Da sind so viele Dinge

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Narben, da waren so viele Narben, sie waren überall. Erstreckten sich über den gesamten porzellanfarbenen Körper. Als ich in die Küche gerannt bin, war ich nicht auf einen derartigen Anblick vorbereitet gewesen. Es hatte mich zutiefst geschockt. Und ich habe die dumpfe Vermutung, dass ein paar Narben auch von Harrys Zauber damals stammten, in der Toilette der Maulenden Myrte, als er den Sectumsempra Zauber auf ihn geschleudert hat. Snape hatte ihn damals zwar heilen können, aber ich glaube dennoch das sein Körper davon gezeichnet wurde.
Wie kann ein einzelner Zauberer so viele Narben mit sich herum tragen, von den seelischen mal ganz abgesehen?
Das ist Wahnsinn.
Er hat es überlebt. Trotz allem steht er hier und kämpft für das richtige. Das ist eindrucksvoll in meinen Augen.
Nachdem er Ron etwas in die Hand gedrückt hatte, was ich nicht genau erkennen konnte, von dem ich allerdings vermutete es sei ein Sandwich, war er regelrecht aus der Küche gestürmt, er hatte sauer ausgesehen, oder genervt, wenn er seine Maske trug dann konnte ich es nicht eindeutig sagen... Verständlich...
Ron kann ganz schön tollpatschig sein und er war wirklich alles andere als leise, als er sich sicher etwas zu Essen zubereiten wollte. Aber in seinem angetrunkenen Zustand, war das wohl nicht mehr ganz so einfach für ihn. Ron machte sich über etwas her was sich tatsächlich als ein Sandwiches herausstellte und ich war gerade dabei mich ebenfalls umzudrehen und die Küche zu verlassen um wieder in mein Zimmer zu gehen, da Ron zufrieden schmatzte und die Situation somit aufgelöst war.

„Hey Mine..mhmpf" mampfte Ron. „Wir kriegen das schon hin. Das haben wir immer, wird dies Mal auch so sein." Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte Ron zu.
Er hatte ja recht, wir würden auch das hier überstehen. Wir haben in einem Krieg gekämpft, wir werden mit der Gruppe Todessern fertig werden, wir müssen uns nur sammeln und einen Plan schmieden.
Ron hatte Recht und auch wenn seine Worte simpel waren, so bauten sie mich auf.
Zurück in meinem derzeitigen Zimmer zog ich träge meine dank Draco klamme Kleidung aus und suchte mir gemütliche, weite Sachen zum Schlafen aus der Tasche. Das graue Trainigsshirt fiel mir wieder ins Auge, ich griff es mir, streifte es mir über den Kopf, löste meinen Zopf und kroch unter eine der beiden weichen schweren Bettdecken, die Vorhänge hatte ich nicht geschlossen, der Blick hinaus war auch jetzt in tiefster Nacht wunderschön. Draußen wütete ein starker Wind und die Wellen schlugen schaumig und dennoch so wunderschön an den vom Mond erhellten Strand. Am Himmel standen die Sterne hell erleuchtet und ich fühlte mich genau jetzt, genau hier geborgen. In Sicherheit. In mir spürte ich Frieden, aber ich wusste das es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Wir würden uns erneut den dunklen Zauberern stellen müssen, das würde nervenaufreibend werden, wieder kämpfen, wieder bangen ob wir alle überleben würden. Wir werden es wieder schaffen, gemeinsam. Niemand sollte mehr sterben. Ich versuchte mich so tief es ging in das bequeme Bett einzugraben und meine Gedanken zum Ruhen zu bringen. Ich konnte in dieser Nacht leider nichts mehr an der Situation ändern. Ich versuchte mich auf die abertausenden funkelnden Sterne zu konzentrieren, diese für uns so kleinen Gestirne die das Himmelsbild zu etwas so besonderem machten.
Der Mond wanderte über die stürmische See, meine Gedanken aber wollten nicht aufhörten zu kreisen und schließlich gab ich den Versuch schlafen zu wollen auf und zog mir eine schwarze Thermohose über, ebenso nahm ich meinen Wintermantel den ich über die Stuhllehne gelegt hatte und streifte ihn über. Mütze und Schal würde ich mir auf dem Weg nach draußen umwerfen. Leise zog ich meine Schuhe an und öffnete die Zimmertür, dann schlich ich den Flur entlang zurück zum dem Eingangsbereich wo wir vorhin gelandet waren.
Das Haus lag in völliger Stille, nicht einmal Rons sonst so lautes Schnarchen war zu hören, ein Umstand der mich zum Schmunzeln brachte. So leise wie ich konnte öffnete ich die große schwere Eingangstür und trat hinaus, sofort umfing mich klare Kälte die augenblicklich bis in den letzten Winkel meines Mantels und in meine Schuhe kroch. Aber die Luft war herrlich klar, und ich setzte meinen Weg zum Wasser fort.
Das ich von oben aus einem der Fenster heraus beobachtet wurde blieb von mir unbemerkt.
Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf, angefangen bei dem Komplott der übrigen Todesser, Dracos mit Narben übersäter Körper, Rons Reaktion, wie konnte meine neue Normalität wieder von einer auf die andere Sekunde aus den Fugen geraten?

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt