♥︎°Kapitel 35°♥︎

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Meine Augen starrten in seine.
Eine Stimme in meinem Kopf sagte "schau weg", doch mein Körper reagierte nicht.
Ich stand unter Schock.
Remus schien es für ein paar Sekunden ähnlich zu gehen. Es war als würde die Zeit in diesen wenigen Sekunden stehen bleiben.

Ich wollte den Mund öffnen, etwas sagen, aber ich brachte es nicht fertig. Mein Hals war wie zugeschnürt.
Ich konnte Lianas verwirrten und ungläubigen Blick auf mir spüren.
Aber ich bewegte mich keinen Millimeter.
Ich wusste was sie dachte.
Sie fragte sich wie ich nur so etwas tun könne.
Jemanden wie Remus küssen.
Obwohl ich doch bereits glücklich mit Evan war.

Evan. Mein Herz schlug ein paar Takte schneller, als ich an ihn dachte.
Ob er wohl schon unterwegs war um nach mir zu suchen?
Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass wenn ich nach einer längeren Zeit nicht zurück war er sich Sorgen machen würde.
Aber bevor er hier auftauchen sollte, wollte ich Liana zur Flucht helfen.
Sie sollte nicht mit ansehen müssen, was passieren würde wenn Evan auftauchen würde.

"Eins muss man dir ja lassen Kayla. Du weißt wie man küsst", riss Remus Stimme mich aus meiner Starre.

Ich warf ihm einen Blick zu.
Jetzt nichts falsches sagen Kayla. Denk an Lianas Flucht, versuchte ich meinen angespannten und vor Wut zornigen Körper zu beruhigen. Ich nahm zwei tiefe Atemzüge, um mich selbst besser kontrollieren zu können.
Anschließend, brachte ich ein Lächeln zustande.
"Du bist auch besser als erwartet."

Mit wild klopfendem Herzen beobachte ich Remus Gesichtszüge. Er sah überrascht und zufrieden aus. Meine Antwort hatte ihm anscheinend gefallen, aber er hatte sie nicht von mir erwartet.
"Ist das so? Und solche Worte aus deinem Mund? Du überraschst mich Kayla. Weißt du, wenn ich mir zu hundert Prozent sicher wäre, dass du nicht verschwinden würdest, würde ich möglicherweise deine Fesseln lösen."

Remus Worte trafen mich wie ein Blitz. Ich war so nah drann. Wenn ich ihm weiterhin Komplimente machte und mich einschleimte, hatte ich eine Chance.
Ich räusperte mich.
"Warum tust du es nicht? Ich verspreche dir, dass ich nicht verschwinden werde."

Remus beugte sich zu mir runter. Sein Gesicht war mir erneut so nah. Ich musste mich zusammenreißen, ihm in die Augen zu sehen und ihn nicht anzuspucken.
"Hältst du mich für komplett verblödet? Denkst du ich weiß nicht, was du hier vorhast und versuchst?"

Ich rührte mich nicht und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Meine Augen waren immer noch starr auf seine gerichtet. Er hatte mich durchschaut.
Was jetzt?
Ich musste mir was einfallen lassen. Eine Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut und ich empfand plötzlich ein Kältegefühl.
Dennoch grinste ich ihn selbstsicher an.
Woher ich den Mut dazu nahm wusste ich nicht.

"Also ganz ehrlich Remus. Du solltest mich besser kennen. So eine Nummer abzuziehen ist nicht mein Ding. Aber ich verstehe ehrlich gesagt nicht wieso du Liana nicht frei lässt. Sie hat nichts mit all dem zu tun und nervt einfach nur!"

Es tut mir leid Liana, aber es musste sein, entschuldigte ich mich in Gedanken bei ihr.
Remus schien tatsächlich über meine Worte nachzudenken. Er musterte mich eindringlich.
"Hm. Weißt du was kleine Kayla? Du hast Recht. Sie steht im Weg."
Er richtete sich auf und winkte seinem Kollegen zu.
"Lass die Blonde frei, Benny", sagte er komandierend und entschlossen.

Ich horchte auf.
War das gerade echt?
Hatte ich Remus wirklich nur gefragt und er wollte es für mich tun?
Das konnte nicht sein. Ich kannte ihn. Er tat nichts ohne Hintergedanken. Das konnte nicht sein. Er spielte mit mir und ich durfte mich nicht auf dieses Spiel einlassen.

Doch als ich im nächsten Augenblick mitansah, wie Benny Liana die Fesseln durchschnitt und sie von dem harten Stuhl hochzog, wurde mir bewusst, dass Remus sie wahrhaftig frei ließ.
Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Ich schüttelte den Kopf.
"Warum tust du das?"
Ein paar Sekunden verstrichen, die sich für mich anfühlten wie Stunden.

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt