♥︎°Kapitel 33°♥︎

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Evan

Unruhig ging ich vor dem Truck hin und her. Kayla war jetzt schon seit Stunden weg.
Ich wusste ja schon aus der Vergangenheit, dass sie und ihre beste Freundin lange quatschen konnten, aber so lange war sie noch nie fort gewesen.
Vor allem nicht, wenn sie wusste, dass ich auf sie wartete. Schließlich kannte sie mich besser als irgendjemand sonst und wusste, dass ich mir nach einer gewissen Zeit Sorgen machte.

Ob ihr was zugestoßen ist?
Ich hätte sie nicht alleine gehen lassen sollen. Ich hätte ihr heimlich folgen sollen.
Wütend trat ich gegen einen etwas größeren Kieselstein, der daraufhin mehrere Meter weit flog.

"Ey man Evan! Beruhig dich mal bro. Unserer Prinzessin ist schon nichts schlimmes passiert."

Joshs Worte verstärkten die Wut, die bereits in mir brodelte.
Wie konnte er es wagen Kayla "unsere Prinzessin" zu nennen?
Wenn überhaupt dann war sie meine!
Mein kleiner Bruder konnte doch nicht wirklich glauben, dass sie irgendetwas für ihn empfinden würde. Wenn dann vielleicht freundschaftliche Liebe. Aber niemals mehr. Schließlich war ich auf sie geprägt worden. Kayla und ich gehörten zusammen. Es machte mich fertig, dass sie solange fort war.

Wütend drehte ich mich zu Josh um und drückte ihn gewaltsam gegen den Truck. Ich war sein Alpha und er sollte mir gehorchen und mir Respekt zeigen.

"Kayla ist nicht deine Prinzessin kapiert? Hör auf damit so zu tun als hättest du irgendeinen Anspruch auf sie!"

Josh grinste mich frech an.
"Du bist doch nur eifersüchtig und hast Angst, dass sie etwas für mich empfinden könnte."

Alleine dafür hätte ich meinem Bruder zwei blaue Augen schlagen können. Ich biss die Zähne aufeinander und zitterte. Ich wollte zum Schlag ausholen doch Kilian zog mich von Josh weg.
"Ihr zwei seid echt unglaublich. Ihr streitet euch lieber wegen ihr anstatt sie zu suchen."

Auf einmal fasste ich einen Entschluss. Kilian hatte sowas von Recht. Ich würde sie suchen gehen.
"Kilian. Ruf Finn an. Er und Jenny sollen herkommen. Es könnte sein das wir sie brauchen. Ich habe so ein Gefühl, dass da draußen etwas lauert."

Zum Glück hörte Kilian ohne Nachfragen zu stellen immer direkt auf meine Befehle und öffnete die Tür zum Truck um sein Handy zu holen.
Ich drehte ihm den Rücken zu und machte die ersten Schritte. Ich ging den Weg entlang den Kayla gegangen war.
Ich aktivierte eine meiner Werwolf Fähigkeiten. Meine Augen verfärbten sich dabei wie immer bernsteinfarben.
Ich atmete tief durch die Nase ein und folgte ihrem Geruch.

Zunächst führte die Spur die Straße entlang. Nach einer Weile kam ich zu einem Wohnhaus. Ich nahm einen tiefen Atemzug und konnte Kaylas Geruch wahrnehmen. Sie war hier gewesen. Das musste das Haus von Lianas Familie sein.
Aber wieso führte ihr Geruch weiter die Straße entlang?
Müsste sie sich nicht eigentlich im Haus befinden?

Ich verspürte ein unangenehmes Gefühl, dass durch meinen Körper zu fließen schien. Angst und Sorge verteilte sich in mir. Gleichzeitig wurde ich wütend. Wütend auf mich selbst.
Warum hatte ich sie nicht begleitet?
Wieso war ich ihr nicht einfach heimlich gefolgt?
Wenn Kayla jetzt etwas passiert war dann war es meine Schuld.

Ich gab einen lauten, verzweifelten Schrei von mir und trat aggressiv gegen die Mauer neben dem Wohnhaus von Lianas Familie. Eine Träne war dabei meine Wange runter zu laufen. Aber ich wischte sie weg bevor sie überhaupt meine Wange erreichte.
Komm Evan! Hör auf mit dem scheiß Gefühlschaos. Beruhig dich und denk nach.
Ich schüttelte mich und schlug den Gedanken aus meinem Kopf.
Nein! Ich will nicht denken. Ich kann nicht denken! Ich muss handeln!

Gerade als ich entschlossen weiterhin Kaylas Geruch folgen wollte, hörte ich eine Stimme hinter mir.
"Evan! Willst du das jetzt echt ohne mich durchziehen?"
Blitzschnell drehte ich mich um und starrte verdattert in das grinsende Gesicht meines kleinen Bruders.
Josh zog eine Augenbraue hoch.
"Na komm big bro. Du dachtest doch nicht ernsthaft, dass ich unsere Prinzessin alleine lasse?"

Ich hätte ihm unter anderen Umständen die Ohren lang gezogen, aber irgendwie war ich in diesem Augenblick froh, dass er da war.
"Bleib dicht bei mir und halt die Klappe!", murrte ich und rannte die Straße entlang. Immer meiner Nase nach. Rechts und links zogen Wohnhäuser und Bruchbuden vorbei. Es roch frisch und nach kalter Nachtluft.

Nach einer Weile blieb ich stehen und starrte in eine dunkle Gasse, die mir mehr als nur bekannt vorkam. Alte Erinnerungen kamen in mir hoch.
Ich sah Kaylas angsterfülltes Gesicht vor mir, musste ansehen wie der ekelhafte Blutsauger ihr in den Hals biss und hörte ihren Schrei in meinem Ohr.

Ich spürte wie damals eine Wut in mir, die dafür sorgte, dass ich auf die Hauswand zu raste an der Kayla gebissen worden war.
Dieser Blutsauger sollte seine Finger von ihr lassen. Sonst würde ich ihm einen Werwolfbiss geben, der ihn umbringen würde.

Ich schreckte aus meiner Erinnerungen, als ich mit dem Kopf gegen die Hauswand schlug, machte reflexartig mehrere Schritte zurück und sah mich um.
Ich musste mich wieder konzentrieren und schloss kurz die Augen. Dann nahm ich zwei tiefe Atemzüge und nahm Kaylas Geruch wahr.
Ich folgte der Spur weiterhin bis ich ein heruntergekommenes Haus erreichte. Der Geruch führte ins Innere des Gebäudes.
Ich fühlte etwas in meinem Magen rumoren.
Ich spürte ein Zittern, dass durch meinen gesamten Körper, durch jede Zelle zu laufen schien.

Sie war da drinn.
Aber wieso war sie hierher gegangen?
Etwas würde in dem Haus auf mich lauern. Ich spürte es.
Aber auf Jenny, Finn oder Kilian zu warten kam für mich überhaupt nicht infrage.
Wer wusste schon was Kayla da drinn passiert war?

Ich musste jetzt da rein. Sofort!
Ich bin ein starker Werwolf. Stärker als Josh, Kilian oder sonst irgendjemand aus meinem Clan. Schließlich bin ich der Alpha und diese sind besonders stark und verfügen über eine gute Kontrolle ihrer Fähigkeiten.
Ich nahm zwei tiefe Atemzüge.
Dann ging ich entschlossen auf das alte Gebäude zu.

Der Clan der CosantoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt