♥︎°Kapitel 20°♥︎

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Gewidmet an Lyanla42DE

Meine Schläfen pochten und meine Handgelenke und Fußknöchel schmerzten, als ich zu mir kam. Ich öffnete flackernd die Augen. Das erste, was ich erblickte waren meine zusammengequetschten Füße und ein Waldboden. Ich versuchte meine Hände zu bewegen und spürte sofort ein Seil, dass in meine Haut schnitt.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf an. Mir wurde dabei kurz schwindelig. Zudem machten sich starke Kopf und Nackenschmerzen bemerkbar. Schlaftrunken sah ich mich um.

Es war dunkel und ich schien mich wieder, oder besser gesagt, immer noch im Wald zu befinden. Allerdings an einer anderen Stelle des Waldes. Meine Augen wanderten weiter umher.
Ich erschrak als ich wenige Meter von mir entfernt ein prasselndes Lagerfeuer entdeckte. Um dem Feuer herum hockten ein paar dunkle Schatten. Mehr als Schatten, die einen menschlichen Körperbau hatten, erkannte ich von meinem Standpunkt aus nicht. Sie unterhielten sich. Ihre Stimmen drangen zu mir herüber.

Wo war ich?
Wer waren diese Menschen da vorne?
Gehörten Sie zu Evans Clan?
Außer ihnen würde doch niemand Nachts im Wald herumspazieren oder?
Nur wieso hatte mir jemand einen gewaltigen Schlag auf den Kopf gegeben?
Jemand aus Evans Clan hätte das doch niemals getan oder?

Ich versuchte aufzustehen, aber kam nicht von der Stelle. Stattdessen spürte ich wie sich ein Seil um meinen Händen und Füßen fest zuzog. Das durfte einfach nicht wahr sein. Ich musste mich in einem bösen Traum befinden.
Ich war doch erst erleichtert gewesen, dass der ekelhafte Vampir Jonathan von mir abgelassen hatte und geflüchtet war.
War ich jetzt tatsächlich wieder von jemandem gefangen worden?Aber von wem und warum?

Ich versuchte die Fesseln an meinen Handgelenken zu lockern. Unglücklicherweise sorgte ich für das Gegenteil. Es wahr als würde jede meiner Bewegungen dazu führen, dass das Seil sich nur noch enger zuzog. Es musste irgendeine besondere Art von Knoten sein, die dies veranlasste.

Aufgrund der Fesseln wurde mein Blut eingequetscht und konnte nicht mehr in meine Hände und Füße laufen. Das bekam ich nach und nach mehr zu spüren.
Ich fühlte ein unangenehmes Kribbeln an den Stellen an denen das Blut nicht mehr in meinen Körper fließen konnte. Ich befürchtete sogar, meine Hände und Füße würden langsam absterben.

Aber da war noch etwas anderes. Etwas, dass mir noch mehr Schmerzen verursachte. Jonathan hatte in meine Ader an meinem Handgelenk gebissen und Blut aus meinem Körper gesaugt.
Ich wusste, dass die Wunde zwar irgendwie mit einem Verband verbunden worden war, da ich kein Blut spürte, dass über meine Haut lief, aber trotzdem brannte sie höllisch. Das Seil, dass zusätzlich noch in die Verletzung schnitt machte es nicht wirklich besser. Eher das Gegenteil war der Fall.

Eine Weile saß ich einfach nur da. Den Blick auf den leuchtenden Vollmond gerichtet, der nach und nach mehr verblasste. Ich beobachtete anschließend das große Feuer in der Ferne. Die Flammen loderten lichterloh in die Höhe und ich wünschte, ich hätte mich zu den Schatten ans Feuer setzen können.

Der leichte Wind brachte eine eisige Kälte mit sich und ich hätte mich gerne aufgewärmt. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich wahrscheinlich auf der Stelle angefangen zu weinen.
Wieso passierte es gerade mir?
Warum musste ausgerechnet ich von einem Vampir gebissen werden und in die Welt der übernatürlichen Wesen geraten?

Ich vermisste mein normales Leben, dass ich vor wenigen Tagen noch gehabt hatte.
Das Leben in Weneseco bei meinem desinteressierten Vater und meiner besten Freundin.

Dort war alles noch normal gewesen. Jedenfalls glaubte ich, dass es so gewesen wahr. Ich stutzte, als ich versuchte mich an mein früheres Leben zu erinnern.
Ich strengte mich an und kramte in meinem Gedächtnis. Aber vergeblich. Ich konnte mich nicht daran erinnern, was ich an dem Tag vor dem Vampirbiss getan hatte.

Es schien als wäre ein Teil meiner Erinnerungen gelöscht worden. Ich schüttelte heftig den Kopf.
Ich wollte mich erinnern.
Ich musste mich erinnern!
Ich spürte, dass es wichtig war. Nur leider half mir diese Erkenntnis nichts.

Plötzlich ließen mich die Stimmen der Schatten an dem Lagerfeuer hochschrecken.
"Hey Remus! Wieso brauchen wir das Mädel überhaupt? Sollten wir sie nicht lieber einfach laufen lassen?"
Einer der Schatten sprang mit einer schnellen Bewegung auf die Füße und sah zu dem Schatten, der wahrscheinlich gerade gesprochen hatte, neben ihm herunter.
"Wie blöd bist du eigentlich Marcel? Das hab ich euch jetzt schon drei mal erklärt! Sie ist so ziemlich das Einzige, was Evan Costello wichtig ist und für das er alles tun würde. Und mit Evan hab ich, wie ihr nun alle wisst, noch eine Rechnung offen. Ich werde mich rächen verlasst euch drauf!"

Ich spitzte die Ohren und versuchte das Gehörte in einen sinnvollen Zusammenhang zu setzen, aber natürlich verstand ich fast nur Bahnhof.

Meinten sie meinen Evan? Ich schmunzelte kurz, weil ich Evan als "meinen" bezeichnet hatte. Es war einfach automatisch passiert. Das eine Verbindung zwischen uns wahr, war mir klar. Ich konnte sie schließlich spüren. Nur wieso dieses Gefühl da war und was es zu bedeuteten hatte war mir ein Rätsel.
Was mich besonders verwirrte war zudem, dass ich Evan doch erst seit kurzem kannte und mich in seiner Gegenwart fühlte, als würde ich ihn schon ewig kennen.

Was meinte der Fremde, der anscheinend Remus hieß, damit, dass er mit Evan noch eine Rechnung offen hatte? Wer war dieser Remus?
Der Name kam mir bekannt vor. Vielleicht hatte ich jemanden in meiner Stufe, der so hieß und konnte mich nur nicht daran erinnern.

Auf einmal bemerkte ich, dass zwei Schatten auf mich zu kamen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was hatten sie mit mir vor? Würden sie mich versuchen zu töten?
Das wäre dann schon das zweite Mal in dieser Nacht, dass jemand einen Mordanschlag auf mich ausübte.

Zu meiner Überraschung löste eine der Personen die Fesseln an meinen Fußknöcheln und die andere die an meinen Händen. Ich atmete erleichtert auf als das Blut wieder normal zirkulieren konnte und nicht mehr abgequtscht wurde.

Als ich mich wieder bewegen konnte versuchte ich aufzustehen. Ich taumelte kurz, wurde dann allerdings schon rechts und links gepackt. Der Griff war fest und unangenehm. Die Personen fassten mich rechts und links an den Armen und ich fühlte mich wie eine Verbrecherin, die von Polizisten abgeführt wurde.

Sie führten mich zum warmen Lagerfeuer. Als wir dem Feuer näher kamen spürte ich die Wärme, die von ihm ausging und genoss diese einen Augenblick lang. Vor einem Jungen, den ich an die achtzehn oder neunzehn Jahr einschätzte, lockerten sie den Griff an meinen Armen und stießen mich unsanft zu Boden. Ich fiel vor dem Jungen gedemütigt auf die Knie. Ich war schwach und konnte es nicht verhindern.

Langsam richtete ich mich auf und ließ den Blick schweifen. Ich entdeckte vier Jungen und zwei Mädchen, die um dem Feuer versammelt saßen. Zwei der Jungen waren jene gewesen, die meine Fesseln gelöst hatten. Die anderen beiden schaute ich nun zum Ersten Mal an. Die Augen der sechs Jugendlichen waren auf mich gerichtet.

Ich versuchte ruhig zu atmen und mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, als ich in das Gesicht des erwachsenen Jungen blickte, vor dem ich gegenüber auf dem Boden kniete.

Ich sah ihn an und begann kurz darauf panisch vor Angst zu zittern. Ich hatte keine Ahnung woher ich wusste, dass es sich bei dieser Person um Remus handelte.

Ebenso wenig konnte ich mir erklären warum ich tief in mir ganz genau wusste wer er war und das ich ihm unter keinen Umständen vertrauen durfte.

Schon wieder eine neue Person!
Wer könnte Remus wohl sein?
Warum will er sich an Evan rächen und was hat er mit Kayla vor?
Dieses Mal ist das Kapitel wieder etwas länger xD

Ich hoffe, dass das Ganze nicht zu verwirrend für euch wird, aber wenn ja, dann kann ich euch sagen, dass sich noch alle Fragen klären werden :D

Freue mich darauf eure Kommentare zu lesen :) ♡♡

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt