♥︎°Kapitel 8°♥︎

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"Hey Vorsicht.
Da haste jetzt aber Glück gehabt, dass ich hier stehe süße."

Ich spürte zwei Arme unter meinen Achseln und richtete mich wieder auf.
"Danke", murmelte ich und drehte mich zu der Person hinter mir um, die mich offensichtlich aufgefangen hatte.
Meine Augen wanderten von dem nackten, muskulösen Oberkörper bis hin zu einem breiten Grinsen und dunklem Haar, dass nur ein bisschen heller war als Evans. Schließlich schaute ich in zwei braun, leuchtende Augen und wusste wer mich gefangen hatte. 

Josh wirkte wie immer gelassen.

"Was ist überhaupt los?
Wieso bist du denn so ausgetickt?"

Meine Miene verfinsterte sich schlagartig.
Noch vor wenigen Sekunden hatte ich mich bei ihm für den Kommentar, den ich bei der Fahrt im Truck abgelassen hatte, entschuldigen wollen.
Ihm sagen wollen, dass er nicht nervte, sondern eine super Stimmungskanone war und mich zum Lachen bringen konnte.
Aber jetzt war diese Einstellung vollständig verschwunden und ich empfand nur eine tiefe Abneigung. Diese Abneigung empfand ich nicht nur gegenüber Josh, sondern gegen sie alle.

 "Wieso ich so ausgetickt bin?", wiederholte ich seine Frage und versuchte dabei ruhig zu bleiben, was mir nur halbwegs gelang.

Er nickte eifrig, was mich nur noch mehr in Fahrt brachte.
Ich atmete einmal tief ein und aus. Bevor ich mich so drehte, dass ich alle anschauen konnte.
Josh, Finn, Kilian und Evan, dessen Augen wieder dunkelbraun waren.

"Wieso sind wir nicht in Wenesco? Ihr habt versprochen, dass ihr mich dorthin zurück bringt. Warum benehmt ihr euch so merkwürdig und wieso zum Teufel seid ihr alle halb nackt?", brach es endlich aus mir heraus.

Ich schwitzte am ganzen Körper. Mein Herz klopfte heftig und meine Geduld war nun endgültig am Ende.
Ich fühlte mich hilflos und war verzweifelt. Erschöpft stützte ich meinen Kopf in die Hände und ließ mich langsam auf den Boden sinken. Zu meiner Überraschung fühlte der Waldboden sich angenehm und weich an.
Ich spürte dass meine Augen feucht wurde und allmählich einzelne Tränen meine Wangen hinunter liefen.
Es war einfach alles zu viel gewesen.
Ich wollte zurück. Nachhause.
Weg von diesem Ort und weg von diesen komischen Jungen. 

Ich konnte nicht sehen, dass die Jungen sich gegenseitig Blicke zuwarfen. Ich hörte Evans vertraute Stimme und hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten. Aber dann hätte ich mein Gesicht freigeben müssen und ich wollte auf keinen Fall, dass die Jungen meine Tränen entdeckten.

"Kilian. Geh mal zu den anderen rein und sag ihnen, was passiert ist und das wir wieder da sind." Ich nahm Kilians Schritte wahr, die sich langsam entfernten. 

Im nächsten Augenblick konnte ich spüren, dass eine Person sich vor mich setzte. Sie zog meine Hände sanft von meinem Gesicht. Ich wollte es nicht zulassen und mich wehren, aber irgendwie fehlte mir die Kraft. Mein Blick war starr auf den Waldboden gerichtet.

"Sieh mich an."

Ich wollte den Kopf nicht heben. Ich hasste es wenn andere mich weinen sahen.
Es war mir schon immer unangenehm gewesen.
Doch es war, als könnte ich meine Bewegung nicht kontrollieren. Denn ich hob den Kopf und sah ihn an. 

"Wir müssen dir vieles erklären und das werden wir.
Ich weiß wie du dich gerade fühlst...."
Ich schüttelte leicht den Kopf.

"Nein. Das weißt du nicht."

Meine Stimme klang schwach und kraftlos.
Evan wirkte jetzt fast so, als würde er tatsächlich Mitleid empfinden. Jedenfalls deutete ich seine Miene so. Er seufzte.
Ich wischte mir mit dem Ärmel der Lederjacke über die Augen. Mir war es egal, ob sie teuer gewesen war und wem sie gehörte.
Plötzlich hörte ich Josh kichern. Er hockte sich anschließend zu uns und legte Evan eine Hand auf die Schulter. 

"Du sag mal Kayla. Gefällt dir das denn nicht, wenn wir oben nackt herumlaufen? Wir sehen doch hot aus oder etwa nicht?"

Evan schüttelte Joshs Hand ab und schlug ihm einmal gegen die Stirn.

"Ey komm. Zieh leine kleiner!"

Ich grinste und musste zugeben, dass es sogar stimmte.
Sie sahen hot aus.
Trotzdem verstand ich nicht wieso sie oben keine Kleidung trugen. Vor allem bei dem kalten Wetter. Eigenartig. Froren sie gar nicht? 

"Ich bin nicht klein. Und nur weil du der Ältere von uns bist heißt das nicht das du mich herum kommandieren kannst", entgegnete Josh leicht verärgert und warf mir erneut einen Blick zu.

Zufrieden stellte er fest, dass ich lächelte.

Er beugte sich vor und flüsterte:

"Die Jacke gehört übrigens Evan." Dann wandte er sich ab und verschwand in Richtung Hütte.
Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte.

Ob Evan wohl gehört hatte, was Josh mir zugeflüstert hatte?

Ich schaute Evan musternd an. Dieses leicht kantige Gesicht.
Diese leicht gebräunte Haut.
Das perfekt passende dunkle Haar, das fast mit seiner Augenfarbe identisch war.
Und sein typischer Ausdruck, der ernst und gleichzeitig zärtlich und süß aussah.
Ich kannte dieses Gesicht so gut wie mein eigenes.
Meine Augen wanderten seine Schultern runter.
Ich suchte etwas. Etwas von dem ich wusste, dass es da sein musste.

Für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein einziges Bild in meinem Kopf.

Eine Blutrote Brandwunde. Sie leuchtete so intensiv als wäre sie ganz frisch und erst gerade auf die Haut gebrannt worden. Sie bildete ein Symbol. Einen Kreis. Und in diesem Kreis war ein Buchstabe zu erkennen. Ich konzentrierte mich. Endlich konnte ich es erkennen. In dem Kreis war ein großes A. 

" Ahh!"

Ich stöhnte einmal. Irgendwie hatte dieses Bild mich geschwächt. Evan warf mir einen besorgten Blick zu und plötzlich spürte ich seine warme Hand an meiner Wange.

"Alles in Ordnung?"

Ich nickte langsam.

"Ja. Alles gut."

Ich wollte aufstehen und seine Hand abschütteln.
Aber ich brachte es nicht fertig. Wärme durchströmte meinen Körper.
Es tat so gut und ich wollte nicht dass dieses Gefühl verschwand.

Schließlich war es Josh der den magischen Moment durchbrach.

"Evaaaannn! Kommt ihr jetzt endlich mal!"

Evan zog seine Hand zurück.
Und so schnell wie er sie an meine Wange gelegt hatte, hatte er sie nun auch wieder zurückgezogen. Er stand auf und reichte mir seine Hand. Aber ich erhob mich ohne nach ihr zu greifen.

Ich zog die braune Lederjacke aus. Ich fand, dass es an der Zeit war sie ihm zurück zu geben.
Ich hielt sie Evan vor die Nase.

"Danke. Du kannst sie wieder haben wenn du willst."

Etwas verwirrt fasste er nach ihr.

"Bist du sicher?"

Ich nickte.
Evan hängte sie sich über den Arm anstatt sie anzuziehen.
Ich verstand ihn nicht.
Da gab ich ihm extra seine Jacke zurück damit er sich wieder etwas obenrum anzog und was tat er?  Er Hängte sie sich über den Arm. Evan machte ein paar Schritte auf Josh zu der wenige Meter von der Hütte entfernt stand und aufgeregt winkte.

Da war dieser eine Moment, indem Evan sich direkt neben mir befand. Ich nutzte diese Millisekunde um einen Blick auf seinen Oberarm, direkt unter der Schulter, zu werfen. Eine Brandwunde. Sie war schon etwas verheilt und leuchtete nicht mehr blutrot. Trotzdem erkannte ich das Symbol. Ein Kreis in dem ein großes A zu sehen war.

Was glaubt ihr bedeutet das Symbol? XD

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt