♥︎°Kapitel 6°♥︎

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"Hey! Jetzt reißt euch mal zusammen ihr zwei." Evan schüttelte ein paar mal leicht den Kopf. Er schien Josh und Finns Streit nicht zu verstehen. "Ihr benehmt euch wie Kinder echt."
Ich wusste zwar immer noch nicht, was Finn Josh da überhaupt genau angetan hatte. Allerdings sah es so aus als hätte er nun damit aufgehört. Denn Josh atmete erleichtert aus. Sein Gesicht war nicht mehr schmerzverzerrt sondern hatte wieder einen normalen Ausdruck angenommen. Ich starrte Finn mehrere Sekunden lang an. Zuerst bemerkte er es nicht. Doch nach einer Weile zog er eine Augenbraue hoch.
" Willst du was bestimmtes?"
Ich antwortete nicht, sondern musterte seine grünen Augen, die wieder normal aussahen. Wieso war seine Augenfarbe vorher so intensiv zu sehen gewesen und jetzt sah das grün wieder aus wie immer?

"Mädel hör mal auf mich so komisch anzuglotzen. Es nervt langsam!" Finn warf mir einen wütenden Blick zu und ich hatte das Gefühl, als wollte er mich damit abschrecken.
"Wie hast du das gerade gemacht?", wagte ich es ihn zu fragen. Ich hatte keine Ahnung, woher ich den Mut genommen hatte ihm so eine Frage zu stellen. Aber irgendwo war er hergekommen. Vielleicht hatte meine Neugierde mir geholfen über meinen Schatten zu springen. Finn sah mich verwirrt an. "Hä. Wovon redest du?"

Ich verdrehte innerlich die Augen. Okay. Stellte er sich nur so dumm oder war er es. "Na, du hast Josh gerade wehgetan ohne irgendwas zu machen", erklärte ich und hoffte, dass er mich verstehen würde. Doch schon als Finn im nächsten Moment den Mund öffnete wusste ich, dass jede Hoffnung verloren war.

"Ich habe keinen Plan was du meinst." Mit diesen Worten wandte er sich ab und schaute aus dem Fenster neben sich. Ich atmete geräuschvoll aus. Am liebsten hätte ich ihn noch Löcher in den Bauch gefragt. Ich war mir ziemlich sicher, dass er genau wusste worauf ich hinaus wollte. Nur aus irgendeinem Grund schien er es mir nicht sagen zu wollen. "Du Kayla." Ich löste meine Augen von Finn und drehte mich zu Josh. "Hm?" Ein breites Grinsen erschien in seinem Gesicht. Ich fragte mich ob Josh irgendwann Muskelkater an den Mundwinkeln bekommen würde, so viel wie er an einem Tag grinste. Bei diesem Gedanken musste ich selbst schmunzeln.

"Du lächelst mich an." Joshs Stimme klang gerührt und ich war kurz davor rot anzulaufen. Ich blinzelte zweimal und mein Mund war schnell wieder ein fast gerader Strich. "Was?" Josh winkte ab. "Ach nichts. Also, was ich dich fragen wollte....." Er räusperte sich kurz. "Hast du dich eigentlich mal gefragt wessen Jacke du da trägst?" Ich biss mir auf die Unterlippe. So hart, dass ich kurz darauf Blut schmeckte. Was, wenn es Joshs Jacke war. Oh Gott das wäre so peinlich. Ich hätte sie ihm gleich wiedergeben sollen. Aber ich wusste doch nicht wem sie gehörte.

Nervös und verunsichert betrachtete ich die schwarze Lederjacke an mir. Sie sah edel und an einem Jungen ganz sicher hot aus. Ich schluckte, bevor ich Josh wieder anschaute und nickte. "Natürlich hab ich mich das schon gefragt." Plötzlich kam er näher und setzte eine neugierige Miene auf. "Und?" Ich zuckte mit den Schultern. "Was und?" Er seufzte genervt. "Man. Was denkst du wem sie gehört?" Ich drehte mich um, sodass ich wieder gerade auf dem Ledersitz saß und durch die Windschutzscheibe gucken konnte. "Keine Ahnung."

Josh gähnte übertrieben laut. Wahrscheinlich wollte er sicherstellen, dass ich es hörte. "Warum bist du so langweilig?" Ich antwortete nicht, sondern stellte ebenfalls eine Frage. "Warum bist du so nervig?" Josh verstummte und schon im nächsten Augenblick bereute ich meine Worte. So hatte ich es eigentlich nicht gemeint. Aber mich bei ihm zu entschuldigen brachte ich irgendwie auch nicht fertig.

Die nächste Viertelstunde herrschte ein unangenehmes Schweigen. Ich befürchtete, dass ich Josh tatsächlich ein wenig verletzt hatte. Eine waldige Landschaft zog vorbei. Mir wurde mulmig zumute. Die Straße kam mir immer noch kein bisschen bekannt vor. Wir waren bestimmt schon knapp eine Stunde unterwegs gewesen. Es war doch nicht möglich, dass wir Wenesco immer noch nicht erreichten. Falls Evan überhaupt auf meine Heimatstadt zusteuerte, erinnerte ich mich. Vielleicht war es an der Zeit mal nachzufragen.

Los Kayla. Du kannst das. Trau dich. Ich weiß, dass du etwas schüchterner bist, aber du musst endlich mal was herausfinden. Frag! Ich versuchte mir selbst Mut zu machen. Schließlich holte ich einmal tief Luft. Dann öffnete ich den Mund und drehte mich zu Evan. "Wie weit ist es eigentlich noch?" Evan warf mir einen flüchtigen Blick zu. Dabei konnte ich für den Bruchteil einer Sekunde in seine dunkelbraunen Augen sehen, die geheimnisvoll glänzten. Doch viel zu schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. "Wir sind gleich da", antwortete er knapp. Ich war verwirrt. Seine Stimme klang so streng. Wieso hatte er mir eine so kurz angebundene Antwort gegeben? Er war doch sonst nicht so. Normalerweise redete er freundlich und gerne auch länger mit mir. Ein Kälteschauer durchfuhr meinen Körper und ich schüttelte mich daraufhin kurz. Woher wusste ich das jetzt schon wieder? Woher sollte ich wissen wie Evan sich eigentlich immer benahm?

Plötzlich kam der Truck zum Stehen. Evan schaltete den Motor aus und auf einmal war es ungewohnt still. Er zog den Schlüssel raus und sagte: "Wir sind da."

Na, was glaubt ihr, wo sie sind? XD

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt