Teil 35

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"Linda was ist los?", fragt Aurora aufgeregt und drückt Sara liebevoll an ihre Schulter.

"Sie sind auf dem Rückweg", sage ich atemlos und die ganze Anspannung fällt von mir ab.

"Gott sei Dank, ich brauche einen Schnaps, du auch?!", sie übergibt mir Sara und ich nicke. Wir stehen von den Sonnenliegen auf und gehen runter in den Wohnbereich. Nach einem ausführlichen Rundgang mit einem Crewmitglied, um uns abzulenken, weiß ich, dass die Hurrican vollständig nach Flos Wünschen gebaut ist. Sie ist in seiner Farbe, grau und weiß gestaltet, besitzt klare Linien, eine leicht kühle Atmosphäre, dafür aber die gewisse Eleganz, so wie ich meinen Ehemann vor einem Jahr kennengelernt habe.

"Lebt man ständig mit dieser Angst?", frage ich Aurora, die mir ein Shotglas mit Wodka in die freie Hand drückt.

"Tesoro, du bist mit einem Paten verheiratet. Ja, du lernst aber mit jedem Mal, besser damit umzugehen. Denk eventuell drüber nach, wo euer Leben am sichersten ist", sagt sie und wir kippen den Alkohol runter, er brennt und sie gießt die Gläser erneut voll. Wir stoßen an und ihre Worte hallen in meinem Kopf nach. Sara wird unruhig und ich lasse mir vom Küchenchef eine Flasche zubereiten, setze mich in den Wohnbereich auf die gemütliche Couch und sehe ihr glücklich beim Trinken zu. Aurora telefoniert hitzig und ich verschwinde mit der Kleinen nach unten, ziehe sie zum Schlafen um und sage der Stewardess Bescheid, dass sie, sie im Auge behält. Ich rufe Edita an, berichte ihr alles im Schnelldurchgang und das wir schnellstmöglich den Heimweg antreten. Die Bitte, eine geeignete Nanny zu suchen, lehnt sie kategorisch ab, weil sie genügend Zeit hat. Doch ich bestehe darauf, dass jemand rund um die Uhr auf die Kleine aufpasst. Das Telefonat mit meiner Mutter hingegen ist locker, da ich ihr die Tragödie verschweige und nur sage, dass wir noch ein paar Tage länger bleiben.

Ein Blick über die Klamotten, die ich seit dem verhängnisvollen Abend trage, geben einen merkwürdigen Geruch von sich, so dass ich eine ausgiebige Dusche benötige. Ich lasse mir extra viel Zeit, das heiße Wasser lockert die verspannten Schultermuskeln und ich wickele mich in ein dickes Badetuch. Im Ankleidezimmer finde ich die kurzen Jeansshorts und ein weißes Tanktop ordentlich gefaltet im Schrank. Meine Haare föhne ich zu einer lockigen Mähne und nachdem ich ein paar Spitzer Lieblingsparfüm aufgetragen habe, bin ich ein neuer Mensch.

Ein letzter Blick in den Spiegel verrät mir, dass die Frau die sich nie unterkriegen lässt, zurück ist und in Zukunft nicht mehr verschwindet. Im Schlafzimmer gluckst Sara munter vor sich hin.

"Ich lasse Sie allein", die Stewardess steht auf und geht zur Tür.

"Nein, es wäre schön, wenn Sie noch bleiben, ich würde gerne auf meinen Mann warten."

"Natürlich Frau Milicaj, kein Problem."

Ich drücke Sara einen Kuss auf die Stirn und sie schenkt mir ein atemberaubendes Lächeln. Auf Deck ertönen viele Stimmen und Gelächter, ich schließe die Kabinentür und Valentin gesellt sich zu mir.

"Hört sich nach Rückkehr der Mafiagarde an", scherzt er und deutet mir den Vortritt an. Um so näher wir nach oben kommen, desto lauter ist das Stimmengewirr. Die Schiebetüren vom Wohnbereich nach draußen gleiten auf und ich stehe ungefähr zwanzig Männern gegenüber. Alle in schwarz gekleidet, bis an die Zähne bewaffnet, von Glatze, Kurzhaarfrisur und langen Haaren, tätowiert, extrem muskulös, ist alles vertreten. Sie halten Gläser mit brauner oder durchsichtiger Flüssigkeit in den Händen und endlich entdecke ich Flo.

Ich schlucke trocken, so habe ich ihn noch nie gesehen. Cargohose, ein langärmeliges V-Shirt, Blut klebt an seinem Hals, nur seine Haare stehen wie sonst auch, in alle Himmelsrichtungen ab. Er spürt wohl meinen Blick, sieht mich an, drückt Aureliano sein Getränk in die Hand, alle Gespräche verstummen und es bildet sich eine Gasse zu mir.

Dark Rose Band 3 ~ Für immer ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt