♥︎°Kapitel 9°♥︎

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Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Dieses Symbol. Was war so besonders an ihm? Wieso hatte ich gewusst, dass es sich unter Evans Schulter befand noch bevor ich es überhaupt dort gesehen hatte?

"Kayla? Kommst du?" Ich hob meinen Blick und entdeckte Evan, der Josh inzwischen erreicht hatte und neben ihm stand. Ich ging auf die beiden zu. Währenddessen, betrachtete ich neugierig die Hütte hinter ihnen. Sie sah überraschend modern aus. Die Fenster waren durchsichtig und machten den Eindruck, als wären sie vor nicht all zu langer Zeit erst geputzt worden. Ganz im Gegenteil zu der anderen Hütte, in der ich vor ein paar Stunden erwacht war. Dort hatte man nur mit Mühe durch die verdreckten Scheiben sehen können.

Ich ließ meinen Blick weiter schweifen und entdeckte drei Treppenstufen, die zu einer Veranda hinauf führten. Neben den Stufen war ein kleines Geländer zu sehen, dass ebenfalls aus Holz bestand. Zwei Schornsteine guckten oben aus dem Dach heraus und ließen so, einen Kamin im inneren der Hütte vermuten. Drei gemütlich aussehende Hängematten, sowie eine Hollywoodschaukel, hingen an starken Stahlketten auf der Veranda, die fast die gesamte Hütte umschloss.

Ich hatte Evan und Josh erreicht und musste nach einem gründlichen Mustern der Hütte zugeben, dass sie einen wirklich schicken und gemütlichen Eindruck machte. Unter anderen Umständen hätte ich es wahrscheinlich kaum erwarten können, das Innere des Gebäudes zu erkunden. Doch so hielt meine Begeisterung sich in Grenzen.

"Zum zweiten Mal. Wo sind wir hier?", fragte ich und ließ meinen Blick von Evan zu Josh und wieder zurück, hin und her schweifen.

Zu meiner Überraschung antwortete Josh mir sogar. "Du. Liebste Kayla. Hast die besondere, einzigartige und riesengroße Ehre unseren geheimen Treffpunkt sehen zu dürfen." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Treffpunkt von wem? Und überhaupt. Ihr habt gesagt, dass ihr mich zurück in meine Heimatstadt fahrt. Ich habe keine Lust und absolut kein Interesse daran irgendwelche Treffpunkte zu....."

"Wir werden dich nach Wenesco bringen. Versprochen. Aber vorher müssen wir noch...." Evan, der mich unterbrochen hatte, hielt für einen Moment Inne und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Ich wollte den Augenblick gerade nutzen um ihn wütend anzufauchen, weil er mich mitten im Satz unterbrochen hatte, als er weiterredete. "wichtige Dinge besprechen." Ich horchte auf. Wichtige Dinge besprechen? Wenn es sich um geheime Sachen handelte wieso fuhr Evan mich dann nicht erst nachhause und besprach den Kram mit den anderen danach? Müsste er nicht eigentlich wollen, dass ich bei diesem Gespräch nicht dabei war?

"Lasst uns reingehen. Ich hab das Gefühl, dass es hier draußen bald ungemütlich wird." Josh drehte sich um und machte die letzten Schritte zur Hütte. Leicht beeindruckt beobachtete ich wie er einmal in die Knie ging, Schwung holte und mit einem einzigen Sprung elegant auf der Veranda landete. Anschließend latschte er gelassen zur Hüttentür. Ich warf Evan noch einen Blick zu. Er stand mit dem Rücken zur Hütte und schaute in die Ferne. Ich folgte seinem Blick. Konnte allerdings nichts ungewöhnliches entdecken. Meine Augen richteten sich schließlich auf sein Gesicht. Mir fiel auf, dass er eine ernste und gleichzeitig besorgte Miene aufgesetzt hatte. Ich wollte wissen, was ihn beunruhigte.

"Wo schaust du denn hin? Ist dahinten irgendwas?" Evan zuckte einmal kurz zusammen als wäre er in etwas vertieft gewesen, aus dem ich ihn nun aufgeschreckt hatte. Ich sah ihn erwartungsvoll an. Evan löste seinen Blick von der gefühlt endlosen Weite, in der ich nichts außer Bäumen und Gebüsch gesehen hatte. Hatte ich etwas übersehen? Oder konnte Evan Dinge sehen, die ich nicht sehen konnte?

Er warf mir nur einen flüchtigen Blick zu und sagte: "Ein Sturm ist nah. Es wird gleich regnen. Wir sollten reingehen." Er wandte sich ab und ging zur Hütte. Nachdenklich schaute ich noch einmal hoch zum Himmel, der von dunklen Wolken versteckt wurde, bevor ich mich ebenfalls umdrehte und hinter Evan her trottete. Ich hüpfte leichtfüßig die Stufen zur Veranda hoch.

Evan hielt mir bereits die Hüttentür auf, als ich vor ihr zum Stehen kam. Ich nickte ihm einmal zu, womit ich ihm ein Danke verdeutlichen wollte, bevor ich eintrat. Ich hörte wie die Tür hinter mir zufiel, als ich mich umsah. Drei Sofas, ein Sessel und ein Holztisch, der von einer Bank und Stühlen umgeben war, waren das erste, was ich erblickte.

In der linken, hintersten Ecke des Raumes standen zwei Sofas direkt vor einem sehr großen Fenster, dass ich von außen garnicht gesehen hatte. Von da aus, hatte man einen sehr guten Blick in die Ferne. Daraus schloss ich, dass diese Hütte sich, wie die davor, auf einem Berg befinden musste.

Der Tisch, mit den Stühlen und der Bank um sich herum, hatte auf der rechten Seite des Raumes seinen Platz gefunden. Das dritte Sofa und der Sessel standen nicht weit von dem Holztisch entfernt. Sie befanden sich nahe eines Kamins, in dem allerdings kein Feuer loderte.

Ich konnte das nicht nachvollziehen, da ich fröstelte. Was ich aber noch weniger nachvollziehen konnte war, dass sich in dem Raum so viele fremde Jungen befanden. Ich starrte verdattert in ihre Gesichter, die mich gefühlt alle gleichzeitig anglotzten. Mir wurde die Situation von Minute zu Minute unangenehmer. Wo war ich hier bloß gelandet?

Ich zitterte. Ein Schauer durchzog meinen Körper woraufhin ich einmal zusammen zuckte. Ich war mir nicht sicher ob ich den Schauer aufgrund von Kälte oder Furcht verspürte. Ich entschied mich schließlich für eine Mischung aus beidem.

Ich entdeckte Kilian und Josh auf dem Sofa beim Kamin. Finn hockte auf dem Sessel, der ihnen gegenüber stand. Als ich die Jungen so ansah, beobachtete wie sie sich unterhielten, kamen sie mir plötzlich, unter den ganzen anderen neuen Gesichtern, wie Bekannte vor. Ich wollte auf sie zugehen und es mir neben Josh auf der Couch bequem machen.

Einfach aus dem Grund, weil ich mich bei ihnen wohl fühlte. Hier so zu Stehen, in der Mitte des Raumes, wo mich alle anstarrten als wäre ich aus der Art gestoßen, war mehr als nur unangenehm.

Ich fühlte mich wie eine Außenstehende. Alleine, umgeben von einem riesigen Freundeskreis.

Was ich nicht ahnen konnte war, dass ich aus einem ganz anderem Grund angestarrt wurde als ich dachte.

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt