♥︎°Kapitel 5°♥︎

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Knapp eine Viertelstunde saß ich einfach nur schweigend da.
Den Kopf an die unklare Fensterscheibe gelehnt und in meinen Gedanken versunken. Ich war dankbar, dass mich in der Zeit keiner der Jungen angesprochen hatte und sie sich miteinander über irgendwelchen Kram unterhalten hatten, von dem ich eh nichts verstand. Was mir trotzdem bei dem Gespräch der drei Jungen aufgefallen war, war dass sie häufiger die Worte "Clan, mörderische Bestien und beschützen" verwendet hatten. Ich fand es ein wenig merkwürdig. Von wem oder was die da wohl redeten?

"Hat Evan dir eigentlich schon erzählt wie wir dich gefunden haben?", hörte ich den kleinen Josh auf einmal fragen. Ich brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass er mich angesprochen hatte. Anscheinend wollte er mich mit ins Gespräch bringen oder einfach nicht mehr mit Finn und Evan über Bestien reden.

Ich schüttelte abwesend, im Zeitlupentempo, den Kopf. Ich war zu müde um aufzupassen, dass meine Augen nicht zu fielen beanspruchte meine volle Konzentration. Ohnehin schien mir das in dem Augenblick am wichtigsten zu sein. Meine Augenlider fühlten sich unglaublich schwer an. So, als würde Gewicht an ihnen hängen und sie hinunter ziehen. Ich wusste, dass ich es nicht mehr lange schaffen würde wach zu bleiben. Aber wieso war ich überhaupt so müde und erschöpft? Ich hatte doch mehrere Stunden geschlafen bevor ich in der Hütte erwacht war oder etwa nicht?

" Na, das ist ja nicht zu glauben. Unfassbar. Also unter diese Umständen muss ich dir das auf jeden Fall berichten. Es wird dich bestimmt interessieren", meinte Josh und klang dabei so begeistert , als wäre mich zu finden, das größte Erlebnis seines Lebens gewesen. Ich musste im nächsten Moment versuchen ein Gähnen zu unterdrücken. Nur leider gelang es mir nicht. Hastig hielt ich eine Hand vor den Mund damit Josh es nicht bemerkte. Obwohl er das von seinem Sitz, direkt hinter meinem, wahrscheinlich eh nicht gesehen hätte. Eigentlich war ich gespannt und wollte Josh aufmerksam zuhören, um endlich mehr herausfinden zu können. Doch ich schaffte es einfach nicht mehr die Augen offen zu halten.

" Evan? Du hast doch nichts dagegen wenn ich ihr erzähle was passiert ist oder?"

Es machte mich kurz stutzig, dass Josh, Evan nach seiner Erlaubnis zu fragen schien. Wieso tat er das? Erzählte er nicht sonst auch immer alles ohne groß darüber nachzudenken ob es klug war und erst recht ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen? 

"Josh! Übertreib es nicht schon wieder", ermahnte Evan seinen kleinen Bruder. Ich hatte keinen Plan was genau Evan damit meinte. Woher sollte ich auch? Ich kannte die Jungen schließlich nicht richtig. Auch wenn ich das Gefühl hatte sie bereits gut zu kennen. Die drei verhielten sich allgemein äußerst seltsam. Ich hatte das Gefühl als würde sie etwas über mich wissen, dass ich selbst nicht wusste. Etwas wichtiges und geheimes was ich aus einem unbekannten Grund nicht erfahren sollte.

 Ich zog die Lederjacke, die ich komischerweise angehabt hatte als ich in der Hütte aufgewacht war, enger vor meinem Bauch zusammen und verschränkte die Arme davor. Ich verspürte einen leichten Kälteschauer und konnte nicht sagen woher er kam. Geschweige denn wieso ich ihn empfand. Vielleicht war es die Müdigkeit, überlegte ich.

Meine Augen wanderten kurz zu Evan hinüber. Sein Oberkörper glänzte leicht und ich fragte mich wo von. Schweiß konnte es nicht sein. Es war doch eher kühl als warm im Truck oder täuschte ich mich? Sein Blick war geradeaus auf die Straße gerichtet. Am liebsten hätte ich meinen Kopf gedreht um ihn richtig ansehen zu können, aber ich befürchtete, dass ich ihn dann wie eine bekloppte anstarren würde. Zudem würde ich es wahrscheinlich nicht schaffen meinen Blick wieder von ihm zu lösen.

"Also. Pass auf meine Hübsche. Das war so wir....." Ich war mit einem Mal schlagartig hellwach, richtete mich auf und drehte mich zu Josh um. Anschließend zog ich beide Augenbrauen hoch. Hatte er mich jetzt wirklich als seine Hübsche bezeichnet? Ich war mir plötzlich nicht sicher, ob ich verärgert oder gerührt sein sollte. Einerseits hatte er mir ein Kompliment gemacht, da er mich offensichtlich hübsch fand. Doch auf der anderen Seite hatte er mich als seine Hübsche bezeichnet, was für mich so klang, als würde ich ihm gehören. 

 "Ich bin nicht deine Hübsche", brach es aus mir heraus, bevor Josh überhaupt weiter reden konnte. Ich hatte eine ernste Miene aufgesetzt, weil ich glaubte, dass er mich so ernst nehmen würde. Umso verwunderter war ich, als sein breites Grinsen wieder erschien.

"Bist du nicht? Das finde ich aber sehr Schade."

Finn stieß Josh kurz darauf seinen Ellenbogen in die Seite.
"Hey! Was soll das!", meckerte der daraufhin und schlug Finn mit der Handfläche so kräftig auf den Oberschenkel, dass es laut klatschte. Ich biss die Zähne zusammen. Der arme Finn. Das musste bestimmt weh getan haben. Doch im nächsten Moment war es Josh der jammernd aufschrie. Verwirrt musterte ich die beiden Jungen von oben bis unten. Josh verzog immer noch das Gesicht als würde er starke Schmerzen ertragen. Was mich nur verwunderte war, dass Finn nichts mit seinen Händen oder Füßen tat. Er sah Josh einfach nur an.
Dies tat er allerdings mit einem so furchteinflössenden und intensiven Blick, dass es mir unheimlich war. Ich war mir nicht ganz sicher, aber glaubte, dass seine knall grünen Augen dabei gefährlich grell aufblitzten. 

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt