Die Ruhe des Sturms

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Die beiden Jungs mussten sich ganz dringend zusammenreißen. Besonders Ron müsste an seinem Verhalten arbeiten, damit wir gemeinsam Seite an Seite kämpfen konnten. 
Draco bot uns hier ein sicheres Versteckt, warum ging er ihn immer noch so an?

Jungs... dachte ich nur kopfschüttelnd. 

So sehr ich stürmischen Regen liebte, der Donnergroll war mir ungeheuer. Inzwischen war es fast so dunkel, als wäre die Sonne längst untergegangen und die Nacht sternelos verloren.
Als Draco sich in den Raum geschlichen hatte und sich hinter uns positioniert hatte, musste ich umgehend daran denken, in welcher Situation wir uns das letzte Mal befanden. Und das war nur etwa eine halbe Stunde her gewesen.
Mein Körper verriet mich, ich fühle ganz genau wie sich meine Wangen rot färbten und dafür hätte ich mich Ohrfeigen können. Ron war zum Glück zu stumpf um meine Reaktion richtig zu deuten, oder interpretieren zu können.
Der Slytherin hatte Recht, es war ungeheuer problematisch das der Tagesprophet über unser Untertauchen berichtet hatte. Durch diese unüberlegte Handlung, wurde der Situation nur noch mehr unnötige Aufmerksamkeit zu teil...
Ich war froh das wir uns bald den Todessern stellen würden, dann wäre es vorbei, ein für alle Mal!

„Muss ich noch etwas Wissen? Ist irgendwas, von dem ich in Kenntnis gesetzt werden muss, passiert während ich bei Potter war?"
Mir drehte sich der Magen um. Ich kannte ganz genau den Grund, warum Draco die Frage in unsere kleine Runde stellte...
Noch ehe ich antworten konnte, schüttelte Ron  bestimmt selbstsicher den Kopf.
„Wir haben Mittag gegessen, sonst war es sehr langweilig hier." Beschwerte sich Ron lediglich.
Draco tat seine Antworte mit einem Nicken ab und wand sich dann zum Gehen, noch bevor er an der Tür angekommen war, seine Hände waren wieder in seine Hosentaschen gewandert. Bei Merlin, wie gut ihm diese schwarze Jeans stand.
Ich glaube niemandem steht die Farbe schwarz so gut, wie dem Slytherin-Prinzen.
„Ich werde in der Küche sein, falls ihr mich suchen solltet. Wir werden eine Menge Heil- und Stärkungstränke brauchen." Damit war er verschwunden und ließ Ron und mich auf der Couch zurück.
„Was sollte dieser scharfe Blick zu mir Mine? Du denkst doch nicht immer noch, ich hätte diese Nachricht verschickt?" zischte Ron mich an. „Ich will nicht das dieses Frettchen etwas von deinem Verdacht erfährt!"
„Ron, bitte beruhige dich. Und er heißt Draco. Du solltest anfangen seinen richtigen Namen zu verwenden. Immerhin bietet er uns Schutz. Hör bitte auf, ihn als deinen Feind zu betrachten."
Meine Arme lagen mittlerweile vor meinem Oberkörper verschränkt und Ron schnaufte verärgert auf.
„Okay. Für dich versuche ich Mine." Im Vergleich zu den wenigen Sekunden zuvor, war seine Stimme nun fast seidig glatt und Ron beugte sich näher zu mir heran. „Mine, hast du über unser Gespräch nachgedacht?"
Bei Merlin, dachte ich. Nicht schon wieder. Ließ er denn gar keine Ruhe?
„Kein Grund mit den Augen zu rollen." Mist verdammte Feuerkrabbe, das wollte ich gar nicht. Für Ron allerdings war das kein Grund, nicht noch ein Stückchen näher zu mir zu rücken. Nachdem er ein weiteres Mal näher gerutscht war, stießen unsere Knie zusammen und sein Gesicht nährte sich dem meinem. Und das gefiel mir überhaupt nicht. „Ron, Stopp." Blieb nur übrig zu flüstern. Und tatsächlich für einen Momentum hielt er inne, dann drückte er seine nassen Lippen auf meine. Augenblicklich zog ich meinen Kopf zurück und sprang von meinem Platz auf. Das fühlte sich so falsch an, meinen Bruder würde ich auch nicht küssen, leider konnte ich nicht ändern, dass es sich genauso anfühlte Ron so nah zu sein.
„Ronald Weasley, ich sagte Stopp! Hör doch bitte auf, etwas erzwingen zu wollen, was nicht ist. Wir sind beste Freunde, aber kein Liebespaar!" warf ich ihm unvermittelt an den Kopf und wollte aus dem Salon stürmen, wurde jedoch durch Rons Hand an meinem Arm daran gehindert.
„Mine, ich kann dich nicht verstehen. Warum bist du da nur so gegen? Man kann auch mit seinem besten Freund zusammen sein."
Es tat mir so leid, in Rons flehende Augen zu blicken, aber ich konnte an diesem Umstand nichts ändern.
„Hör einfach auf." Flüsterte ich leise, Ron senkte seinen Kopf traurig nach unten, seine Hand fiel wie ein Stein von meinem Arm, ohne ein weiteres Wort ging ich aus dem Salon.
Ich hatte das Gefühl, dass egal was ich nun sagen würde, ich würde es nur schlimmer machen für Ron.
Das klassische lass uns Freunde bleiben, ist schon mehr als unangenehm und ich bin mir tatsächlich nicht mehr sicher, ob er das noch möchte und kann. Aber das wird uns die Zeit zeigen, ich werde mich in Geduld üben müssen, auf keinen Fall möchte ich ihn drängen.


-Draco-

Die Tränke brauten sich fast von alleine. Dank Serverus braute ich perfekte Tränke. Wie oft hatten wir in seinem Haus, oder im Malfoy Manor gemeinsam geübt, bei Salazar, was hatte er für eine Geduld mit mir gehabt, wenn mir der Kessel explodierte, entzwei brach, oder wieder einmal ein dicker stinkender Schleim entstanden war. Natürlich war sein Wesen zu Hause noch ebenso mürrisch wie in der Schule gewesen, allerdings wirkte er in meinem Beisein etwas weniger verbittert, ich hatte das immer sehr gemocht. Serverus war mir in all den Jahren so viel mehr ein Vater gewesen, als mein leiblicher Vater es jemals hätte sein können. Sein Tod während der Schlacht hatte mich tief getroffen und bis heute überkommt mich manchmal diese tiefe Trauer des Verlustes. Ich war sehr froh, dass er mir letzten Endes sein Talent zum Brauen vererbt hat. Aus seinem Nachlass hatte ich damals einige seiner wertvollsten Bücher erhalten, ich werde sie wohl mein Leben lang wie einen Schatz hüten, ebenso wie unsere gemeinsamen Bilder.
Mittlerweile pfiff der Wind nicht mehr um jede Ecke und ich glaube das auch der Regen verstummt war.
Wir befanden uns mit Sicherheit im Auge des Sturms, spätestens heute Nacht würde er wohl mit aller Macht zurückkehren und die See hoch an die Klippen drücken.
Die Tränke in den Kupferkesseln brodelten leise vor sich hin und ich konnte die unsicheren Schritte auf dem Flur vernehmen. Ich nahm an, dass sie nicht von Weasley stammten, seine Schritte waren polternd und laut. Folglich konnte es nur Hermine sein und ein kleines, im Mundwinkel angedeutetes Lächeln schlich sich in meine Züge.
„Hier bist du." Meine rechte Augenbraute wanderte nach oben und ich schaute die Hexe vor mir skeptisch an, ich verschränkte sogar meine Arme vor meiner Brust.
„Was ist nur los mit dir?" musterte ich sie weiter. Ich hatte ihr bereits vorhin im Beisein von dem Wiesel gesagt, dass ich Tränke zubereiten würde. Seit wann war sie so vergesslich, irgendwas stimmte da nicht.
So war die kleine Gryffindor nicht.
„Natürlich. Ich bin einfach nur etwas durch den Wind. Es ist wohl besser, wenn ich mich auf mein Zimmer zurückziehe. Vielleicht etwas schlafe." Murmelte sie und wollte ohne auf eine Antwort zu warten wieder verschwinden, was ich erfolgreich unterbinden konnte, indem ich sie in meine Arm zog. Und sie mich, Merlin sei Dank, gewähren ließ. In der nächsten Sekunde hatte ich ihren herrlichen Duft in der Nase und fühlte die Wärme ihres Körpers. „Atme." Beschwor ich sie.
„Möchtest du mir nicht doch erzählen was los ist?" fast unmerklich schüttelte Hermine ihren Kopf, ihre weichen Haarspitzen kitzelten auf meiner Haut. „Okay. Dann lass mich dich wenigstens auf dein Zimmer begleiten." Bot ich ihr an und war froh das sie mit einem leichten Nicken einwilligte.

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt