Einfach ein langer Tag

101 6 0
                                    

Die Nacht war ruhig, herrlich ruhig. Keine schlechten Träume, keine Schrei Attacken, im Haus herrschte eine fast unheimliche Stille. Als läge ein Knistern in der  Luft, wie in der Nacht vor Heiligabend.
Im Haus herrschte Frieden erkannte ich dann.
Ich war vor dem Wecker aufgewacht und bereits auf dem Weg in die Küche um Kaffee zu kochen.
Heute früh würde ich Malfoy seinen Gefallen erwidern und ihm dieses köstliche Gebräu mit kochen.

Die Uhr zeigte an, dass es erst 5:57 Uhr war. Was bedeutete das ich noch viel Zeit zur Verfügung hatte bevor ich mich auf den Weg in das Ministerium machen musste. Die Zeit wollte ich sinnvoll nutzen und nahm Eier, Milch und Butter aus dem Kühlschrank. Aus dem Hängeschrank daneben holte ich Zucker und Mehl.
Heute gab es in der Cafeteria nichts, was mir schmeckte. Schweinefußeintopf, Erbsensuppe und irgendwas etwas gab es noch. Weswegen ich Pfannkuchen zubereitete die ich mir mitnehmen würde. Ein paar würde ich auch für Draco braten, die konnte er dann später essen oder sich auf mitnehmen. Das war das gute an diesen kleinen Leckereien, in Folie eingepackt konnte man sie nahezu überall vertilgen.
Nachdem ich alle Zutaten in einer Schüssel vermengt hatte, brutzelte nun der erste Pfannkuchen in der Pfanne. Von Malfoy war weit und breit noch keine Spur oder gar ein Geräusch zu hören.
Nebenbei leerte ich die zweite Tasse Kaffee und als der Teig aufgebraucht war, zauberte ich alles wieder sauber. Zum Abwaschen auf die übliche Muggelweise hatte ich heute früh keine große Lust.
Dann flitzte ich nach oben in mein Zimmer, zog mich um, ich hatte etwas zu viel geträumt und war nun doch wieder unter etwas Zeitdruck geraten. Aber ich würde es pünktlich aus dem Haus schaffen. Auf dem Weg die Treppe runter nahm ich zwei Stufen auf einmal und griff im vorbei gehen meinen Schal und von der Garderobe. Meinen Mantel ließ ich hängen, da ich mir einen dickeren aus meinem Kleiderschrank angezogen hatte. Dann schloss ich die Tür mit einem lauten Knall und ging mit schnellen Schritten den Weg zum Ministerium. Ich konnte die rote Telefonzelle bereits erkennen, als es erneut zu schneien begann. Zuvor hatte ich es in der Luft gespürt. Ich hatte nach Schnee gerochen, ähnlich wie man es im Sommer riecht bevor es anfängt zu regnen. Ich hoffte wirklich, so sehr ich den Winter und den Schnee auch liebte, das nicht mehr allzu viel herunter kommen würde, sonst würde ich bald Probleme bekommen durch das Winterwunderland zu stapfen. Seufzend stapfte ich voran.

Harry würde heute nicht mit uns zu Mittag essen. Er und Ginny würden ab heute Mittag in den Fuchsbau reisen und dort für ein paar Tage bleiben. Molly freute sich wahnsinnig auf ihr zweites Enkelkind. Und würde am liebsten Rund um die Uhr wie eine Glucke über den werdenden Eltern hängen.
Ron und ich würden heute zum ersten Mal alleine Zeit zusammen in der Pause verbringen. Überhaupt wieder alleine Zeit zu zweit verbringen, seit dem wir uns entschieden hatten doch nur Freunde zu sein. Die Situation war damals so peinlich für uns gewesen. Ich hoffe das es heute nicht so unangenehm für uns werden wird.
Aber das wird schon werden sagte ich mir und straffte die Schultern.
Schließlich kannten wir uns bereits unser halbes Leben.

....

Heute stand wieder etwas mehr Unterhaltung auf dem Plan. Denn auf unseren Schreibtischen befanden sich dickbäuchige Kupferkessel.
Ron wirkte etwas zerstreut während seines Unterrichts, nicht so standhaft wie die Tage zuvor und ich wollte mich gar nicht Fragen woran das wohl liegen mochte.
Endlich wurde die Mittagspause eingeläutet und ich ging rasch in die Cafeteria, schob mich tatsächlich dieses Mal mit all den ganzen flüchtigen und ungeduldigen Hexen und Zauberern durch die dafür viel zu enge Tür. In der Cafeteria abgekommen suchte ich einen Platz in einer eher verdeckten Ecke nachdem ich mir zuvor noch eine Kürbislatte geholt hatte. Vor mir breite ich mein mitgebrachtes Mittag aus, Minute um Minute verging ehe Ron mit einem voll beladenen Tablett auf mich zu kam und sich wie selbstverständlich setzte.
„Hey." Grüßte ich ihn. „Guten Appetit." „Dir auch." Nuschelte Ron, der kaum das er saß sich die erste Gabel voll undefinierbarem Essen in den Mund gestopft hatte, was mich zum Schmunzeln brachte.
Ron und das Essen war wohl etwas, was sich niemals ändern würde. Eine Konstante auf die man sich verlassen konnte. Das gefiel mir.
Erst als Ron sein halbes Tablett vernichtet hatte, begannen wir ein Gespräch. „Hey Mine hör mal, jetzt ist Harry ja nicht da, wer ist dein Schützer? Jetzt kannst du es mir doch verraten." Wollte er wissen.
„Ronald Weasley" tadelte ich ihn, „auch wenn Harry derzeit nicht zugegen ist, heißt das nicht, das ich das ich mich über seine Anweisungen hinweg setze. Ich werde es dir nicht erzählen. Und deinen Schützer will ich auch nicht wissen. Falls du versuchen solltest ihn mir zu verraten und dann auf gleiches Recht für alle zu setzen." Fuhr ich ihn etwas genervt an. Mir war klar gewesen das Ron es nicht bei einem einfachen Nein belassen wollte.
„Mine komm schon. Wir könnten auch gegenseitig unsere Schützer sein. Das fände ich sowieso viel besser. Ich meine im Ernst, denkst du nicht auch das wir damals einen Fehler gemacht haben und es noch mal miteinander versuchen sollten? Wir wären das perfekte Paar gewesen."
Mein Herz begann zu rasen, bei der Richtung die dieses Gespräch angenommen hatte.
Ron schien von meiner Nervosität nichts zu bemerken. Das war typisch für ihn. Dieses Mal ein positiver Aspekt für mich, da ich nicht wollte, dass er meine Nervosität falsch deuten könnte.
„Ron hör mal, wir waren uns damals doch einig, das es zu komisch gewesen ist wären wir ein Paar geblieben. In meinen Augen hat sich daran nichts geändert. Ich hänge an dir, sehr, aber weiterhin nur als meinen besten Freund. Daran wird sich nichts ändern. Bitte verzeih."
Es konnte sich unmöglich immer noch Essen auf seinem Teller befinden und doch stopfte er sich die nächste Gabel in den Mund und murmelte zeitgleich „Mhmhm." Sein Blick blieb aber weiterhin auf das Essen gerichtet.
Mir war die Situation derart unangenehm, das ich nicht darauf warten konnte das Ron sein Mittagessen beendet hatte, sondern ich verließ abrupt den Tisch. Ron schien davon kaum Notiz zu nehmen, oder er wollte es einfach nicht.

Der Teil des Unterrichts nach dem Mittag wollte einfach nicht vergehen. Die Kupferkessel befanden sich nicht mehr auf den Tischen, sie waren verschwunden, stattdessen dozierte Ronald unglaublich trocken und langweilig. Die Zeit zog sich wie zäher Kaugummi und ich hatte wirklich das Gefühl wir würden das Ende nie erreichen, dann endlich war es soweit und wir wurden nach endlos langen Stunden entlassen. Ohne nochmal zu Ron zu blicken packte ich meine Tasche und verließ als eine der letzten Raum, als sich eine warme große Hand auf meine Schulter legt. „Hey Mine, überlege es dir noch mal mit uns. Bitte. Wir werden morgen darüber reden." Redete Ron auf mich ein. Ich war ein wenig Überfordert damit und nickte einfach stumpf ohne ihm etwas zu antworten, was ihm anscheinend das falsche Signal sendete und er mit einem Lächeln von mir abließ.
Jetzt wollte ich wirklich nur noch auf dem schnellsten Weg wieder nach Hause. Dort würde ich Harry in Ruhe eine Eule schicken und mit ihm über die neue Situation reden.
Der Weg zurück zum Haus flog an mir vorbei, ich war wie in einem Tunnel und in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ich riss die Eingangstür auf und schüttelte die gefühlten Zentimeter Schnee von meinem Mantel und der Mütze. Meine Gedanken rasten, ich verspürte sogar eine leichte Wut in meinem Bauch. „Arrrgh.." machte ich meinem Frust Luft.
„Was bei Merlins Bart hat dir den Zauberstab verknotet?" das Malfoy sich zu mir in den Flur appariert hatte, hatte ich gar nicht bemerkt. Nicht mal den Luftzug der dadurch verursacht wurde. „Nichts.." ich stapfte in die Küche und machte mir einen Tee ehe ich einen Topf auf den Herd schon, das Feuer entfachte und eine Flasche Glühwein aus dem Unterschrank holte um diesen zu erwärmen.
Mir war bewusst das Malfoy die Küche hinter mit betreten hatte. Sehr nah hinter mir. Dann vernahm ich seine ruhige, tiefe Stimme an meinem Ohr. „Was ist los Granger? So kenne ich dich nicht."
Ruckartig drehte ich mich um. „Ach ja weil wir uns ja auch so gut kennen." Herrschte ich ihn an, was ihn augenblicklich zurückweichen ließ und mich noch im selben Augenblick bereuen ließ.
„Tut mir Leid. Ich ... Ron hat mich heute.." ich atmete tief durch und der Knoten in meinem Bauch löste sich etwas.
„Ronald hat mir heute in der Mittagspause nahegelegt, das wir beide doch wieder ein Paar werden sollten. Ich habe höfflich abgelehnt, aber nach unserem Unterricht bedrängte er mich schon wieder, ich solle es mir doch überlegen. Es war einfach ein langer Tag schätze ich." Seufzte ich und kümmerte mich um dieses wunderbar duftende Heißgetränk.

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt