♥︎°Kapitel 26°♥︎

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Hastig sprang ich auf. Meine Müdigkeit war mit einem Mal verflogen und ich wollte nichts anderes, als ihm nahe zu sein. Ich spürte, dass er mich brauchte. Ich machte die ersten Schritte in seine Richtung. Mit jedem Schritt schlug mein Herz schneller und ich wurde nervöser.
Was war ihm nur zugestoßen?
Bitte lass seine Verletzung nicht allzu schlimm sein. Es durfte nicht sein. Er hatte es nicht verdient leiden zu müssen.

Ich hatte ihn nun erreicht und wusste zuerst nicht wie ich reagieren oder was ich überhaupt tun sollte. Was hatte ich vor gehabt? Ich konnte doch ohnehin nichts für ihn tun. Oder vielleicht doch?

Ohne zu wissen wieso fiel ich ihm im nächsten Augenblick um den Hals. Vorsichtig, damit ich ihm nicht weh tat. Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Er ließ es über sich ergehen und erwiderte meine Umarmung. Zu meiner Überraschung schien er sich über diese Geste sogar zu freuen.

Erst als ich die Augen kurz darauf wieder öffnete und seinen warmen Oberkörper an mir spürte fiel mir auf, dass er keine Kleidung trug. Das einzige Kleidungsstück das ihn umhüllte war eine shorts, die ihm knapp bis zu den Knien reichte.
Merkwürdigerweise störte diese Erkenntnis mich nicht. Vielleicht hatte ich mich bereits daran gewöhnt, dass Werwölfe fast keine Kleidung trugen.

"Josh!", nuschelte ich in seine Schulter und musste ein paar Tränen wegblinzeln, die dabei waren sich zu bilden.
Er antwortete nicht, sondern strich mit einer Hand sanft über mein Haar.
"Es tut mir so leid", raunte ich leise in sein Ohr.
"Was denn? Meine Verletzung? Dafür kannst du doch nichts Süße."

Ich musste Schmunzeln. Egal, was auch passierte Josh schaffte es immer mich mit seinem humorvollem Charakter zum Lächeln zu bringen.
Dennoch erwiderte ich:
"Doch es ist meine Schuld. Nur wegen mir seid ihr in diesen Kampf geraten."

Ich löste mich langsam von ihm, sodass ich ihn anschauen konnte. Josh schüttelte hastig den Kopf und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Früher oder später hätten wir ohnehin gegen diese Verräter kämpfen müssen."
Auf einmal verdüsterte sich seine Miene und ich warf ihm einen besorgten Blick zu.
"Was ist?", fragte ich.

Josh berührte meine Wange. Ich verspürte augenblicklich ein starkes Brennen und gab einen unterdrückten, leisen Schrei von mir. Sofort stieß ich seine Hand weg. Es war ein Reflex von mir gewesen. Denn ich wusste genau, dass er gerade die Stelle berührt hatte wo Remus mir zuvor mit dem heißen Metallstab die Haut verbrannt hatte.

"Dafür wird er bezahlen", knurrte Josh und ich schaute schnell zu Boden. Ich musste furchtbar aussehen. Meine Kleidung war vollkommen verdreckt und zerissen. Mein Haar war verknotet und durcheinander. Aber das Schlimmste war mein Gesicht. Die Brandwunde, die ich Remus zu verdanken hatte. Sie musste schrecklich aussehen.

Mir kamen fast erneut die Tränen, als mir klar wurde, dass ich diese Wunde wahrscheinlich mein ganzes Leben lang ansehen musste. Ich würde für immer eine Narbe davon tragen.
"Das wird er. Verlass dich drauf kleiner Bruder!"

Ich hörte eine vertraute Stimme hinter mir. Trotzdem hob ich den Kopf nicht. Ich wollte nicht, dass sie mich sahen. Sie sollten die hässliche Wunde in meinem Gesicht nicht sehen. Dabei wusste ich, dass sie sie längst gesehen hatten. Schließlich hatte ich sie zuvor nicht versteckt, da ich gar nicht darüber nachgedacht hatte.

Ich spürte zwei starke Arme die sich von hinten um meinen Bauch legten. Es dauerte nur wenige Sekunden bis ich zusätzlich einen Kopf auf meiner rechten Schulter bemerkte. Dann fühlte ich wie warme Lippen zärtlich meine Wange berührten.

"Hey, du brauchst dein Gesicht nicht vor uns zu verstecken Kayla. Alles ist gut. Remus wird dafür bestraft werden. Ich werde höchst persönlich dafür sorgen."

Ich kannte diese Stimme so gut wie meine eigene und wusste daher sofort, dass sie Evan gehörte. Ich hob langsam den Kopf und sah in Joshs Gesicht.
"Wie geht's dir eigentlich? Ist die Verletzung schlimm?"
Josh schüttelte den Kopf und setzte sein typisches Grinsen auf.
"Mich macht keiner so schnell fertig." Er zwinkerte mir zu und ich lächelte erleichtert.

Ich legte meine Hände auf Evans, die noch immer auf meinem Bauch lagen. Es fühlte sich für mich einfach so normal an Evan zu berühren und seine Nähe zu spüren. Dabei kannte ich ihn doch erst so eine kurze Zeit. Doch in diesem Moment störte es mich nicht. Eigentlich hatte ich es die ganze Zeit als unheimlich empfunden, dass ich Evan vertraute und ihm alles glaubte, was er mir sagte. Aber jetzt genoss ich es einfach, dass er bei mir war und mich berührte.
Ich genoss das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit nach dem ich mich so lange gesehnt hatte.

Ich hatte mich nach ihm, Evan, gesehnt. Nun, wo er endlich bei mir war fühlte ich mich beschützt und geliebt. Plötzlich bekam ich den Drang danach ihn zu küssen. Ich konnte nicht anders. Ich musste und wollte es tun. Ich wollte meine Lippen auf seine legen, seinen vertrauten Geruch in mir aufnehmen, ihn herzlich umarmen und nie wieder loslassen.

Auf einmal drehte ich mich langsam zu ihm um. Ich schaute in seine schönen dunkelbraunen Augen, die ich dank des Mondlichts erkennen konnte. Er musterte mich und schien nicht recht zu wissen, was er sagen geschweige denn tun sollte.
Schließlich nahm ich ihm diese schwere Aufgabe ab.

Ich legte meine Hand an seine warme Wange. Ich ließ sie langsam bis zu seinem Hinterkopf wandern und zog ihn dann zu mir. Er wirkte zunächst überrascht, wehrte sich aber nicht und kam automatisch näher. Er schien zu verstehen, was ich tun wollte. Denn er nahm im nächsten Moment mein Gesicht in seine Hände und kam immer näher. Bis er schließlich seine Lippen auf meine legte. Ich schloss die Augen und fuhr mit den Fingern durch seine dicken Haare.

Ich öffnete leicht den Mund und erwiderte seinen Kuss. Mein Herz klopfte stark und ich verspürte ein Kribbeln in meinem Bauch. Fast so als würden tausend Schmetterlinge darin fliegen.
Ich genoss diesen magischen Moment in vollen Zügen.

Es war mir egal, dass die anderen übernatürlichen Wesen um uns herum waren und uns anstarrten. Für mich gab es in diesem Augenblick nur Evan und mich selbst.

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt