♥︎°Kapitel 29°♥︎

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Das Anhalten des Trucks weckte mich aus meinem tiefen Schlaf. Ich öffnete langsam die Augen und hob den Kopf, der zuvor noch an Evans Schulter gelehnt gewesen war.
Müde blinzelte ich ein paar Mal, da merkwürdigerweise die Sonne schien und mich blendete. Ich rieb mir noch schnell den Schlaf aus den Augen, bevor ich mich umsah.

"Wo....Wo sind wir?", fragte ich verschlafen.
Ich warf einen Blick vor mich und erkannte, dass Kilian am Steuer saß. Sein Blick war auf die Straße gerichtet.
Neben ihm entdeckte ich Josh auf dem Beifahrersitz. Die Beine hatte er lässig bis vor die Windschutzscheibe ausgestreckt und seine Nase hatte er in ein Buch gesteckt. Allerdings wirkte er gelangweilt und nicht so, als würde er tatsächlich irgendetwas lesen.
Ich schmunzelte. Es war ein komischer Anblick den humorvollen, aufgeweckten Jungen so zu sehen. Josh war so ziemlich das Gegenteil von einem fleißigen Streber.

Im nächsten Augenblick ließ er das Buch auch schon sinken und warf mir einen Blick zu. Ich konnte Josh ansehen, dass er sich sehr über Ablenkung freute. Es wäre komplett egal gewesen was ich gefragt hätte.
Die Hauptsache war, dass er nicht mehr lesen musste und eine Ausweichmöglichkeit hatte.

"Na, biste auch endlich mal wach süße?"
Er zwinkerte mir zu und ich musste Grinsen. Ich konnte einfach nicht anders. Ich wusste nicht, was Josh für eine Wirkung auf meine Emotionen und mein Verhalten hatte, aber es schien auf jeden Fall fast immer positiv zu sein.
Ich nickte als Antwort und Josh nickte zurück.
"Sehr schön. Evan hat es übrigens sehr genossen, dass du seine Schulter als Kopfkissen benutzt hast."

Ich spürte, dass ich ein wenig erörtete und wusste noch nicht einmal wieso. Vielleicht, weil es mir ein bisschen peinlich war, dass ich einfach so eingeschlafen war. Aber dafür konnte ich nun wirklich nichts.
Ich beschloss schnell das Thema zu wechseln, da ich wusste, dass Josh sonst noch mehr von seinen Sprüchen raus hauen würde. Auch, wenn ich sie meistens amüsant fand wollte ich es in diesem Augenblick nicht.

"Was sagtest du, wo wir sind?", wiederholte ich meine Frage und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster neben mir.
Merkwürdigerweise kam mir die Landschaft vertraut vor und irgendwie konnte ich mir meine Frage schon beinahe selbst beantworten.

Die Bäume, die zuvor sehr dicht gewesen waren, waren nun weiter voneinander entfernt.
Ich erkannte, dass wir uns nicht mehr tief im Wald befanden, sondern der Zivilisation immer näher kamen. Ich genoss den wunderschönen Ausblick aus dem Fenster.

Das Wetter war traumhaft. Es schien für mich als wäre es eine halbe Ewigkeit her gewesen, dass ich das goldene Licht der Sonne gesehen hatte, dass die Natur strahlen ließ.
Die letzten Tage waren immer dunkel und regnerisch gewesen. Immer war der Himmel von grauen Regenwolken versteckt gewesen und jetzt, wo ich den wolkenlosen, blauen Himmel betrachten konnte, fühlte ich mich einfach nur glücklich.

Plötzlich hörte ich eine sanfte Stimme dicht an meinem Ohr.
"Kannst du es nicht schon selbst erkennen wo wir sind?"

Ich schloss für ein paar Sekunden die Augen. Dann öffnete ich sie wieder und der Truck kam zum Stehen. Ich konnte es nicht glauben.
War das wirklich gerade real?
Bildete ich es mir nicht ein?
Ich kniff mir in den Oberschenkel um mich zu vergewissern, dass ich nicht träumte.
Es schien für mich so unecht. So lange hatte ich sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. So lange hatte ich Evan und die anderen versucht zu überreden mich endlich nachhause zu bringen.
Aber in der ganzen Zeit hatte es sich angefühlt als wäre dieser Augenblick eine Ewigkeit entfernt.
Jetzt war er da. Evan hatte sein Versprechen eingelöst.

Ich öffnete die Tür des Trucks neben mir und stieg sofort aus. Ich konnte spüren, dass Evan mir sofort gefolgt war. Aber ich nahm ihn erst nicht richtig wahr. Ich ließ einfach nur den Blick schweifen und sah mich um.

Die vielen Häuser, die mir vertraut und bekannt vorkamen. Die Straßen, die Autos, der Lärm. Das alles hörte sich in diesem Moment wie Musik in meinen Ohren an. Selbst der Gestank, der in Städten immer vorhanden war störte mich nicht.

Ich verspürte so eine tiefe Erleichterung, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten. Es dauerte nicht lange bis ich den salzigen Geschmack in meinem Mund wahrnehmen konnte.
Ich war tatsächlich angekommen und hatte es zurück nachhause geschafft.
Nach Wenesco.
In meine Heimatstadt.

Langsam begann ich es zu glauben und richtig wahrzunehmen. Tausend Gedanken tauchten auf einmal in meinem Kopf auf. Ich würde meinen Vater wiedersehen.
Wie es ihm wohl ging? Hatte er mich vermisst?
Mir wurde bewusst, dass ich mein altes Leben wieder leben könnte. Als normales Mädchen. Ohne Werwölfe, ohne Vampire und ohne irgendwelche anderen übernatürlichen Wesen.

Doch dann hielt ich plötzlich Inne. Ich sah zu Evan, der neben mir stand und genau in diesem Augenblick zu mir schaute.
In seinen dunklen Augen erkannte ich Sorge. Es schien als habe er Angst vor dem, was ich tun würde.
Ich atmete einmal tief ein und aus. Mein altes Leben.
War es überhaupt so schön gewesen?
Wollte ich es überhaupt wieder zurück haben?
War es nicht eigentlich nur lieblos und langweilig gewesen?

Als ich Evans Hand spürte, die meine umfasste brauchte ich nicht länger zu überlegen.

Nein! Ich wollte im hier und jetzt leben. Nicht in der Vergangenheit. Mit Evan hatte ich jemanden gefunden, der mich mehr liebte, als alles andere auf der Welt und ich hatte jemanden gefunden, den ich mehr liebte, als mein eigenes Leben. Das war genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Wahre Liebe.

Das Band, dass Evan und ich teilten würde niemand durchbrechen können. Ich wusste es einfach. Ich spürte es. Es war einzigartig und ich würde ihn niemals verlassen.
Ich wollte es gar nicht.
Wie hatte ich nur für eine Sekunde darüber nachdenken können wieder ohne ihn zu leben wie früher?

Ich schüttelte hastig den Kopf und drehte mich zu Evan. Ich ging näher auf ihn zu und legte meine Hand an seine Wange.
"Für immer", war alles was ich sagte. Mehr Worte brauchte es nicht, denn Evan verstand.

Hey ihr Lieben!

Was haltet ihr so von dem Kapitel?
Habt ihr Ideen wie es weitergehen könnte und was genau zwischen Evan und Kayla los ist?
Welches Band verbindet die beiden?

Ps: Denkt vielleicht an die Visionen mit Evan zurück, die Kayla im vorherigen Kapitel hatte wo sie ihre Erinnerungen wieder bekommen hat.

Ich bin total gespannt auf eure Kommentare und hoffe, dass das Ganze nicht zu verwirrend ist🙈

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