♥︎°Kapitel 27°♥︎

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Plötzlich spürte ich ein Pochen an meinen Schläfen. Starke Kopfschmerzen und ein Schwindelgefühl kamen hinzu. Ich riss mich von Evan los und fiel auf die Knie. Ich wollte es nicht, aber konnte es nicht verhindern. Ich hätte weinen können. Da war er gewesen. Der wunderschöne Augenblick auf den ich so lange gewartet hatte und nun hatte ich ihn zerstört.
Was war nur los mit mir?
Was passierte mit mir?

Ich starrte auf den Grasboden unter mir und hielt mir die Hände an die schmerzenden Schläfen. Ich spürte Evans besorgten Blick auf mir obwohl ich ihn nicht sah. Im nächsten Augenblick hörte ich sogar seine sanfte Stimme, aber konnte darauf nicht antworten. Denn dieses Mal klang sie nicht wie Musik in meinem Ohr. Das Gegenteil war der Fall. Zum ersten Mal wünschte ich mir Evan würde nichts sagen und still sein. Ich wollte seine Stimme nicht hören. Sie klang wie das Grollen des Donners, das ich von den schlimmsten Gewittern kannte und sorgte dafür, dass meine Kopfschmerzen stärker wurden.

"Kayla? Was ist los?"

Ich bemerkte, dass Evan sich vor mir hin hockte, meinen Kopf vorsichtig anhob und mich intensiv musterte. Doch ich reagierte nicht. Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.
Warum konnte er nicht einfach gehen und mich hier sitzten lassen?
Wieso musste er immer an mir kleben und mir nahe sein?

Auf einmal ärgerte ich mich innerlich über mich selbst.
Was war bloß in mich gefahren?
Ich wollte doch, dass Evan nahe bei mir war. Ich wollte seine Nähe spüren und ihn berühren.
Und jetzt, wo er endlich bei mir war, wollte ich ihn loswerden?
Unter anderen Umständen hätte ich ein paar mal ordentlich den Kopf geschüttelt und versucht wieder klar zu denken.
Aber das Pochen meiner Schläfen wurde mit jeder Sekunde schlimmer. Also wagte ich es nicht.

Ich schrie laut auf, als ein weiterer Schmerz durch meinen Körper fuhr. Ich fühlte mich, als würden tausende kleine, heiße Nadeln auf mich einstechen. Nun war es nicht mehr nur der Kopf, sondern mein gesamter Körper der weh tat.
Warum ich? Warum tat man mir so viel schreckliches an? Wieso wurde ich immer gequält und musste leiden? Was hatte die Welt nur gegen mich.
Erneut ertönte Evans Stimme. Dieses Mal schien sie beinahe verzweifelt.

"Kayla. Hörst du mich?"

Ich zwang mich dazu etwas zu sagen. Nur was ich sagte, war nicht wirklich eine Antwort auf seine Frage.
"Es ist schrecklich. Hilf mir. Bitte."
Erneut zuckte ich vor Schmerzen zusammen, schrie auf und hielt mir die Hände stärker an die Schläfen.

Etwas passierte mit mir. Ich spürte es. Etwas in mir schien sich zu regen und ich wusste, dass die Ursache für meine Schmerzen der Kuss mit Evan gewesen war. Ich begann etwas zu verstehen. Ich wollte Wissen erlangen. Antworten auf meine Fragen bekommen. Mir wurde bewusst, dass ich meinem Ziel immer näher kam, je mehr Schmerzen ich ertrug.

"Evan. Was passiert mit ihr?"
Ich horchte kurz auf, als ich Joshs Stimme erkannte.
Dann wieder Evan:
"Ich glaube sie kämpft gegen das Vampirgift in ihrem Körper an."
Evan strich mir über die Wange. Ich öffnete leicht den Mund. Ich wollte ihn fragen, was das zu bedeuten hatte, aber ich schaffte es nicht einen Ton hervor zu bringen.
Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt.

"Was heißt das? Wird sie sterben?"
Bei Joshs Frage blieb mir fast das Herz stehen.
Sterben? War das möglich?
Ich wollte noch nicht sterben.
Ich war doch erst siebzehn.
Ich hatte noch mein ganzes Leben vor mir. Das musste ein böser Albtraum sein. Es durfte nicht wahr sein.
Gleich würde ich erwachen. Nur noch ein paar Minuten. Dann würde mein Wecker klingeln.
Komm schon. Los!
Aber mein Wecker klingelte nicht.

Das einzige Geräusch, dass ich wahrnahm war Evans Stimme.
"Nur, wenn sie nicht stark genug ist. Aber das ist sie. Kämpfe Kayla! Du schaffst das. Bald ist alles vorbei. Ich verspreche es!"

Evans Stimme klang so überzeugend. Er schien sich sehr sicher zu sein, dass ich stark genug war und nicht sterben würde. Ich begann beinahe zu weinen.
Was, wenn ich es nicht schaffte.
Was, wenn ich zu schwach war. Ich konnte bereits spüren, dass meine Kräfte nachließen.
Ich konnte ihm das nicht antun. Er hatte das nicht verdient.

Ich stellte mir sein Gesicht vor. Wie er aussehen würde, wenn ich es nicht schaffte und starb. Traurig und einsam. Für niemanden würde er mehr ein Lächeln übrig haben. Im schlimmsten Fall würde er sich wahrscheinlich selbst das Leben nehmen. Das konnte ich ihm nicht antun. Ich musste es schaffen.

Merkwürdigerweise, wusste ich wie viel ich ihm bedeutete. Ich wusste, dass ich seine einzig große Liebe war und er ohne mich nicht leben konnte.
Aber wieso wusste ich diese Dinge? Woher?
Was war ich und welche Verbindung hatte ich zu Evan?
Mir wurde bewusst, dass es nur einen Weg gab mir meine Fragen zu beantworten. Ich musste mich meinem Schicksal und den Schmerzen, die ich empfand stellen.

Ich atmete einmal tief ein und aus.
Dann ließ ich mich einfach fallen.
Ich hörte auf zu kämpfen.
Hörte auf mich zu widersetzen. Ich ließ mich einfach auf das komische Gefühl in mir ein. Eine gewaltiger Ruck ging durch meinen Körper.
Ich fühlte mich, als würde ein riesiges Feuer durch meinen Körper laufen. Mir wurde heiß, ich begann zu schwitzen und gab einen langen Schrei von mir.

"Evan tu doch was!"
Ich hörte Joshs panische Stimme und spürte kurz darauf Evans Hand an meiner Stirn.

In dem Moment, in dem seine Hand meine Stirn berührte schienen all meine Schmerzen zu verschwinden.
Es dauerte nicht einmal wenige Sekunden bis ich das Gefühl hatte, kühles Wasser würde durch meinen Körper fließen und die Feuerflammen nach und nach löschen.
Es war ein angenehmes und erleichterndes Gefühl.
Fast wie Zauberei.

Ich nahm nicht wahr, dass ich in Ohnmacht fiel und auf Joshs Knien landete, der sich anscheinend hinter mir ins Gras gesetzt hatte.
Ich bemerkte nicht, dass Evan mich verzweifelt auf Verletzungen untersuchte.
Ich war vollkommen in meinen Gedanken versunken und wusste nicht mehr, was in der Wirklichkeit geschah.

Was denkt ihr ist mit Kayla passiert?
Wird sie sterben oder wird sie es schaffen?

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt