Teil 4

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Betäubt vom inneren Schmerz starte ich den BMW und schaffe es irgendwie nach Hause zu fahren. Jeder Schritt fühlt sich an wie ein Marathon, ich schleppe mich in den Eingangsbereich und will gerade weiter nach oben, als meine Mutter aus der Küche kommt und wie angewurzelt stehen bleibt. Mit einem prüfenden Blick, den nur Mütter beherrschen sieht sich mich an und verschränkt die Arme.

"Was ist passiert?"

"Flo", ich kann nicht, Tränen bilden sich in meinen Augen und kullern ungehindert an den Wangen hinab, "Arian und Luana", wie soll ich dieses Drama überhaupt erklären?! Sie weiß, dass ich mit einem Paten verheiratet bin, aber ich glaube nicht, dass sie die geringste Vorstellung hat, was es in Wahrheit bedeutet. Mir wird schwindelig und ich merke, wie die Beine unter mir wegknicken.

"Linda, kannst du mich hören?", dringt eine Stimme in mein Unterbewusstsein. Wer redet denn da mit mir?! Flo, nein, er ist in diesen Scheißflieger gestiegen und hat mich allein gelassen. Flatternd öffne ich die Lider und sehe im ersten Moment alles verschwommen, es wird klarer und ich blicke in das Gesicht unseres Hausarztes. Seine schneeweißen Haare stehen wild ab und er schaut mich besorgt an. Ich liege auf der Couch im Wohnzimmer und habe ein dickes Kissen unter den Beinen.

"Gott sei Dank, was machst du denn für Sachen?! Du musst unbedingt besser auf dich und das Baby aufpassen. Ich verordne dir strikte Ruhe, keine Aufregung und arbeiten ist ab sofort tabu. Hast du mich verstanden? Doktor Goodwin ist informiert, sie kommt nach der Sprechstunde und sieht nach dir und dem Baby."

"Aber das Dark Rose und Blue Velvet?!", protestiere ich leise, doch es schieben sich zwei weitere Augenpaare in mein Blickfeld und schauen böse auf mich herab.

"Vergiss es", sagen meine Mutter und Aleks gleichzeitig. Der Hausarzt verabschiedet sich und Aleks setzt sich auf die Kante der Couch, legt meine Hand in ihre.

"Das Einzige was jetzt zählt, bist du und dein Baby. Wenn dein beschissener Ehemann der Meinung ist, sich zu verpissen, bitteschön! Wir schaukeln das Kind auch allein! Ich habe versucht, seinen Bruder zu erreichen, aber er ignoriert die Anrufe."

"Aleks, Flo hat sich nicht verpisst, seine Schwester und sein Schwager wurden ermordet. Er muss jetzt in Durres sein, ich verstehe ihn und hätte ihn gerne begleitet, aber ich darf nicht mehr fliegen."

"Stopp, Liebes, Flo sind seine Geschäfte einfach wichtiger, denn wäre er bei den Terminen dabei gewesen, wüsste er das dich keine Fluggesellschaft mehr befördert. Also, hör verdammt nochmal auf, ihn dauernd zu verteidigen, schließlich bist du im Flur zusammen geklappt und nicht dieser Schlappschwanz!", sie zieht ihre Bluse glatt und ihr Busen drückt die Knöpfe gefährlich auseinander. Unwillkürlich muss ich grinsen, was würde ich nur ohne meine beste Freundin machen.

"Die Knöpfe halten schon", lacht sie und schiebt ihre Brust noch weiter nach oben. Ich versuche, mich ein Stück aufzusetzen, merke aber schnell, dass, es keine gute Idee ist, denn mir ist immer noch schwindelig. Stöhnend rutsche ich tiefer, die Kleine beschwert sich und tritt mir kräftig in die rechten Rippen.

"Au", jammere ich, drehe Aleks Hand und lege sie auf die Stelle, wo ich die Bewegung gespürt habe. Prompt folgt der nächste Tritt und eine Beule zeichnet sich sichtbar ab.

"Was macht die Kleine, übt sie für die Pole-Dance-Stange, oder wird sie so akrobatisch wie ihre Patentante?" Meine Mutter kommt mit einem Tablett, auf dem frischer Eistee und ein paar Cracker sind ins Wohnzimmer.

"Maria behält dich im Auge, wir fahren jetzt ins Rose. Wage es ja nicht, dich von der Stelle zu bewegen, außer um auf die Toilette zu gehen."

"Könnt ihr mir wenigstens mein Handy und Laptop bringen. Bitte Mom", ich sehe sie flehend an, sie verschwindet und Aleks bringt mir meine Tasche. Ich hole mein Smartphone raus, keine Nachricht oder ein Anruf von Flo, traurig lehne ich mich zurück.

Dark Rose Band 3 ~ Für immer ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt