland. Ich wollte es wenigstens versucht haben. Es war nicht leicht... Aber ich habe es geschafft... Dank Irland... Dank der Menschen und der Natur dort..."
Johnny hatte mir die ganze Zeit über zugehört und nahm mich fest in seine Arme, als ich fertig war. "Das hast du allein dir zu verdanken...", raunte er in mein Ohr. "Weil du nie aufgegeben hast."
Ohne dass ich es wollte, kamen mir die Tränen und ich klammerte mich schluchzend an Johnny. Wenig später lagen wir gemeinsam in meinem alten Boxspringbett. Scar zu unseren Füßen. Johnny streichelte mir liebevoll den Rücken und sah an die dunkle Zimmerdecke.
"Warum Irland?", fragte er nach einiger Zeit aus dem Nichts. Mein Kopf lag auf seiner Schulter und ich lauschte seinem Herzschlag. Seine Nähe beruhigte mich so sehr, dass ich mir beinahe sicher war, wenn er früher zu mir gekommen wäre, hätte ich den ganzen Mist nicht allein durchstehen müssen und meine Panik wäre nicht so schlimm gewesen.
"Weil sie dort noch im Einklang mit der Natur leben... Ich weiß es auch nicht... Diese nordischen Völker haben etwas mystisches an sich und es hat mich schon immer dorthin gezogen.", antwortete ich leise und strich über seine Brust.
"Warst du deswegen damals in der Nacht im Wald?", wollte er wissen und legte seinen Kopf schräg, um meine Stirn zu küssen. Überrascht sah ich zu ihm hoch.
"Du hast mich gesehen?", fragte ich entrüstet, woraufhin er mich nur anlächelte. Brummend und verlegen legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust und nickte.
"Ich sagte doch, ich bin als Hexe im Dorf bekannt. Wir alle sind das. Also ich und die Frauen, mit denen ich im Wald war", erklärte ich und schloss kurz die Augen.
"huh~" Johnny schlang seine Arme fest um mich und ich schmiegte mich eng an ihn. "Was anderes hätte ich auch nicht erwartet von meiner kleinen Hexe", raunte er grinsend. Daraufhin pieckste ich in seine Rippen. "Hey! Wir sind fast gleich groß!", protestierte ich. "Wenn hier jemand für seine Verhältnisse klein ist, dann du."
Johnny lachte belustigt und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. "Schon gut, du hast gewonnen", entgegnete er und küsste meinen Scheitel.
Schmunzelnd sah ich wieder zu ihm hoch und küsste ihn liebevoll. "Mein neuer Roman ist fertig", teilte ich ihm stolz mit. Er hob seine Augenbrauen an und grinste. "Wirklich?"
"Yep.", antwortete ich und beugte mich über ihn, um mein Notebook vom Boden aufzuklauben. "Willst du den Anfang hören?", fragte ich und legte das Teil auf meinen Schoß.
"Natürlich", raunte er und drückte mich näher an sich. Grinsend schaltete ich mein Notebook ein und kurz darauf begann ich aus meinem neuen Roman vorzulesen. So etwas tat ich gern. Deswegen machte ich wahrscheinlich auch so viele Vorlesungen, anstatt Interviews oder anderen Kram. Draußen fing es an zu regnen und wir beide mussten amüsiert schmunzeln.
"Scheint so, als hättest du den Regen mitgenommen", meinte Johnny und hauchte einige Küsse auf meine Wange. Grinsend fuhr ich mit dem Lesen fort.

Es war etwas eigenartig in meinem alten Zimmer aufzuwachen. Doch als ich Johnny sein schlafendes, süßes Gesicht neben mir sah, war alles um mich herum vergessen. Schmunzelnd strich ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, wodurch er wach wurde und mich an der Taille eng zu sich zog. Seine Augen jedoch blieben geschlossen, aber aus seiner Kehle drang ein verschlafenes Brummen. Ich musste kichern, als er so sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Ein kurzer Blick auf die Uhr teilte mir mit, dass es bereits kurz nach zehn Uhr war. Scar streckte sich am Fußboden und gähnte.
"Weißt du, wer für mich das perfekte Paar ist?", fragte ich Johnny im Flüsterton. Als Antwort bekam ich ein Brummen mit einem Fragezeichen dahinter und seine Hand wanderte weiter nach oben bis in meine Haare.
"Morticia und Gomez", teilte ich ihm grinsend mit und schmiegte mich eng an ihn.
"That's right...", raunte er verschlafen und küsste meinen Scheitel. "Cara Mia..."
Bei jenen Worten musste ich glücklich in mich hinein lächeln. Immer schon hatte ich mir eine Beziehung, wie Morticia und Gomez sie hatten, gewünscht. Ein Gentleman, der mich vergötterte, inbrünstig liebte und mich Cara Mia nannte. Einen Mann, den ich über alles liebte, dem ich mein Herz schenken konnte und den ich...
"Mon Cher...", hauchte ich und hob meinen Kopf an, um ihn leidenschaftlich zu küssen.
"Ich würde gerne bis Ende nächster Woche bleiben. Da ist mein Geburtstag.", teilte ich ihm mit. Augenblicklich wurde sein verschlafenes Gesicht wach und er sah mich überrascht an.
"Wieso sagst du mir das erst jetzt?", fragte er vorwurfsvoll.
"Du hast nie danach gefragt", entgegnete ich schulterzuckend und strich über seine nackte Brust.
Brummend biss er mir in die Unterlippe. "Wann?", wollte er wissen.
"Dienstag.", antwortete ich. Johnny hob seine Augenbrauen an und musterte mich.
"Das ist ja schon in drei Tagen...", murrte er und seufzte dann.
Lächelnd küsste ich seine Wange und stand dann auf. "Ich mach Kaffee und warte in der Küche. Lass dir ruhig Zeit, ich muss eh noch mit Scar raus", meinte ich und nahm mir schnell ein Shirt von ihm und eine Jogginghose, ehe ich mit Scar hinunter ging. Nachdem ich mit meiner Fellnase Gassi gegangen war, richtete ich Kaffee und Frühstück. Meine Mam kam gerade in die Küche und machte sich daran ein Brot zu schmieren. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ich wusste, das Thema war noch längst nicht vom Tisch.
"Mam...", fing ich schließlich an. "Ich war noch nie so glücklich wie mit ihm... Wenn er bei mir ist... Bin ich so ruhig, dass alles andere vergessen ist."
"Schatz...", entgegnete meine Mutter seufzend und sah auf das Brot in ihrer Hand. "Wie stellst du dir das denn vor? Er ist nicht nur ein berühmter Schauspieler... Er... Er..." Seufzend legte sie Brot und Streichmesser weg und sah mich an. "Du weißt, dass ich, so wie auch deine Großmutter, mich nicht in eure Beziehungen einmische, aber ich will nicht, dass es dir wieder schlechter geht, Lu... Ihr werdet kaum Ruhe haben vor der Öffentlichkeit... Er trinkt... Er ist beinahe so alt wie dein Vater! Vierzig habe ich ja noch irgendwie hinnehmen können, aber verdammt, Lu! Er geht auf die sechzig zu! Dein Vater hatte dieses Jahr seinen sechziger! Was soll ich ihm denn sagen? Dass du jemanden heiratest, der in seinem Alter ist und mehr trinkt?"
"Mam... Ich weiß ja... Ich verstehe dich wirklich, glaub mir... Aber ich liebe ihn wie noch keinen anderen zuvor... Und ich bin glücklich Mam... Glücklich, verstehst du?", beschwichtigte ich und sah sie betrübt an.
Ihre Augen spiegelten nichts als pure Sorge um mich wieder. In all den Jahren konnte sie mir nie helfen und das hatte sie immer sehr mitgenommen.
"Ich wollte immer, dass du von dieser Welt fern bleibst... Das ist eine harte Welt... Voller Drogen und Exzessen", argumentierte sie.
"Mam... Das trifft nicht auf jeden zu... Und ich werde nicht abrutschen. Schau doch. Ich war in Hollywood, Mam! Etwas, von dem ich früher nicht mal träumen konnte. Ich habe es geschafft. Und weißt du warum? Weil ich stark bin. Und weil Johnny an meiner Seite war. Ich liebe ihn, Mam. Mehr als alles andere... "
Meine Mutter bekam feuchte Augen und schloss mich in ihre Arme. "Ach mein Kind... Du warst schon immer so sturr wie mein Bruder... Mit dem Kopf durch die Wand...", murmelte sie in meine Haare. Schließlich ließ sie mich wieder los und sah mich an. "Ich werde aber nicht nach Hollywood fliegen für diese Hochzeit!", meinte sie dann mit gespielt ernster Stimme.
Lachend umarmte ich sie erneut und seufzte erleichtert auf. "Ich hab dich lieb, Mam..."
"Ich hab dich auch lieb, mein Schatz..."

Meine Mutter hatte mich auf eine wichtige Frage gebracht. Eine Frage, an die ich zunächst gar nicht gedacht hatte, da mir immer noch alles wie ein Traum erschien. Johnny kam gerade ins Zimmer. Er trug lediglich eine Jogginghose. Seine Haare waren noch nass vom Duschen. Grinsend musterte ich ihn und biss mir dabei auf die Lippe. Als hätte mir man gerade mein lieblings essen vor die Nase gestellt. Er lächelte mich charmant an und setzte sich zu mir aufs Bett.
"Johnny?", fragte ich und schmiegte mich in seine Arme.
"Hm?", raunte er und begann meinen Rücken zu streicheln.
"Wo soll die Hochzeit eigentlich stattfinden? Und wann?", wollte ich wissen und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
"Wo und wann du willst", antwortete er grinsend und küsste meinen Scheitel. "Am liebsten wäre mir schon gestern.", fügte er noch lachend hinzu.
Auch ich musste leise lachen und strich zärtlich über seine Brust. Meine Finger zeichneten Schlangenlinien, während ich überlegte. Am liebsten würde ich in Irland heiraten, doch in Österreich wäre es für meine Eltern einfacher. Seufzend legte ich meine Hand über sein Herz.
"Mach dir deswegen keinen Druck.", meinte Johnny und küsste meinen Kopf und meine Stirn ab. "Okay, baby? Cara Mia?"
Schmunzelnd sah ich zu ihm auf und küsste ihn leidenschaftlich. "Okay", entgegnete ich. Etwas ruhiger kuschelte ich mich wieder an ihn. Nun fragte ich mich viel mehr, wie ich meinen Geburtstag am liebsten verbringen wollte. Eigentlich war ich kein Fan von Parties und hatte nie gefeiert. Aber ich wollte mit Johnny einen schönen Tag verbringen. Dass er längst etwas plante, ahnte ich nicht.

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