Schmierfinken

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Mir Erleichterung zu verschaffen hatte nicht mehr viel Zeit in Anspruch genommen.
Hermine hatte widererwarten sehr gute Vorarbeit geleistet, obwohl sie im Grunde nichts getan hatte.

Also stieg ich widerwillig aus der Badewanne, zog mir frische Kleidung an und begab mich auf die Suche nach den beiden Gryffindors und wurde nur wenige Minuten später fündig.
Beide saßen dicht beieinander im Salon auf einer der Couchen und stecken die Köpfe angestrengt zusammen. Ein Anblick der für die beiden vermutlich Normalität war, in mir doch tatsächlich einen Hauch Eifersucht aufkommen ließ. Ein Gefühl auf das ich liebend gerne verzichteten würde. Früher war ich vor allem auf Hermine eifersüchtig, weil in allen Unterrichtsfächern besser war als ich. Als ich lernte meine Gefühle abzuschotten und zu unterdrücken, verflüchtigte sich auch dieses Gefühl. Beziehungsweise wurde es betäubt, eingefroren.
Auf Gefühle dieser Art hätte ich noch heute gerne verzichten können.
Erst als ich näher an meine Gäste heran trat, sah ich das sie über mehrere Bücher gebeugt waren und mitten darin, naja eher darüber lag offen aufgeschlagen der neueste Tagesprophet. Interessant, sie hatte ihn gefunden, noch bevor sie mich gefunden haben. Zumindest war es bei dem Wiesel so.
Ich stütze meine Hände auf die Lehne der dunkelgrünen Samtcouch ab und richtete sogleich die Aufmerksamkeit der beiden auf mich.
„Gut das du da bist. Wir haben einige Fragen."
Ich nickte und bemerkte zufrieden, dass sich die Wangen von Hermine zart rosa färbten.
Woran das wohl lag, fragte ich mich rhetorisch und musste noch im selben Augenblick schmunzeln. Der Tagesprophet machte seinem Namen mal wieder alle Ehre und wusste allerlei Klatsch und Tratsch aus der gesamten Zauberwelt zu berichten. Ein Wunder, dass auch dieser Schmierfink Rita Kimmkorn noch immer für diese Zeitung schreiben durfte, hatte sie doch sooft in ihren Artikel Grenzen gegenüber ihren Interviewpartnern oder Zauberern überschritten.

„Wohin ist das goldene Trio verschwunden? Sind sie wieder schwarzmagischen Artefakten auf der Spur?"

Sprang mir die Überschrift regelrecht entgegen.
Verflucht.
Bei Salazar, diese dreckigen Schreibfinken hatten viel zu früh Wind davon bekommen, dass die drei untergetaucht waren. Daraus folgte auch, es wird auffallen, das die anderen vom Orden unseres Jahrgangs, auch verschwinden würden. Oh bei Merlin, das war beinahe eine halbschwere Katastrophe..
Diese Schreibfinken besaßen wohl überhaupt keine Gehirnzellen..., dachten sie denn gar nicht darüber nach? Allesamt waren sie lediglich gierig nach der nächsten Erfolgsstory.
„Was hat dir denn den Zauberstab verknotet?" Hermines Frage riss mich aus meinen grummelnden Gedanken.
„Das ist eine Katastrophe, diese miesen Federkritzler. So werden nur noch mehr Zauberer auf euer Verschwinden und das der Anderen aufmerksam machen. Das könnte sehr zeitnah zu einem Problem für uns werden." Ich musste erst einmal tief Luft holen. „Vorerst seid ihr, sind wir hier natürlich sicher. Dennoch wäre es ratsam sich nicht allzu lange an ein und dem selben Ort aufzuhalten."
Und in genau dem Moment in dem ich ausgesprochen hatte, dass wir hier sicher waren, huschte Hermines Blick, für eine Millisekunde zu dem Rotschopf rüber. Eigenartigerweise konnte ich mit dem Ausdruck in ihren Augen rein gar nichts anfangen. Da gab es etwas, einen Umstand der sie zutiefst beunruhigte, welchen sie mir aber dennoch bisher verschweigen wollte. Wenn ich doch nur wüsste, welche dunklen Gedanken sie mit sich herum trug.
Leider wusste ich das sie mit Sicherheit nichts preisgeben würde in dieser Runde.
Wieder einmal würde ich mich gedulden müssen.
„Wir müssen uns überlegen wie lange wir noch hier bleiben und wo wir danach untertauchen können. Im Grunde steht uns die ganze Welt offen, ich war schon an unzähligen Orten auf der Welt..."
„Ja wir wissen das deine Familie steinreich ist Malfoy und auch noch nach euren exorbitant hohen Strafzahlungen an das Ministerium. Das musst du uns gewöhnlichen Zauberern nicht immer unter die Nase reiben." Unterbrach mich Weasley unwirsch.
Ein mächtiges Donnergrollen übertönte meinen tiefen, beruhigenden Atemzug und ließ meine Gäste erneut zusammenzucken.
Trotz allem, ich mochte den Sturm, hatte ich schon immer. Mich faszinierte dieses Wechselspiel aus den dicken stürmischen Regentopfen und dem tosenden Wind, der immer versuchte einen Weg in das Innere eines Hauses zu finden. Ich mochte die kühle, nasse Luft und das Wolken-Spektakel an manchen Tagen. Ich war schon als Kind immer dann alleine spazieren gegangen, wenn es besonders heftig draußen regnete und das Wasser nur so vom Himmel prasselte. Fast genau so mochte ich es, danach in eine heiße Badewanne zu steigen. Das waren dann oftmals die letzten Minuten in meiner kleinen ruhigen Blase. Im warmen Wasser tauchte ich dann immer vollkommen unter.

So gut wie ich eben konnte, versuchte ich mich zurückzunehmen und nicht auf die Sticheleien von Weasley einzusteigen.
„Ob es dir nun gefällt oder nicht, dieser Umstand verhilft uns weiter. Wir brauchen einen sicheren Ort, bis wir genau wissen, wann wir, gemeinsam mit den anderen Ordensmitgliedern, Todesser angreifen können."
Potter und ich waren uns einig darüber gewesen, dass es nun an der Zeit war auch Luna Lovegood, Neville und all die anderen Mitglieder vom Orden des Phönix zu informieren und einen passenden Zeitpunkt zu finden.
Dabei konnte es sich um ein paar Tage handeln, oder sogar Wochen, bevor wir die Todesser gemeinsam angreifen könnten.
Das das einmal passieren würde, war zu Weilen noch immer ein wenig befremdlich für mich. Damals hätte ich mir nie erträumen lassen die Seiten so vollkommen zu wechseln, geschweige denn überhaupt zu überleben.
Aber ich war keiner mehr von ihnen. Ich war nie der absolute Todesser gewesen. Nach der Folterung von Hermine, schlichen erhebliche Zweifel in mein Denken und Sein. Risse die sich erstmals auftaten und entstanden waren, als ich den Auftrag erhielt Dumbledore zu töten und das Verschwindekabinett zu reparieren. 
„Wir werden also wieder kämpfen." Stellte Hermine leise aber mit fester Stimme klar. Sie klang irgendwie sogar erleichtert darüber, hatte ich den Eindruck.
„In drei Tagen werde ich ein weiteres Treffen mit Potter haben. Bis dahin werden wir uns einen Plan zurechtgelegt haben, die anderen in Kenntnis setzten und hoffentlich bald handeln zu können, um dem Ganzen ein Ende zu setzen." Endete ich und blickte in halb besorgte, halb erleichterte Augen von der Hexe mir gegenüber. „Weasley, du sagst gar nichts dazu?" es war ungewöhnlich das er so gänzlich stumm daneben saß.
„Weißt du Malfoy, ich frage mich nur, wer hat dem Tagespropheten denn geflüstert, dass wir uns verstecken? Woher haben sie diese brisante Info?"
Bei seiner anklagenden Stimme, musste ich mich tatsächlich arg zusammenreißen.
„Und du denkst ich hätte etwas damit zu tun? Falls es dir entgangen sein sollte, ich war erst heute mit Potter unterwegs und habe den Tagespropheten von heute mitgebracht."
„Möglicherweise hast du schon denen schon vorher etwas gesteckt Malfoy." „Stopp." Schritt nun Hermine ein. Die Arme hatte sie von sich gestreckt und saß nun aufrecht in ihrer Ecke der Couch. Ich glaube das ihre Haltung uns besänftigen sollte.
„Das bringt doch nichts, wenn du Draco verdächtigst, Ron wir müssen zusammenhalten."
Bei Ronalds Schnauben musste ich fast laut auflachen. Wieder krachte es und der Wind drückte den Regen gegen die Fenster, dieses Mal mit solch einer Wucht, das ich mir nicht sicher war, ob die Fenster noch lange standhalten würden.
Es war wie beim letzten Mal dachte ich, so sehr hatte sich der Himmel verdunkelt, als der dunkle Lord zuletzt an die Macht kam, war es auch stehts so dunkel und die Stürme wüteten.
In mir machte sich ein komisches Gefühl breit. Ich kannte es, konnte es dennoch nicht konkret beschreiben. Mein Bauch würde wohl laut grummeln, würden Gefühle Geräusche machen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. 

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt