♥︎°Kapitel 10°♥︎

238 41 122
                                    

Ich versuchte den Blicken der neuen Gesichter auszuweichen, von denen ich wusste, dass sie auf mir ruhten. Meine Augen waren einzig und allein auf Josh, Kilian und Finn gerichtet. Sie schienen es nicht zu bemerken, denn sie redeten und lachten ununterbrochen. Ich begann mich allmählich zu fragen über was sie sich wohl unterhielten. Es musste wirklich etwas sehr amüsantes sein.

Ich wollte den ersten Schritt in Richtung der Couch beim Kamin machen, als eine warme Hand sich um mein rechtes Handgelenk legte. Der Griff war energisch, doch ich verspürte keinerlei Schmerzen. Die Hand war angenehm und alleine durch ihre Berührung schien mein Körper sich zu entspannen. Ich fühlte mich auf einmal sicher, geborgen und nicht mehr allein. Obwohl ich die Person, dessen Hand mein Handgelenk umklammerte, nicht sehen konnte spürte ich, dass ich sie kannte. Ich empfand eine sofortige Verbundenheit und Anziehungskraft zu ihr. Wieso ich so empfand war mir wieder einmal ein Rätsel.

Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte und rührte mich zunächst nicht. Abwarten hielt ich fürs Erste am sinnvollsten. Es war schließlich immer noch besser als unüberlegt, leichtsinnig oder voreilig zu handeln. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen absolut nichts aufregendes passierte.

Als ich kurz darauf die Hand abschütteln wollte, hörte ich eine Stimme nah an meinem Ohr. "Ich bin bei dir Kayla." Ein Gefühl von purer Wärme durchströmte meinen Körper. Mit einem Mal war meine Unsicherheit verschwunden. Ich konnte nicht sagen wieso. Ich konnte es auch nicht kontrollieren. Es passierte einfach.

Doch so schnell, wie die Person mein Handgelenk umklammert hatte, löste sie den Griff auch schon wieder. Die Wärme verschwand, aber das Gefühl der Unsicherheit kehrte nicht zurück. Ich wusste nun, dass jemand bei mir war, immer hinter mir stand und mir immer helfen würde.

Ich drehte den Kopf langsam zu meiner Rechten und hob den Blick. Zwar wusste ich innerlich schon, wessen Hand es gewesen war, die mich sofort beruhigt hatte, aber trotzdem wollte ich nochmal sichergehen. Meine dunkelblauen Augen fanden Evans. Ich öffnete den Mund und wollte etwas sagen. Aber bevor ich ihn auch nur ansprechen konnte, machte er ein paar Schritte vorwärts.

Für mich war diese Geste ein Anzeichen dafür, dass seine Aufmerksamkeit nun nicht mehr mir galt.

So, ging ich entschlossen zu dem Sofa bei dem Kamin. Josh lächelte mir freudig zu, als er mich bemerkte. Er klopfte anschließend mit der flachen Hand neben sich auf die Couch. Anscheinend wollte er mir so verdeutlichen, dass ich mich zu ihm setzten konnte, was ich mir nicht zweimal sagen ließ. Ich schenkte ihm ebenfalls ein dankbarer Lächeln und ließ mich neben ihm nieder.

"Na kommst du doch noch? Ich dachte schon du wärst vor der Tür festgewachsen", scherzte er und ich fühlte mich gleich etwas erleichtert. Endlich stand ich nicht mehr in der Mitte des Raumes und war nicht mehr die Hauptattraktion. Diese Rolle hatte jetzt jemand anderes eingenommen.

"Ich wollte die ganze Zeit kommen, aber....", ich stockte und suchte nach den richtigen Worten, die mir irgendwie gerade nicht in den Sinn kommen wollten. Schließlich war es Kilian, der meinen Satz beendete."Evan hat dich aufgehalten. Das verstehen wir schon."

Da war etwas an seinem Tonfall, dass ich eigenartig fand. Er klang so verständnissvoll und gelassen. Als wäre es normal, dass Evan mich aufhielt. Als wäre es Standart und immer so. Ich warf ihm einen Blick zu und nickte dann. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Schließlich war es ja die Wahrheit. Kilian hatte es sich auf der linken Sofaecke bequem gemacht. Josh befand sich in der Mitte von ihm und mir.

"Jaja. Mein guter, alter Bruder", meinte Josh und lehnte sich weit auf dem Sofa zurück. Seine Arme streckte er breit über die Lehne aus. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er machte den Eindruck als versuche er durch diese Geste erwachsen zu wirken. Ich spürte seinen Arm hinter meinem Kopf und hoffte, dass er ihn gleich wieder wegnehmen würde, da mir diese Position irgendwie unangenehm war.

"Ey. Sachmal geht's noch? Du nimmst das halbe Sofa ein. Mach dich mal nicht so fett." Kilian schmiss Joshs Arm kopfschüttelnd von der Lehne hinter sich. Josh schien das allerdings wenig zu beeindrucken. "Bla,bla." Dennoch ließ er seinen Arm nun unten. Unglücklicherweise blieb sein anderer, hinter meinem Kopf, wie gehabt.

Ich räusperte mich kurz und wandte mich an Kilian. Da war etwas, was ich umbedingt wissen wollte. "Kilian?" Verwundert sah er mich an. "Ja?" Ich wartete ein paar Sekunden, bevor ich den Mund öffnete. "Sag mal. Du hast doch die ganze Fahrt mit dem Truck auf der Laderampe verbracht."

Ich begutachtete einmal seinen nackten Oberkörper. "Wie hast du das durchgehalten? Ich meine, dass muss doch richtig kalt gewesen sein." Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Kilian wechselte einmal Blicke mit Josh und Finn. Ich konnte sie nicht deuten, aber die drei Jungen schienen sich ohne Worte, nur über ihre Blicke, verständigen zu können. Plötzlich kam ich mir blöd vor. Meine Unsicherheit kehrte nach und nach zurück. Vielleicht hätte ich die Frage nicht stellen sollen.

Nach einer Weile antwortete Kilian:
"So kalt wie du denkst war es garnicht. Man kann das recht gut aushalten. Wir sind das ja auch gewohnt. Schließlich sind wir fast den ganzen Tag draußen."

Ich setzte eine skeptische Miene auf. Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass ich ihm diese billige Antwort abkaufte. Ich hatte die Kälte doch selbst gespürt. Ich war schließlich draußen gewesen. Ich hatte die Kälte empfunden obwohl ich am Oberkörper etwas getragen hatte. Und jetzt versuchte er, Kilian, mir auf die Nase zu binden, dass er kein bisschen Kälte empfunden hatte?

Ich überlegte, ob ich es wagen sollte, weitere Fragen zu stellen. Ich konnte spüren, dass es ihm ganz und garnicht gefiel, dass ich so neugierig war. Trotzdem konnte und wollte ich nicht locker lassen. Etwas ging hier vor sich. Die Jungen teilten ein Geheimnis, dass sie mir verschwiegen. Ich konnte es spüren und ich wollte herausfinden, was es war.

"Naja. Ich bin zu dem Zeitpunkt auch draußen gewesen. Ich hatte einen Pullover an und habe gefroren. Wie kann es dann sein, dass du garkeine Kälte empfunden hast?" Als Kilians Miene sich verdüsterte wusste ich, dass ich zu weit gegangen war. Ich bereute meine Hartnäckigkeit sofort. Gleichzeitig fragte ich mich, wo auf einmal mein Mut hergekommen war. Eigentlich war ich doch immer etwas ängstlich und vorsichtig.

"Jeder empfindet eben anders." Kilians Stimme war mit einem Mal gefährlich leise und direkt. Er schien keinen weiteren Wiederspruch zu dulden.

"Soll ich etwas nachhelfen?", mischte Finn sich urplötzlich ein. Ich sah zu dem blondhaarigen Jungen, der uns gegenüber saß.

Seine knallgrünen Augen blitzen mich auf eine merkwürdige Art an. Ich blinzelte und verspürte ein leichtes Schwindelgefühl. Meine Augenlider wurden schwer und ich musste mich anstrengen, um sie offen zu halten. Was war denn auf einmal los mit mir?

Ich schaute immer noch in Finns Augen. Aber diese wurden langsam verschwommen. Ich befürchtete, dass ich innerhalb der nächsten Sekunden ohnmächtig werden würde.

Doch dann geschah etwas unerwartetes und meine Sicht wurde wieder klar.

Na, was denkt ihr ist passiert?xD

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt