Draco oder Ron

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„Glaubt ihr beide allen Ernstes, das ich mich verstecken werde wie ein Feigling im Honigtopf?"

Ich war von der Couch aufgestanden und lief unruhig vor dem Kamin hin und her, mir war schon im Vorfeld bewusst gewesen, das dies keine einfache Aufgabe sein würde.
„Natürlich bist du kein Feigling, niemand sieht dich so. Aber hier geht es um dein Leben Granger niemand würde es dir verübeln, wenn du dich eine Zeitlang zurückzuziehen würdest. Du kannst..."
„Nein danke ich verzichte!" blieb Granger stur.
Meine Hand fuhr durch meine Haare. „Das du dich versteckst will ich doch gar nicht sagen, nur das du aufpassen sollst. Vielleicht etwas weniger in der Öffentlichkeit präsent sein, wo du weniger angreifbar bist." Auch Granger war nun aufgestanden und positionierte sich mir gegenüber.
„Darf ich raten? Damit du weniger Arbeit mit meiner Überwachung hast?" in ihren Augen konnte ich die pure Provokation ablesen. Mir war allerdings eher nach Haare raufen zu mute. Sie war stur wie eh und je. „Granger, ich habe sowieso meinen Auftrag, es macht keinen Unterschied, ob ich dich dazu noch, wohlgemerkt zu deinem Schutz beobachte. Ab morgen hast du im Ministerium deine Weiterbildung, Harry und Weasley sind beide vor Ort, ebenso wie einige der wichtigsten Auroren. Da Harry danach aber keine Minute Zeit hat und die anderen Auroren anderen zugeteilt sind, werde ich am Nachmittag für deinen Schutz verantwortlich sein. Ob es dir nun passt oder nicht, es sei denn du möchtest gerne das Weasley meine Aufgabe übernimmt." Hielt ich ihr deutlich den Zauberstab auf die Brust. Ich wusste das ich in diesem Moment hoch gepokert hatte, aber ich hatte auch nichts zu verlieren. Sie schluckte, wahrscheinlich schluckte sie ihren Ärger und ihre Widerworte herunter. Bei diesem Anblick musste ich fast Schmunzeln und das kam reichlich selten bei mir vor.
„Fein... ich will aber nichts von dir sehen, hören oder mich verfolgt fühlen." Interessant, dachte ich, sie will wirklich auf keinen Fall, dass Weasley sie schützt.
herauszufinden woran das lag, würde mir ein Vergnügen sein.
„Was gibt es da zu Grinsen?" Verdammt, das Schmunzeln war nun tatsächlich auf meinen Lippen erschienen. Keine Sekunde später hatte ich es durch meinen emotionslosen kalten Gesichtsausdruck ersetzt.
Eine Maske, die ich für die Öffentlichkeit trug.
„Es ist schon verwunderlich, dass du lieber meine Gesellschaft, die vom Weasley vorziehst. Ich darf mir doch nicht etwa Hoffnung machen du könntest mich mögen?" Ich zwinkerte ihr zu und mein Lachen war falsch, aber das kannte Granger von mir, das kannten sie alle von mir.
Ich dachte für einen Moment sie würde gleich vor Wut mit dem Fuß aufstampfen, oder wutentbrannt auf mich zu kommen und mir die Leviten lesen und vor einer wütenden Granger hatte so ziemlich jeder Angst, aber sie drehte sich einfach nur um und zauberte mit einer zarten und vor allem ruhigen Bewegung ein Glas Rotwein auf den kleinen dunkelbraunen Holztisch neben der Couch und trank einen großen Schluck. „Weißt du Malfoy eigentlich geht es dich nichts an, und es geht dich nichts an, schließlich werde ich dich weder sehen noch hören noch..."
„Noch was?" forderte ich sie heraus und trat, rein aus Provokation zwei Schritte auf sie zu. Ich hatte sie bereits in dem dritten Schuljahr wütend erlebt, sie hatte mir damals die Nase gebrochen. Aber das hier war anders. Leidenschaftlicher. Weshalb ich dem Verlangen sie zu provozieren nicht wiedersehen konnte.
Granger war etwas kleiner als ich, aber ihre Figur war viel schmaler als ich sie in Erinnerung hatte. Dennoch hatte sie perfekte Rundungen.
Ich runzelte die Stirn, roch sie wirklich nach altem Pergament oder bildete ich mir das ein? Ich kam ihrem Körper noch ein Stückchen näher, hätte ich meine Hand jetzt erhoben, dann könnte ich die Wärme ihrer Wange spüren.
Das allerdings war etwas, was ich nie tun würde.
„Fehlen dir die Worte Granger? Wenn dich meine Anwesenheit nervös..."
Leider kam ich nicht weiter, schade, ihre starre hatte sich gelöst und sie war sauer das konnte ihr selbst ein Blinder ansehen. „Malfoy du bist unmöglich, arrogant." Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Glas und ließ sich wieder auf die Couch fallen.
„Warum gehst du nicht einfach, wir haben doch alles besprochen?" fragte sie mich, ihre Stimme klang irgendwie resigniert. Und das eigenartige war, das ich den Drang verspürte nicht gehen zu wollen. Widerwillig trat ich den Rückweg an.
„Weißt du Granger, ich verstehe dich, wirklich. Ich verstehe, warum du dich nicht verstecken oder untertauchen willst. Aber es gibt da draußen sehr viele Hexen und Zauberer, die an deinem Leben hängen, dessen Leben du bunter machst." Ihr Blick über meine Worte war unbezahlbar. Die Tür hatte ich bereits hinter mir geschlossen ehe ich meinem Gesicht doch gestattete zu Schmunzeln, zum zweiten Mal an diesem Tag.
Allein für diesen Blick waren es mir diese Worte wert gewesen.
Keine Ahnung, warum ich sie zu ihr gesagt hatte, aber jedes einzelne von ihnen war ernst gemeint gewesen.
Ich schlug den Kragen meines Mantels hoch und ging die Straße hinunter zu meinem Apartment. Je weiter ich mich von Grangers Wohnung entfernte desto komischer wurde mein Bauchgefühl, als hätte ich etwas vergessen, es lag mir auf der Zunge, aber ich kam nicht darauf. Harry hatte für die nächsten Stunden einen Auror vor Grangers Haus abgestellt. Ich grübelte noch darüber bis ich schon in meinem Bett lag. Grübelte noch bis mir die Augen zufielen. Meine Nacht verlief relativ ruhig. Gegen die aufkommenden schlechten Träume hatte ich immer eine Tasse Lavendelblütentee neben dem Bett stehen.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen als ich aus meinem Bett hochschreckte. „Verdammt. Bei Salazar!" Fluchte ich. Mir war plötzlich bewusst geworden, warum ich so ein mieses Gefühl im Bauch hatte.
Ich war aus Sirius Haus spaziert. Ich war nicht appariert. Das war ein Fehler gewesen und mir passieren nie Fehler. Nicht seitdem ich für das Ministerium arbeite. Als ich auf meinen Zauberstab blickte, um mich zu vergewissern, wusste ich das die Nacht ruhig gewesen war. Der Schutzzauber rund um ihr Haus tat sein Bestes. Ich hätte den Ausweichbeschützer gar nicht benötigt. Fortan würde ich achtsamer sein. So etwas würde mir nicht noch einmal passieren. Durfte mir nicht noch einmal passieren.
Widerwillig stand ich auf und wusch mir mit kaltem Wasser das Gesicht, wach wurde ich dadurch aber nicht, also beschloss ich doch unter die Dusche zu steigen. Ich stellte den Hahn auf kalt, auf meinem gesamten Körper machte sich Gänsehautbreit, aber es zeigte Wirkung und ich wurde wach.

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt