Gewidmet an LeeForte
Die eiskalte Hand verließ meine Wange. Kurz darauf verspürte ich einen Zeigefinger, der meinen Hals entlang strich. An meiner Halsschlagader blieb der Finger stehen. Ich wusste, dass es die Stelle war, wo die Vampirzähne vor nun schon knapp drei Tagen, in meine Haut gestochen hatten. Ich hielt die Luft an und wagte es nicht zu atmen.
Was würde der Fremde nun mit mir anstellen? Mich qualvoll töten?
Ich biss fest die Zähne zusammen und spannte meinen Körper an. Ich versuchte so, ein Zittern zu verstecken. Der Vampir sollte nicht spüren, dass ich Angst vor ihm hatte. Trotz der Dunkelheit konnte ich ein breites Grinsen im Gesicht des übermenschlichen Wesens sehen.
Die weißen Zähne glänzten hell, spitz und gefährlich vor mir."Zuerst werde ich nach und nach Blut von dir naschen. Ich muss sagen es riecht wirklich gut. Hoffentlich bringe ich dich dabei nicht sofort um. Schließlich sollst du langsam in Qualen sterben. Du weißt ja noch wie es sich anfühlt, wenn ein Vampir von dir trinkt."
Mein Atem ging schnell. Panik überkam mich. Die Furcht fuhr durch jeden Teil meines Körpers. Ich war allein. Allein in einem Wald, von dem ich nicht wusste wo er war. Niemand würde mich finden. Jenny und Finn hatten die Suche nach mir doch bestimmt aufgeben. Ich meine wieso sollten sie nach mir suchen?
Sie kannten mich nicht und außerdem war es meine eigene Schuld, dass ich jetzt verloren war und sterben musste. Ich wollte weinen, aber hatte viel zu große Angst und konnte es nicht.Trotzdem arbeitete mein Gehirn besser als sonst. Eine Idee gab mir Hoffnung.
Wenn ich dem Vampir fragen stellte, versuchte ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Vielleicht könnte ich so etwas Zeit gewinnen. Ich wusste zwar, dass mir das nicht wirklich viel bringen würde, aber wenigstens hatte ich dann ein paar Sekunden länger zu leben. Und möglicherweise viel mir noch eine weitere Idee ein.Schließlich hatte ich nichts zu verlieren.
Also fragte ich so lässig wie möglich:
"Hm. Sind sie sich sicher, dass sie hier die Richtige töten wollen? Ich habe nämlich keine Ahnung, wer ihr Bruder ist und was ihm zugestoßen ist."Zuerst wirkte der Vampir überrascht. Der Mond strahlte nun hell auf uns und ich konnte endlich das Gesicht der Kreatur sehen.
Ein junger Mann. Er hatte kaum Falten, ein eckiges Gesicht und eine Spitze Nase, die etwas nach vorn ragte. Um seinem Mund und an seinem Kinn entdeckte ich ein paar schwarze Bartstoppeln, die zu seiner dunklen Haarfarbe passten.
Ich musterte das Gesicht genauer und ein Schauer lief mir den Rücken hinunter.Das....Das konnte nicht sein! Es war unmöglich.
"Willst du mich zum Narren halten?
Ich weiß ganz genau, dass er wegen dir von diesem Wolfsgesindel gebissen und getötet wurde.
Es ist gerade mal wenige Tage her, dass er in Weneseco mit zwei Freunden feiern wollte. Zur Feier des Tages wollte er sich jemanden ganz Besonderes suchen für den Nachtisch. Ich habe es gesehen. Vom Dach eines Hauses aus. Ich habe beobachtet wie er dich gebissen hat. Wie er den Geschmack deines frischen Blutes genossen hat. Ich wollte gerade zu ihm kommen und ebenfalls einmal bei dir probieren als die grässlichen Bestien kamen und ihn und seine Freunde ermordet hatten."Ich schwieg. Ich wusste, dass die Geschichte stimmte. Ich konnte mich zwar immer noch nicht richtig an diese Situation erinnern, aber Evan hatte mir ja bereits davon erzählt.
Doch da war noch etwas. Dieses Gesicht. Das Gesicht des Vampires. Ich kannte es, dessen war ich mir sicher. Ich hatte es schon einmal gesehen. Nur wo und wann? Ich grübelte, doch kam zu keinem Ergebnis geschweige denn zu einer Erklärung.Ich spürte den kalten Atem des Vampires auf meiner Haut und schreckte aus meinen Gedanken. Ich hörte wie der junge Mann mehrere Male einatmete. Er schien an mir zu riechen, was ich sehr merkwürdig fand. Doch ich wagte es nicht mich zu bewegen oder ihn von mir zu stoßen. Also verharrte ich und schloss die Augen. ich wollte und konnte ihn nicht ansehen. Wenn er mich nun wirklich töten sollte, wollte ich wenigstens an etwas, oder besser gesagt jemand, schönes denken. Und das konnte ich nur, wenn ich irgendwie abschaltete und tat, als wäre der nach Rache strebende Vampir vor mir, nicht da.
Ich versuchte ruhig zu atmen, den dunklen Wald, die Bestie vor mir und die Angst in mir auszublenden. Ich dachte an mein Zuhause. An meinen Vater, der das Einzige Familienmitglied war, dass ich noch hatte. Ich stellte mich selbst in meinem Zimmer vor. Zeichnend auf dem Parkettboden und ruhige Musik hörend. Das hatte ich immer getan, um zu entspannen. In meiner Vorstellung schaute ich auf das Bild, dass ich gemalt hatte und fühlte mich merkwürdig.
im nächsten Moment überkam mich ein Schwindelgefühl. Das Bild verdrängte all meine anderen Vorstellungen und Gedankengänge. Ich fürchtete mich jeden Augenblick übergeben zu müssen und spürte ein unangenehmes Zwicken im Magen. Dieses Mal war das Bild sofort klar und deutlich vor meinem geistigen Auge.
Ein, mit Bleistift gezeichneter, Wolf. Er befand sich auf einem Steinfelsen und schaute zum Himmel. Am Himmel prangte die runde Scheibe des Vollmondes.
Nur wenige Sekunden sah ich das Bild deutlich vor mir. Ich betrachtete es mit Verwirrung und Anerkennung. Ich war über meine Zeichenkünste beeindruckt. Doch zugleich verwirrt über meine Zeichnung. Das musste schon eine Weile her sein. Warum hatte ich einen Wolf gezeichnet? Warum einen Wolf und keinen Tiger oder ein Pferd? Und wieso einen Wolf ausgerechnet bei Vollmond?
"Hey! Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!"
Erschrocken zuckte ich zusammen und öffnete schlagartig die Augen. Das erste was ich sah waren blutrote Augen, die gefährlich aufblitzten. Ich entdeckte die spitzen, weißen Zähne und erkannte, dass der Vampir abfällig grinste.
"So ist es schon besser. Schließlich sollst du sehen, wer dich ins Jenseits befördert. Nun. Ich habe dir eine Frage gestellt und erwarte eine Antwort."
Meine Finger krampften sich in meinen Oberschenkel. Panik ergriff mich. Ich war so in meinen geistigen Vorstellungen versunken gewesen, dass ich seine Frage nicht wahrgenommen hatte. Als ich nichts erwiderte, wiederholte er seine Frage zum Glück.
"Ich wollte wissen wie du heißt mörderischer Mensch."
Ich stotterte leicht, da meine Stimme zitterte: "Kaa...Ka...Kayla."
Der Vampir schüttelte einmal den Kopf.
"Aha. Dachte du wärst was Besonderes. Egal. Jetzt fangen wir jedenfalls mal an, bevor deine Wolffreunde doch noch auftauchen."
Er musterte mich nachdenklich. "Hm. Womit fangen wir denn am besten mal an?"Nach ein paar Minuten schien er sich entschieden zu haben und griff ruckartig nach meinem rechten Handgelenk. Ich erschrak. Er war sehr stark, sodass ich meine Hand nicht wegziehen konnte. Mit Furcht und einem kräftig klopfendem Herzen beobachtete ich wie er meine Hand zu seinem Mund zog. Dann spürte ich, ohne es zu sehen, dass seine Zähne in meine Ader stachen.
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Der Clan der Cosantoir
Hombres Lobo~♥︎ "Für immer", war alles, was ich sagte. Mehr Worte brauchte es nicht, denn Evan verstand. ~♥︎ Durch ein mysteriöses und gefährliches Ereignis in der Nacht ändert sich Kaylas Leben schlagartig. Sie gerät in eine Gruppe von fremden Jungen und weiß...