Gewidmet an mystery-a-girl
Ich blieb wie eine Statue stehen und rührte mich nicht. Eine eisige Kälte fuhr durch meinen Körper. Evan war fort. Und mit ihm war das Gefühl von Wärme und Sicherheit, dass mich überkommen hatte verschwunden. Nun war das einzige, was ich fühlte pure Einsamkeit.
Ich war mir nicht sicher wie lange ich einfach nur dargestanden und durch die offene Tür gestarrt hatte. Doch irgendwann fiel die Holztür zu und ich schüttelte einmal im Zeitlupentempo den Kopf. Fast so, als würde ich, wie ein Insekt aus einer Winterstarre, langsam auftauen. Ich blinzelte ein paar mal. Anschließend drehte ich mich um. Finn war das Erste, was ich erblickte.
Seine grünen Augen schienen wieder auf eine merkwürdige Weise zu funkeln. Sein Arm war leicht nach vorn in Richtung der Holztür gestreckt, die bestimmt mehr als zwei Meter von ihm entfernt war. Er hatte seine Hand auf eine ungewöhnliche Weise gedreht. So, dass seine Handfläche zur Decke zeigte und seine Finger leicht nach innen gekrümmt waren.
Ich glaubte erst sie würden eine Faust bilden, doch so weit zog Finn die Finger nicht ein. Stattdessen war noch ein wenig Platz zwischen den Fingerkuppen, sodass sie sich nicht berührten.
Als er meinen prüfenden Blick auf seiner Hand bemerkte, ließ er seinen Arm sofort sinken. Ich schaute zwischen der plötzlich zugefallenen Holztür und Finn hin und her.
Dann öffnete ich den Mund um etwas zu sagen.
Aber noch bevor ein Wort über meine Lippen kommen konnte kehrte Finn mir den Rücken zu. Seine Aufmerksamkeit schien er jetzt etwas ganz anderem gewidmet zu haben. Oder besser gesagt jemand anderem.Auf einmal verspürte ich Wut. Wie lange wollte er mich denn noch für blöd verkaufen? Ich wusste ganz genau, dass er ein Geheimnis hatte, dass ich umbedingt wissen und herausfinden wollte. Die Tür war schließlich nicht von alleine zugefallen. Ich habe keinen Windstoß gespürt und keine Person gesehen, die die Tür hätte zum schließen bringen können.
Finns Augen hatten definitiv geblitzt und ich wusste tief in mir, dass seine Augen bei seinem Geheimnis eine wichtige Rolle spielen mussten. Auch wenn ich mit noch nicht sicher war welche.
"Wie hast du das gemacht?", fragte ich laut und erschrak darüber, dass meine Stimme so fordernd und barsch klang.
Finn reagierte nicht.Stattdessen hörte ich wie er fragte: "Gibst du mir mal ein Glas Ouzo rüber Jenny?"
Ich zitterte, biss hart die Zähne aufeinander und befürchtete ich würde in den nächsten Sekunden zerplatzen vor Wut.
Einerseits schossen mir lauter Fragen in den Kopf wie:
Mit wem zum Teufel redete Finn da und wer war Jenny?
Das war nun das zweite Mal, dass ich diesen Namen hörte.
Warum verdammt nochmal ignorierte er mich?
Und wie konnte er sich seelenruhig mit Alkohol betrinken wollen, wenn Evan, Josh und die anderen Werwölfe da draußen kämpfen mussten und dem Vollmond ausgesetzt waren?Ohne zu wissen woher ich den Mut aufgebracht hatte riss ich von hinten so hart an Finns Schulter, dass sein Körper sich zu mir drehte. Überumpelt lehnte er mit dem Rücken an einer Art Theke und musterte mich kurz.
Zum ersten Mal fiel mir diese jetzt überhaupt auf. Ich erkannte ein Regal auf dem lauter Flaschen, alkoholischer Getränke sorgfältig aufgereiht nebeneinander standen.
Meine Augen fanden eine ganz neue Person. Ein junges Mädchen mit glatten, schwarzen Haaren, die ihr fast bis zu den Hüften reichten, und kreisförmigen Ohrringen, die bei jeder ihrer Kopfbewegungen hin und her wackelten.
Sie musterte mich aus ihren rehbraunen Augen eindringlich und ich überlegte kurz ob das möglicherweise diese Jenny war von der Evan und vor wenigen Minuten auch Finn gesprochen hatten. Sie wirkte irgendwie mysteriös.
Aber ich richtete meine Augen im nächsten Moment schnell wieder auf Finn. Dieser ging zunächst erstmal vor. Diese Jenny konnte ich auch später noch ausfragen.
"Was bist du und was ist das für eine Sache mit deinen Augen? Erzähl mir jetzt nicht, dass ich mir das einbilde, du ein normaler Mensch bist oder du nicht weißt wovon ich rede! Sag endlich mal die Wahrheit Finn!"
Ich tippte mit dem Zeigefinger auf Finns Brust. Als er nichts sagte begann ich damit meinen Finger in seine Brust zu bohren. Langsam ging ich Stück für Stück tiefer. Finn erwiderte nur leider immer noch nichts auf meine Fragen und ich bschloss mit Plan B weiter vor zu gehen. Plan B war ihm eine gewaltige Backpfeife zu verpassen. Ich bereitete mich bereits darauf vor weit mit der rechten Hand auszuholen als eine Stimme mich stoppte.
"Kayla? Was zur Hölle geht denn bei dir ab? Du weißt doch ganz genau, dass Finn ein Töframour ist und jetzt lass diesen Unsinn! "
Da war etwas an der Stimme, an diesem Tonfall, der mich zurück taumeln ließ. Ich hatte mit einem Mal das Gefühl, als hätte ich diese Stimme schon dutzende Male zuvor gehört. Ein verzerrtes Bild schlich sich vor mein geistiges Auge. Allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde. Zudem war es so undeutlich, dass ich nichts außer ein paar Farben sehen konnte.
Ich nahm ein stechendes Brennen an meiner Halsschlagader war und legte reflexartig meine Hand an die schmerzende Stelle. Das Bild verschwand so plötzlich wieder wie es aufgetaucht war. Mir wurde leicht schwindelig und übel zumute. Ich fühlte mich schlapp und fast krank. Ich versuchte ruhig ein und aus zu atmen und sah Finn und Jenny mit schweren Augenlidern an.
"Finn. Weißt du was mit ihr los ist? Seit ihr aus Wenesco zurück seid überlegen wir alle was dort passiert sein könnte. Evan, Josh und Kilian wollten mir nichts verraten. Dabei habe ich ein Recht darauf es zu erfahren", protestierte Jenny und wirkte beinahe besorgt.
Ich verstand nicht woher dieses fremde Mädchen meinen Namen wusste und noch weniger, warum sie gesagt hatte, dass ich es wissen müsste, dass Finn ein Töframour, was auch immer das sein sollte, war.
Mein Kopf hämmerte, in meinem Kopf stapelten sich Berge von Informationen, die ich in keine Ordnung bringen konnte und meine Halsschlagader schien, mit jedem Gedanken den ich dachte, mehr zu schmerzen. Es machte mir Angst. Es war als würde etwas in mir nicht wollen, dass ich das Chos in meinem Kopf ordnete.
Ich wollte hier weg. Jetzt sofort! Ich brauchte jemandem, dem ich vertraute, bei dem ich mich wohl fühlte und bei dem ich mich aussprechen konnte. Mit dem Wissen, dass die Person mich verstehen, mir helfen und vor allem zuhören würde. Diese Person befand sich nicht in diesem Raum.
Leichte Panik ergriff mich als ich bemerkte wie Jenny hinter der Theke hervorkam und auf mich zu steuerte. Ich musste schnell und geschickt handeln.
Ich machte unauffällig ein paar Schritte rückwärts in Richtung Tür.
Ich beobachtete Jenny, die beim vorbeigehen noch ein kleines Glas Ouzo vor Finns Nase stellte."Was auch immer du vorhast, lass es lieber Jenny!"
Zum ersten Mal an diesem Abend war ich Finn dankbar. Er fasste die verwirrte Jenny am Handgelenk und hinderte sie daran zu mir zu gehen. Jenny gefiel das ganz und garnicht. Wütend versuchte sie Finns Hand abzuschütteln, aber er behielt seinen Griff stand.
"Lass los verdammt!" , zischte sie ihn wütend an. Dabei drehte sie sich zu ihm.
Das war meine Chance. Als die beiden in eine Auseinandersetzung verfielen machte ich die letzten Schritte zur Holztür. Mein Blick fiel auf die Lampe an der Decke. Es war die Einzige die den Raum erhellte. Ich wusste, dass der Lichtschalter sich an der Wand direkt neben der Tür nach draußen befand, die ich endlich erreicht hatte.
Fast lautlos drückte ich den Schalter, öffnete die Holztür und flüchtete aus der Hütte. Leichtfüßig sprang ich die Stufen der Veranda hinunter und raste anschließend so schnell in den dunklen Wald als würde ich vom Teufel höchstpersönlich verfolgt werden.
Ich hörte noch panisches Rufen, wilde Schreie und irgendwann Schritte hinter mir. Es mussten Jenny und Finn gewesen sein. Doch irgendwann, nachdem ich eine Weile gelaufen war, waren auch die letzten Geräusche verschwunden.
So geschafft! XD
Nächstes Kapitel!
Hoffentlich gefällt es euch.Was denkt ihr wohin sie flüchten möchte?
Wen versucht sie zu finden und was hat es wohl mit Jenny auf sich?
Bin gespannt auf eure Ideen^^
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Der Clan der Cosantoir
Lobisomem~♥︎ "Für immer", war alles, was ich sagte. Mehr Worte brauchte es nicht, denn Evan verstand. ~♥︎ Durch ein mysteriöses und gefährliches Ereignis in der Nacht ändert sich Kaylas Leben schlagartig. Sie gerät in eine Gruppe von fremden Jungen und weiß...