Das Schwindelgefühl verschwand und ich fühlte mich wieder fast wie immer.
Eine leichte Benommenheit war dennoch zunächst vorhanden.
Ich musste die Situation erst einmal verarbeiten.
Ich warf einen flüchtigen Blick nach links.
Josh und Kilian waren verschwunden.
Jedenfalls, saßen sie nicht mehr neben mir auf dem Sofa. Suchend ließ ich meine Augen durch den Raum schweifen.Warum war es plötzlich so still?
Vor wenigen Minuten hatten sich die ganzen fremden Jungen doch noch alle munter unterhalten.
Ich musterte nun zum ersten mal die vielen Personen, die mir noch unbekannt waren, und stellte fest, dass sie alle ähnlich aussahen. Wirklich niemand der Jungen trug ein Kleidungsstück am Oberkörper.
Sie alle hatten gebräunte Haut und dunkles Haar.
Finn stach somit, als einziger mit goldblondem Haar, heraus.
Er war zudem auch noch die einzig männliche Person, die oben herum etwas am Leib trug.Ich zählte, in wie viele neue Gesichter ich guckte und stutzte. Ich kam auf sechs.
Sechs? Wieso nur sechs?
Es hatte sich für mich wie viel mehr angefühlt.
Ich schüttelte den Kopf, als wollte ich diese Zahl aus meinen Gedanken werfen.
Das tat jetzt nichts zur Sache.
Viel wichtiger war doch, warum Kilian so komische Antworten auf meine Fragen gegeben hatte und was Finn mir kurz darauf angetan hatte.
Dieses merkwürdige Blitzen in seinen Augen.
Ich spürte, dass es etwas bedeutete.Meine Augen stoppten und endlich entdeckte ich Josh. Er stand breitbeinig vor dem Sessel, auf dem Finn vermutlich noch hockte. Ich konnte ihn nicht sehen, da Josh mir die Sicht versperrte.
Doch schon im nächsten Augenblick machte dieser überraschend ein paar Schritte rückwärts.
Ich sprang auf und bewegte mich seitlich nach vorn vom Sofa weg, sodass ich sehen konnte, was gerade passierte.
Verwirrt und mit leicht geöffnetem Mund beobachtete ich wie Finn vom Sessel gezerrt wurde. Er schleifte einmal kurz über den Boden. Dann ließ Josh ihn los und schaute zu ihm hinunter."Sag mal. Spinnst du jetzt vollkommen Finn? Was hast du dir dabei gedacht einen Zauber bei ihr anzuwenden?"
Mein Mund öffnete sich immer weiter und mein Blick schwang zwischen Josh und Finn hin und her.
Zauber? Wovon redete er da?
Was zum Teufel ging hier vor sich?Als Finn nicht antwortete beugte Josh sich zu ihm runter und hockte sich anschließend vor ihm hin. Finn hatte sich aufrecht hingesetzt. Die Jungen starrten sich nun gegenseitig in die Augen. Josh hatte eine so ernste Miene aufgesetzt, dass ich mich fast vor ihm fürchtete.
"Rede!"Seine Stimme klang gefährlich leise, als würde er sich zwingen sich zu beherrschen.
Innerlich schien Josh wortwörtlich zu kochen. Finn legte den Kopf schief.Dann entgegnete er unbeeindruckt:
"Ich nehme keine Befehle von einem billigen, gewöhnlichen Wolf an. Du bist kein Gegner für mich Josh. Ich könnte dich hier und jetzt verrecken lassen."
Ich klappte den Mund zu und biss mir so hart auf die Unterlippe, dass diese zu Bluten begann. Im gesamten Raum lag eine angespannte Atmosphäre in der Luft und ich fühlte mich plötzlich überhaupt nicht mehr wohl.
Dieses merkwürdige Gerede.
Erst Josh, der von einem Zauber gefaselt hatte und jetzt Finn, der Josh als einen Wolf bezeichnete. Ich wollte weg. Raus aus dieser schrecklichen Hütte.
Weg von diesen durchgeknallten und fremden Jungen.
Die waren doch alle wahnsinnig und gehörten in die Klapsmühle. Ich wollte weinen, sie allesamt anschreien und weglaufen.
Doch ich konnte nicht.
Ich konnte mich nicht rühren.
Ich wusste, dass ich es niemals schaffen würde zu fliehen.
Einer von ihnen würde mich kriegen, noch bevor ich überhaupt die Tür erreicht hätte. Und selbst, wenn ich es nach draußen schaffen sollte. Ich wusste ja noch nicht einmal wo ich war, geschweige denn wohin ich laufen könnte."Ey. Was geht denn hier ab?"
Evans vertraute Stimme ließ mich hochschrecken.
Ich konnte seine Nähe spüren und wurde automatisch ein bisschen ruhiger.Wo war er die ganze Zeit gewesen?
Evan stellte sich direkt vor Finn und Josh auf. Prüfend sah er von einem zum anderen.
"Ich habe euch gefragt, was hier los ist."
Josh erhob sich und Finn tat es ihm kurz darauf gleich. Erst jetzt fiel mir auf, dass die sechs anderen Jungen, die ich bisher nur flüchtig wahrgenommen hatte, mit etwas Abstand hinter Evan standen.
Als Finn und Josh beide zunächst nichts sagten hörte ich Kilians Stimme.
Er saß lässig auf dem Sessel, auf dem Finn zuvor gesessen hatte."Kayla", begann er und warf mir einen Blick zu.
Evan folgte seinem Blick und schaute mich ebenfalls kurz an. Ich spürte zusätzlich die Augen der sechs anderen Jungen auf mir und starrte schnell auf meine Sneakers.
Mir war es unangenehm, wenn mich alle anschauten."Sie ist neugierig und hat mir....", er hielt kurz Inne.
"Fragen gestellt, die sie besser nicht hätte stellen sollen. Joah, Finn war dabei das Problem zu lösen, aber Josh hat das offensichtlich nicht gefallen."
Evan sagte erstmal nichts.
Er versuchte wohl das Ereignis zu verarbeiten und es richtig zu verstehen.
Dann atmete er ein paar Mal tief ein und aus.
Fast so als müsste er sich selbst beruhigen."Josh. Geh raus und schau nach ob der Sturm schon kommt."
Josh öffnete den Mund.
"Aber bro du....." Ein Blick von Evan ließ ihn verstummen und er tat was ihm befohlen wurde.
"Jack, Elian."
Zwei der sechs, mir noch unbekannten Personen, traten rechts und links an Evans Seite und sahen ihn erwartungsvoll an.
"In den nächsten Stunden werdet ihr Finn und Kilian im Auge behalten."
"Was? Warum? Evan. Wir brauchen keine Babysitter!", protestierte Kilian.
Evan musterte ihn kurz. "Anscheinend ja schon.""Und was dich betrifft", sein Blick wanderte nun zu Finn.
Er machte ein paar Schritte auf ihn zu.
"Wage es nicht deine Kräfte nochmal gegen jemandem aus diesem Clan zu benutzen!"Damit wandte Evan sich ab und drehte den beiden den Rücken zu.
"Ich versteh echt nicht wieso du da raus jetzt so ein Drama machst. Willst du das sie alles weiß oder wie?"
Ich stand immer noch reglos da und beobachtete die Situation.
Mir war klar, dass es um mich ging.
Leider verstand ich noch nicht, was ich nicht wissen sollte, was hier gespielt wurde und welches Geheimnis mir verschwiegen wurde.Evan drehte den Kopf ein kleines Stück zu Kilian.
"Eigentlich weiß sie doch schon alles. Wo ist dann das Problem? Sie ist eine von uns und ich hatte eh vor ihr wieder alles zu erzählen."
Ich wurde immer verwirrter.
Ich wusste alles?
Nichts wusste ich.
Wovon redete Evan?Ich sah ihn an.
Begutachtete jede Kleinigkeit seines Körpers, der mir so unglaublich vertraut vorkam.
Plötzlich verspürte ich eine leichte Benommenheit.
Ein Schwindelgefühl, der ganze Raum schien sich zu drehen. Ich begann zu schwitzen und mir wurde übel."Kayla? Alles okay?"
Evans Stimme war das Letzte, was ich noch wahrnahm, bevor meine Augen zufielen.
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Der Clan der Cosantoir
Werewolf~♥︎ "Für immer", war alles, was ich sagte. Mehr Worte brauchte es nicht, denn Evan verstand. ~♥︎ Durch ein mysteriöses und gefährliches Ereignis in der Nacht ändert sich Kaylas Leben schlagartig. Sie gerät in eine Gruppe von fremden Jungen und weiß...