♥︎°Kapitel 12°♥︎

214 37 101
                                    

Mein Kopf hämmerte und meine Schläfen schmerzten. Die Welt um mich herum konnte ich nicht mehr wahrnehmen. Ich fühlte mich als wäre ich in Trance. In einem Traum gefangen, aus dem ich irgendwie wieder erwachen musste.

Die Bilder waren verzerrt. Zuerst verschwommen, doch nach und nach wurden sie klarer. Meine Sinne waren nun nicht mehr in der realen Welt. Ich tauchte vollkommen in die Vision ein.

Eine grüne Wiese. Sie war von Bäumen umgeben und glich einer Lichtung im Wald. Lauter bunte Blumen ragten aus dem Gras in die Höhe. Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Landschaft goldig leuchten. Nebelwolken schwebten direkt über der Wiese und an ein paar Grashalmen hätte man noch den Morgentau finden können. Ich hörte das angenheme, entspannende Geräusch von Wasser in der Ferne. Obwohl das Klima frisch und kühl war, war mir mollig warm.

Ich spürte einen Arm um meinen Schultern, dessen Hand in meiner eigenen lag. Verwirrt betrachtete ich die beiden Hände. Meine Finger und die Finger der anderen Hand, hatten sich ineinander gehagt. Merkwürdigerweise, zog ich meine Hand nicht weg und löste meinen Griff auch nicht. Ich konnte es garnicht, da es sich so vertraut und gut anfühlte.

Ich erwischte mich dabei, wie ich meinen Kopf gegen die Brust der anderen Person lehnte und meine Augen einen Moment lang schloss. Ich konnte meinen Körper und seine Bewegungen nicht kontrollieren. Als würde ich mich nur in ihm befinden aber was er tat, nicht beeinflussen können.

Im nächsten Augenblick küsste die Person mein braunes Haar. Dann spürte ich sein Kinn auf meinem Kopf. Am liebsten wäre ich auf der Stelle eingeschlafen, aber ich zwang mich dazu, wach zu bleiben. Die andere Person. Sie war so warm. Als würde ihr ganzer Körper wie eine Heizung funktionieren.

"Schlaf ruhig", sagte diese auf einmal. Es war eine tiefe Stimme. Sie klang sanft und zärtlich. Ich schlug meine Augen wieder auf und kramte in meinem Gehirn. Ich kannte diese Stimme. Ich kannte sie ganz sicher. Doch woher? Von wem?

Plötzlich begann sich alles zu drehen. Erst langsam. Doch dann immer schneller. Mir wurde kurz schlecht, wie in einem Karussell. Die Bilder wurde undeutlich. Sie begannen zu verschwimmen. Das Schwindelgefühl wurde stärker und die Landschaft drehte sich schneller.

"Kayla?" Ich hörte eine Stimme. Sie hallte ein paar mal in meinem Kopf wieder. Erst schien sie unerreichbar und ewig weit entfernt. Aber dann hörte ich sie klarer und deutlicher. Schließlich schlug ich schlagartig die Augen auf. Die Stimme hatte mich aus der merkwürdigen Vision gerissen.

Ich sah in Evans dunkelbraunen Augen. Sein Gesicht war das erste, dass ich erkennen konnte. Er hatte sich über mich gebeugt und eine besorgte Miene aufgesetzt.

Ich lag in einem gemütlichen, weichen Bett und wollte mich aufrichten, doch verspürte ein starkes Pochen an den Schläfen. Dennoch, schaffte ich es mich aufrecht hinzusetzten. Allerdings fasste ich mir kurz darauf an meine schmerzenden Stellen.

Ein leises "Ahh", kam aus meinem Mund, welches ich beim besten Willen, nicht verhindern, geschweige denn unterdrücken konnte.
"Alles in Ordnung?" Ich nickte. Langsam, damit ich nicht für einen neuen Schmerz an den Schläfen sorgte.
Aber dann realisierte ich erst, dass ich nicht nur Schmerzen an den Schläfen verspürte. Nein, da war etwas viel schlimmeres.

Meine rechte Hand wanderte nun vorsichtig bis zu meinem Hals hinunter. Als meine Finger sich auf die Halsschlagader legten, konnte ich einen stechenden, piecksenden Schmerz wahrnehmen. Zudem fühlte meine Haut sich an der Stelle so an, als würde sich dort eine Wunde befinden. Noch bevor ich mehr ertasten konnte, wurde meine Hand mit einer schnellen Bewegung weggezogen. Ich wollte den Mund öffnen und Evan wütend anschreien, wieso er das getan hatte. Doch er kam mir, mit einer Erklärung zuvor.

"Lass das! Das solltest du besser nicht anfassen." Zu meiner Überraschung klang seine Stimme nicht verärgert, sondern eher erschrocken und warnend. "Wieso? Was ist denn da?", wollte ich wissen und sah ihn fragend an. Er seufzte einmal geräuschvoll und legte meine Hand, in seine beiden Hände.

Ich musterte ihn prüfend. Er wirke beinahe hilflos und verzweifelt. Ich wusste nicht warum, aber mit einem Mal empfand ich Mitleid.

"Kayla. Es gibt so viel über das ich mit dir reden will. So viel, dass ich dir erklären möchte. Ich weiß nur irgendwie nicht, wo ich anfangen soll."
Ich sagte zunächst nichts. Ließ meinen Blick kurz durch den Raum schweifen, der ähnlich aussah wie jeder andere Raum einer Holzhütte. Niemand war hier. Ich fragte mich wo die ganzen anderen Jungen nun wohl waren und was passiert war. Aber gleichzeitig fragte ich mich auch, was mit mir selbst geschehen war.

Mit Zufriedenheit stellte ich fest, dass ich mit Evan allein war. Vielleicht war er nun endlich gekommen. Der Zeitpunkt, an dem wir uns ungestört unterhalten konnten. Der Zeitpunkt, an dem er mir möglicherweise viele meiner Fragen beantworten konnte und ich eventuell wieder etwas Klarheit über ein Leben bekam.

Ich sah ihn wieder an. Seine Augen hatten mein Gesicht nicht verlassen. Sein Blick war nun erwartungsvoll. Als fragte er mich: "Und, hast du eine Idee?"

Ich nickte und fragte schließlich: "Wie wäre es mit dem Anfang?"

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt