Teil 24

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Zwei Stunden, um mich in das Outfit für den Abend zu werfen, Gesichtsrestauration vorzunehmen und etwas Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Oh man, stöhne ich genervt, während ich durch den dichten Feierabendverkehr fahre. Das Verdeck vom  Audi ist offen und ich genieße die warmen Sonnenstrahlen auf dem Weg nach Hause. Nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich vor dem Eingangstor und warte das es sich öffnet. Aber es tut sich nichts, mir rennt die Zeit davon, nur noch anderthalb Stunden, weil die Innenstadt mal wieder verstopft war. Aggressiv drücke ich auf die Hupe und Nijaz steckt den Kopf aus der Nebentür, sieht mich überrascht an und das Tor setzt sich sofort nach innen in Bewegung. Ich düse in die Garage, im Haus herrscht eine angenehme Stille, auf dem Weg nach oben, streife ich die Pumps ab und gehe barfuß, damit ich die Kleine nicht wecke, falls sie schläft. Aus dem Wohnzimmer dringen gedämpfte aggressive Stimmen und ich öffne leise die Tür.

"Was ist denn hier los?", frage ich entsetzt, als ich das Chaos erblicke, was sich mir bietet. Flo, Toni, Mustafa und Kemal haben das ganze Zimmer in Beschlag, jeder hat einen Laptop vor sich und Flo sitzt am Hauptrechner an unserem Schreibtisch. Der große Mac-Bildschirm zeigt verschiedene Kameraeinstellungen, bei genauerem betrachten, erkenne ich das Rose in unterschiedlichen Perspektiven.

"Reg dich nicht auf Linda, aber das Sicherheitskonzept weist einige gravierende Lücken auf", versucht, Toni mich zu beruhigen, der sofort merkt, dass ich gerade innerlich überkoche.

"Ich soll mich nicht aufregen?! Hallo?! Wir feiern unser Jubiläum, die Gäste sind alle bekannt, ich habe nicht den Bundespräsidenten eingeladen, also was zur Hölle veranstaltet ihr hier?!", meine Stimme überschlägt sich fast. Flo, der sich bis jetzt zurückgehalten hat, dreht sich auf seinem Stuhl zu mir und schaut mich finster an. Der hat Nerven, Sara liegt zu seinen Füßen auf einer großen Krabbeldecke und spielt entzückt mit ihren Fingern.

"Linda, Rovena ist untergetaucht, Milos Vater hat mich angerufen und mir erzählt, dass er mit den Geschäften seines Sohnes nichts am Hut hat. Die russischen Handlanger mischen aber fleißig im Drogengeschäft mit. Bist du also weiterhin der Meinung, dass wir übertreiben?", fragt er scharf und verengt die Augen.

"Ach so, jetzt ist dir unsere Sicherheit wichtig, ja?! Als du nach Durres abgehauen bist und Nijaz sich um uns gekümmert hat, bin ich ausgezeichnet klar gekommen. Verdammt noch mal! Es ist eine Feier, wie Silvester, räumt euren Scheiß hier weg, wenn ich gleich aus der Dusche komme, seid ihr alle weg!", schreie ich wütend und stürme aus dem Wohnzimmer. Die Tür fällt mit einem lauten Krachen ins Schloss. "Linda warte", höre ich meinen Mann noch nach mir rufen, doch ich bin schneller und drehe den Schlüssel zum Bad um. Flo klopft leise an, "lass mich bitte rein", klingt seine Stimme durch die geschlossene Tür. Ich zerre das T-Shirt über den Kopf, werfe die Jeans und die Unterwäsche in eine Ecke und stelle mich unter die Dusche. Ich entspanne mich etwas mit dem heißen Wasser und wickele mich in ein großes Badetuch, schlinge ein Handtuch um die nassen Haare, schließe die Tür wieder auf und tapse ins Ankleidezimmer.

Meine Abendgarderobe habe ich gestern schon ausgesucht und sie hängt außen am Kleiderschrank. Die Unterwäsche muss ich auf ein Minimum reduzieren, ein Spitzenstring, mehr ist einfach nicht drin. Ich öffne den Kleidersack und schiebe den weißen Spitzenoverall vom Bügel, schlüpfe in die weitgeschnittenen, langen Hosenbeine und streife das enge Oberteil über die Schultern. Der Reißverschluss lässt sich mit Leichtigkeit an der Seite schließen, zufrieden betrachte ich mich in dem Ganzkörperspiegel, stehe auf Zehenspitzen und die Schlitze an den Beinen gleiten bis zu den Oberschenkeln auf. Mein Bauch ist so flach wie vor der Geburt, der Ausschnitt ist sehr tief und ich rücke meinen Busen in die richtige Position. Als Kontrast zum weiß, stelle ich die schwarzen Louboutins bereit und beginne mich im Bad zu schminken. Ich überprüfe gerade den roten Lippenstift, als Flo nur in Ralph Laureen Shorts hereinkommt. Unsere Blicke treffen sich im Spiegel und er zieht beim Betrachten meines Outfits, seine Augenbrauen hoch.

"Es tut mir leid, dass ich euch allein gelassen habe, wie oft soll mich denn noch entschuldigen?!", er macht einen großen Schritt und tritt hinter mich, ich verenge die Augen zu gefährlichen Schlitzen und drehe mich zu ihm um.

"Unsere tägliche Security reicht aus, das kann doch nicht so schwierig sein. Ich bin über fünfzehn Jahre Chefin im Rose, also lass mich meinen Job machen, wie ich es will", ich ziehe das Handtuch vom Kopf, greife nach der Bürste, doch Flos Hand ist schneller und hält mich fest. Er rahmt mich mit seinem Körper am Waschtisch ein und sieht mir streng in die Augen.

"Dein Job als Bordellchefin ist nicht das Problem, sondern mit wem du verheiratet bist. Ich weiß, dass es Scheiße war, dich so lange allein zu lassen, dass passiert in Zukunft nie wieder. Eure Sicherheit steht nicht zur Diskussion, ich geh jetzt duschen, deine Mutter ist mit Sara ins Rose vorgefahren und wenn ich könnte, würde ich dich an mich ketten. Hast du eigentlich die geringste Ahnung, wie heiß du gerade aussiehst?!", raunt er mir ins Ohr und seine wachsende Erektion drückt sich gegen meinen Po. Ich schubse ihn nach hinten weg, funkele ihn wütend an und schnappe mir den Föhn. Flo geht duschen und ich style meine Haare zu einer wilden Mähne.

"Smoking oder Anzug?", fragt er aus dem Ankleidezimmer.

"Smoking der hängt am Schrank", rufe ich ihm zu und sprühe einen feinen Haarspraynebel über die Frisur. Stecke den Lippenstift in die Clutch und gehe rüber, Flo steht mit dem Rücken zu mir, die Hose und das weiße Hemd hat er schon an und versucht, gerade den Kummerbund zu befestigen, was allein etwas schwierig ist. Ich helfe ihm und ziehe die Schnalle fest. "Danke", flüstert er kleinlaut, streift die Smokingjacke über und schlüpft in die schwarzen glänzenden Schuhe. "Ich muss noch meine Haare stylen, wartest du auf mich?"

"Ich geh schon mal runter in den Keller, die kleine Waffe passt am besten in die Clutch, was nimmst du und mit welchem Auto fahren wir?!"

"Linda, lass uns nicht so aufbrechen", er wäscht sich die Gelreste von den Fingern, sprüht sich mit Hugo Boss ein und kommt mit großen, schnellen Schritten auf mich zu.

"Ich bin mächtig nervös, die letzten Wochen waren sehr aufregend, dann komme ich nach Hause, und es sieht aus wie in einer Hochsicherheitszentrale", Flo greift nach meiner Hand, drückt mich an den Türrahmen, sein maskuliner Duft weht mir in die Nase und ich senke den Blick, weil ich weiter sauer auf ihn sein will. Ein Finger legt sich um mein Kinn und hebt es an, seine grauen Augen bohren sich in meine, er stützt eine Hand über meinem Kopf ab.

"Ich werde mich nicht  mehr entschuldigen, es kommt nie wieder vor, dass du allein bist. Jetzt lass uns aufbrechen, sonst sind wir zu spät, denn lange werde ich mich nicht mehr unter Kontrolle halten", er beißt mir leicht in den Hals und die Beule in seiner Hose ist nicht zu übersehen, ich grinse ihn schief an und fasse fest in seinen Schritt.

"Das merke ich", sage ich lasziv, ducke mich unter seinem Arm durch und schreite die Treppe mit schwingenden Hüften runter.

"Du bringst mich definitiv um", lacht er hinter mir, wir holen die Waffen aus dem Büro und Flo steckt seine in den Kummerbund. "Iris nimmt Sara später wieder mit nach Hause, damit du die Feier in vollen Zügen genießen kannst. Steig in den R8, das Wetter schreit nach Cabriolet", er legt eine Hand in meinen unteren Rücken und dirigiert mich zum Wagen. Das Garagentor gleitet auf und ich sehe, das ein schwarzer BMW M4 Competition an der Ausfahrt steht.

"Wer versperrt den Weg?", frage ich angespannt.

"Nijaz, er begleitet uns, wenn Edi nicht hier ist, brauche ich jemanden, dem ich blind vertraue."

"Meinetwegen, aber wer ist dann hier, wenn er mit uns im Rose ist?!"

"Mustafa ist für deine Mutter und Sara zuständig", Flo hat tatsächlich alles haarklein abgestimmt, ich schüttele leicht den Kopf und fahre dicht an den BMW. Auf Höhe des Beifahrerfensters bleibe ich stehen, Nijaz lässt das Fenster runter und schaut mich grinsend an.

"510 PS gegen 620 PS, Lust auf ein Rennen", reize ich ihn, Flo holt hörbar Luft.

"Lass den Scheiß Linda", sagt er und deutet Nijaz mit der flachen Hand am Hals an, was passiert, wenn er sich auf die Herausforderung einlässt. Der hebt ergeben die Hände und fordert mich auf zu fahren. Ich trete mit den Louboutin das Gas durch, stelle die Automatik auf manuell und schalte runter in den ersten Gang, im Radio spielt, such a whore – JVLA. Der Spyder röhrt laut die Straße entlang, ich drücke die Lautstärke hoch und gebe Gas, so dass Nijaz Probleme hat, an mir dran zu bleiben. Flo lässt stöhnend den Kopf an die Nackenstütze sinken und ich rase in die Stadt. Unser Bodyguard holt auf und klebt mir an der Stoßstange.

Dark Rose Band 3 ~ Für immer ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt