Ich wollte mich umdrehen, aber schaffte es nicht. Ich traute mich nicht. Ich hatte Angst vor dem, was sich hinter mir befand.
Nur wieso?
Ich stand hier in mitten von Bestien umgeben auf einer Lichtung und starrte einen riesigen Wolf vor mir an.
Warum fürchtete ich mich vor ihm nicht?
Wieso hatte ich ihn gestreichelt und weshalb wirkte er auf mich nicht feindselig, sondern merkwürdig vertraut?Ich kam nicht mehr dazu noch länger darüber nachzudenken. Denn im nächsten Augenblick stellte sich der Wolf, den ich zuvor gestreichelt hatte, vor mich und gab ein bedrohliches Knurren von sich. Ich drehte mich um, konnte allerdings nichts außer dem Hinterteil des Wolfes erkennen. Diese Tiere waren einfach zu groß.
Ich reckte den Hals und stellte mich auf die Zehenspitzen. Aber eigentlich hätte ich mir das sparen können. Meine Sicht wurde nun weder besser noch schlechter. Sie blieb gleich.
Wieso musste ich auch so klein sein?
Hätte ich nicht ein paar Zentimeter größer sein können?Ich schüttelte den Kopf. Ich sollte mich nicht über solche Kleinigkeiten aufregen, sondern lieber aufpassen, dass ich diese Lichtung lebend verließ. Schließlich wimmelt es von riesigen Wölfen und........
Ich drehte mich zur Seite und starrte erschrocken in das Gemetzel.Zwischen was eigentlich?
Gegen wen oder was kämpften die Wölfe?
Meine Frage wurde im nächsten Moment beantwortet.
Ich schrie auf, als ich einen Schatten entdeckte, der sich so schnell bewegte, dass er sich innerhalb von wenigen Sekunden am anderen Ende der Lichtung befand.Das war doch nicht möglich. Es sei denn... Ich hielt verzweifelt meine Hände vor meine Augen, als mir bewusst wurde, dass es sich nur um Vampire handeln konnte. Evan hatte mir schließlich auch erzählt, dass sie gegen Vampire kämpfen mussten. Sie hatten also noch nicht alle erledigt.
Aber wieso kämpften sie überhaupt gegeneinander und wo zum Teufel war Remus?
War er etwas geflohen?Wut erfasste mich. Dieser Feigling. Erst ein wehrloses Mädchen mit einem glühenden Metallstab foltern und danach die Flucht ergreifen.
Ich biss die Zähne zusammen. Bei dem Gedanken daran, was Remus mir bereits alles angetan hatte, wurde mir übel und gleichzeitig begann ich zu zittern. Nicht aus Angst, sondern aus Hass und Wut, die ich ihm gegenüber empfand.Ich kehrte in die Realität zurück, als ich seidenweiches Fell spürte, dass sanft über meine Wange strich. Ich ließ die Hände von meinen Augen sinken und sah zu meiner Rechten. Ich erkannte das rotbraune Fell sofort und atmete erleichtert aus. Die Nähe des Wolfes tat so unglaublich gut. Am liebsten hätte ich mich an sein warmes Fell geschmiegt. Ich wäre wahrscheinlich auf der Stelle eingeschlafen.
Aber ich wusste, dass ich wach bleiben musste. Ich konnte mir nicht sicher sein, wem ich vertrauen konnte. Die Einzige Person, der ich wirklich zu hundert Prozent vertrauen konnte war ich selbst und aus diesem Grund musste ich auf mich selbst aufpassen.
Der Kopf des großen Tieres neben mir drehte sich in meine Richtung. Ein paar Sekunden schaute ich in seine dunklen Augen. Tief und eindringlich. Ich konnte mich nicht von ihnen lösen. Es war, als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper verloren.
Schließlich war es der Wolf, der den Blick von mir löste und somit den magischen Augenblick zwischen uns durchbrach. Er neigte den Kopf weit nachhinten. Im gleichen Moment zog eine Wolke am Himmel weiter und gab den Blick auf den Vollmond frei. Noch immer leuchtete er hell und strahlte.
Dann begann der Wolf zu jaulen. Es war laut und wahrscheinlich hätte ich mir die Ohren zu gehalten, wenn es sich für mich nicht so unglaublich schön und besonders angehört hätte.
Doch noch mehr als das Jaulen des Wolfes faszinierte mich etwas anderes.Alle Wölfe, die sich auf der Lichtung befanden schienen sich um mich und den Wolf neben mir zu versammeln. Einerseits machte es mich nervös, da die Augen vieler Wölfe mich anschauten. Aber auf der anderen Seite fühlte es sich normal an. Als würde ich es kennen und als hätte ich diese Situation schon ganz oft erlebt.
In den nächsten Minuten geschah zunächst nichts. Ich stand unschlüssig da und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich fühlte mich so erschöpft und müde, dass ich die Augen nur noch mit Mühe offen halten konnte. Ich ließ mich ohne es zu wollen ins Gras fallen und hielt mir die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Ich betrachtete die Wölfe. Sie waren alle unnatürlich groß. Aber der Wolf direkt neben mir schien der Größte von ihnen zu sein.
Ich spürte auf jeden Fall, dass er besonders war. Er war anders als all die anderen Wölfe.
Aber wieso?Plötzlich hörte ich ein Knacken. Es war nicht das Knacken eines Astes, sondern das Knacken von Knochen. Es lies mich schaudern. Es folgten mehr knackende Geräusche und ich erkannte, dass es die Wölfe vor mir waren, die das Knacken verursachten. Langsam änderten sich ihre Körper und sie nahmen eine menschliche Gestalt an.
Es dauerte nur wenige Minuten bis alle Wölfe sich in Menschen verwandelt hatten. Sie saßen auf allen vieren und rappelten sich nach und nach auf. Ich hielt die Luft and als ich in ihre Gesichter blickte.
Meine Augen blieben bei einem Gesicht stehen. Es war mir vertraut. Zuerst lächelte ich, doch als ich bemerkte, dass er seine Hand an seine rechte Schulter gelegt hatte, starb mein Lächeln sofort. Er war verletzt.
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Der Clan der Cosantoir
Hombres Lobo~♥︎ "Für immer", war alles, was ich sagte. Mehr Worte brauchte es nicht, denn Evan verstand. ~♥︎ Durch ein mysteriöses und gefährliches Ereignis in der Nacht ändert sich Kaylas Leben schlagartig. Sie gerät in eine Gruppe von fremden Jungen und weiß...