♥︎°Kapitel 36°♥︎

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Remus Lippen berührten meine Wange.
Dann meinen Mund.
Bis sie schließlich zum Hals wanderten.
Ich blieb regungslos und steif wie ein Stein.
Das Einzige, was für mich zählte war das Messer in meiner Hand, dass langsam das Seil durch schnitt. Ich konzentrierte mich einzig und allein auf die Waffe.
Gleich ist es geschafft, dachte ich.
Gleich bist du frei von diesem Ekel.

"Sieh mich an!", schrie Remus plötzlich aufgebracht und riss meinen Kopf ruckartig hoch.

Obwohl, mein Kopf nun angehoben war, starrten meine Augen nur die Decke über uns an.
Ich dachte nicht daran ihn anzusehen.

Er hatte mir nichts zu befehlen!

Im nächsten Moment, gerade als Remus ausholte, um mich zu schlagen, spürte ich wie sich die Fesseln von meiner Haut lösten. Ich hatte es geschafft.

Blitzschnell, trat ich Remus in den Bauch.
Er taumelte kurz zurück.
Allerdings fasste er sich schnell wieder.
Aber diese wenigen Sekunden dazwischen reichten mir, um von dem harten Stuhl aufzuspringen und das Messer bereit in den Händen zu halten. Die Spitze zeigte auf ihn.
Zuerst wirkte er vollkommen überrumpelt.
Mit dieser Reaktion von mir hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Ich atmete schnell und konnte meinen Herzschlag deutlich spüren.

Würde ich es überhaupt fertig bringen das Messer an Remus zu benutzen?

Eigentlich hatte er es schon verdient.
Nach all dem was er mir bereits angetan hatte, schien es für mich nur fair.
Allerdings, konnte ich mich nicht daran erinnern jemals bei jemandem eine Waffe verwendet zu haben.
Eine Stimme in mir flüsterte mir bereits zu, dass ich es nicht schaffen würde.

Ich biss die Zähne aufeinander. Vielleicht reichte die Messerspitze als Drohung aus und er würde mich einfach gehen lassen.
Insgeheim hoffte ich, dass es so war.
Dennoch konnte ich es natürlich nicht wissen.
Wenn Remus nicht eingeschüchtert sein sollte, hatte ich ein Problem.

Ich musterte seine Gesichtszüge und versuchte zu erkennen, was gerade in ihm vor ging und ob er ein wenig Furcht verspürte.
Anfangs glaubte ich tatsächlich, dass er Respekt vor der Waffe hatte, aber als sich anschließend ein breites Grinsen in seinem Gesicht bildete, war jegliche Hoffnung in mir verloren.

"Haha. Komm Kayla. Du denkst doch nicht wirklich, dass du irgendeine Chance gegen mich hättest oder?"

Ich erwiderte nichts und bewegte mich nicht. Mein Körper verharrte in seiner Position.

Als ich auch nach mehreren Sekunden keine Reaktion zeigte, lachte Remus lauthals.
Wenn meine Hände in diesem Augenblick nicht das Messer umklammert gehalten hätten, hätte ich mir vermutlich die Ohren zugehalten. Doch so musste ich die grauenhafte Stimme über mich ergehen lassen.

Meine Hände fühlten sich schwitzig an.
Das Messer durfte mir auf keinen Fall aus den Händen gleiten.
Also umfasste ich den Griff noch fester. Ich sah bereits wie meine Fingerknöchel weiß hervor ragten.

Remus schien sich nun endlich beruhigt zu haben und zwinkerte mir zu, was mich wütend machte.

"Na komm Kleine. Lass den Unfug hm? Du willst noch ein bisschen leben oder? Wenn du nicht vernünftig wirst kann ich dir das nämlich nicht mehr so lange garantieren. "

Ich schluckte.
Hatte er das gerade wirklich zu mir gesagt?
Für was hielt er sich?
Etwa für einen Superheld aus einem Marvelfilm?
Er hatte anscheinend den Eindruck, dass ich ihm nicht gefährlich werden würde.

Ich versuchte meinen Atem und Herzschlag zu kontrollieren, um ruhig zu bleiben.
Es gelang mir nicht. Die Wut war einfach zu groß.

"Weißt du was Remus?! Wenn du mich jetzt nicht auf der Stelle vorbei lässt kann ich für dein Leben nicht mehr garantieren!"

Ich hielt für einen Moment Inne.
Hatte ich das gerade wahrhaftig gesagt?
Wo kam der Mut her?
Was war aus dem ängstlichen Mädchen Kayla geworden?
Hastig schüttelte ich den Kopf.
Das spiele jetzt keine Rolle. Viel wichtiger war, dass ich diesen Mut stand hielt.

Remus sah verblüfft aus. Seine Augen, die plötzlich viel größer geworden waren begutachteten mich.
Selbstsicher machte ich zwei Schritte auf ihn zu. Nun war die Messerspitze nur noch wenige Zentimeter von seiner Brust entfernt.
Seine Augen waren zuerst auf die Waffe und danach auf meine Augen gerichtet.

Ich funkelte ihn gefährlich an.

"Bist du taub? Du sollst mich verschwinden lassen!"

Remus verharrte auf der Stelle und rührte sich nicht. Ich musterte sein Gesicht. Erst jetzt realisierte ich wie nah wir uns waren. Nicht einmal eine Person hätte zwischen uns gepasst.
Merkwürdigerweise schien sein Gesichtsausdruck sich komplett geändert zu haben.
Ich entdeckte ein Hauch von Mitleid und Reue in seiner Mimik.

Es verwirrte mich. Die ganze Situation verwirrte mich.
Was war denn auf einmal mit ihm?
Wo war sein gehässiges Grinsen geblieben?
Als ich dann seine Hand an meiner Wange spürte glitt mir ungewollt, dass Messer aus den Händen.
In Gedanken verpasste ich mir mehrere Backpfeifen.
War ich nun vollkommen verrückt geworden?
Ich konnte doch nicht einfach die Einzige Waffe, die ich hatte fallen lassen.
Remus könnte sonst was mit mir anstellen.

Ich brauchte ein paar Sekunden um zu bemerken, dass Remus Hand genau auf der Narbe der Brandwunde ruhte. Er strich sanft darüber.
Ich konnte seine Hand nicht abschütteln. Obwohl ich es wollte.
Da war etwas an ihm. Etwas, dass ich zuvor noch nie an ihm gesehen hatte. Wahre Gefühle.

Als anschließend eine Träne seine Wange hinunter rollte, verstand ich die Welt nicht mehr.
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl Remus wahres Ich zu sehen.

"Es tut mir so unendlich leid Kayla.
Alles was ich dir angetan habe. Ich wollte das eigentlich nicht. Ehrlich gesagt mochte ich dich schon immer.
Ich war einfach so neidisch auf Evan.
Er hatte immer alles. Wirklich alles.
Er wurde zum Alpha des Clan der Cosantoir anstatt ich.
Er wird von allen geliebt und ich nicht.
Er hat dich und ich nicht.
Ich beneide ihn so sehr.
Er kann glücklich sein dich zu haben.
Und ich weiß es gibt nichts was ich tun kann um all die Dinge, die ich dir angetan habe wieder gut zu machen.
Aber ich wünsche mir nichts mehr als das du mir verzeihst Kayla.
Ich wollte Evan nur verletzten, weil ich ihm nicht gegönnt habe, was er hat.
Aber ich sehe nun, dass er dich sehr viel mehr verdient als ich. Ich habe dir nichts als Schmerz und Wunden gegeben. Aber Evan gibt dir Liebe."

Ich konnte nichts sagen. Mein Hals war wie zugeschnürt. Mein Verstand und mein Herz waren voller Fragezeichen und Verwirrung.
Remus liebte mich und das seitdem er mich kannte?
Er hatte mich nur gefoltert um Evan zu verletzten, weil er neidisch auf ihn war?
Das ergab alles keinen Sinn.
War ich gerade am träumen?

Ich kniff mir in den Arm und stellte fest, dass ich wach war.
Das war alles zu viel für mich.
Ich fühlte mich wie ein Ballon, der kurz davor war auseinander zu platzen.

"Ich möchte dich um eine Sache bitten", hörte ich Remus Stimme.
Sie klang so sanft und liebevoll wie ich sie noch nie gehört hatte.
Ich bekam nur teilweise mit wie er das Messer vom Boden aufhob und in meine Hände drückte.
Seine Hände waren nun auf meinen.
Er drehte das Messer so, dass die Spitze nun wieder auf sein Herz zeigte.

Doch erst als er die Worte aussprach wurde mir bewusst, was er von mir wollte und meine komplette Aufmerksamkeit gehörte ihm.
Ich wusste nicht, welche Gefühle ich empfinden sollte. Die ganze Situation überforderte mich.
Aber, als er die Worte laut aussprach, waren meine Augen nur noch auf ihn gerichtet.

"Ich bitte dich darum, dass zu tun, was du schon die ganze Zeit bei mir tun wolltest. Bitte beende es Kayla."

Hey Leute!

Wie findet ihr das Kapitel so?

Habt ihr vll Ideen wie es weitergehen könnte?

Was mich ganz besonders interessiert ist, was ihr von Remus Geständnis und seiner bitte an Kayla haltet.

Ich freue mich natürlich über Kommis, Kritik und Votes :D ♡

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt