Das Treffen

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Mein Zauberstab vibrierte noch vor dem Morgengrauen auf der Kommode neben meinem Bett, was mich augenblicklich hochschrecken ließ. Verdammt wo wollte Dolohow hin und dann noch zu dieser Uhrzeit?
So verlottert wie der Todesser ausgesehen hatte, hatte ich ihm gar nicht zugetraut in den frühen Morgenstunden apparieren zu können und das Land zu verlassen. Entweder hatte er nur so verdammt überzeugend betrunken getan oder war sehr schnell ausgenüchtert. Es passierte mir nur äußert selten, das ich ein Zielobjekt falsch einschätze.
Ich nahm mir nicht mal Zeit ein Shirt oder Hemd überzuziehen, sondern tippte sofort mit dem Stab auf die Karte vor mir.
Was zur Hölle wollte Dolohow in Russland?
Keine zwei Minuten vergingen da war ich voll eingekleidet, hatte meinen Notfallrucksack, Handschuhe und meine Schuhe gegriffen und apparierte ebenfalls nach Russland.
Pure absolute Kälte schlug mir entgegen, noch nie hatte ich so niedrige Temperaturen erlebt.
Damit mich der Todesser und eventuelle Begleiter seinerseits nicht bemerken konnten kam ich in einer Seitenstraße zum Stehen. So ein ekelhaftes Gefühl, an das Apparieren wird sich mein Körper wohl nie gewöhnen können. Meine Augen musste ich fest zusammenkneifen, um bei diesem Wind überhaupt etwas wahrnehmen zu können. Allein sie aufzuhalten war eine Mammutaufgabe.
Dann konnte ich Dolohow entdecken, er war cleverer als ich gewesen, auf seiner Nase saß eine Skibrille, von seinem Gesicht war nichts mehr zuerkennen so vermummt war es, aber ich konnte ihn durch die Aufspürrune deutlich sehen.
Er ging in eine große Fabrikhalle und ich versuchte ungesehen so nah heran zu schleichen wie ich konnte um herauszufinden was dort vor sich ging.
Ich umkreiste die Halle zur Hälfte, lief dann wieder zurück zum Anfang wo ich an einer Wand ein erreichbares Fenster gesehen hatte, bevor ich daran hoch klettern konnte musste ich erst einmal einen Wärmezauber über mich legen.
Dann versuchte ich auf ein paar alte Europaletten und Steine zu dem Fenster hochzuklettern und etwas zu sehen oder sogar hören zu können.
Im Inneren der fast leeren Fabrikhalle konnte ich vier Gestalten im Dämmerlicht ausmachen. Sie alle waren so vermummt wie Dolohow, weswegen ich keinen von ihnen erkennen konnte, aber ich war mir sicher, dass sie alle Todesser waren.
Und ich könnte wetten, sie alle standen auf meiner Fahndungsliste.
Fest an den Fenstersims gedrückt flüsterte ich einen Spruch, um die Gestalten trotz der Entfernung hören zu können, aber ich konnte nur vereinzelte Worte aufschnappen.
„Auftrag fehlgeschlagen... Potter... zu viele Kriegshelden... noch am Leben"

„Schlammblut noch am Leben." ... „Todesliste... Vereinigung. Umsetzung möglichst ..."

Ich hatte genug gehört und konnte mir zusammenreimen was sie vorhatten, sie wollten alle verbliebenen Kriegshelden umbringen, die sich damals gegen den dunklen Lord gestellt hatten.
Damit war Granger natürlich eines ihrer Ziele und Dolohows Auftrag war es tatsächlich gewesen sie zu töten.
Ich stellte mir meine warme Wohnung detailgenau vor und apparierte zurück. Auch der Wärmezauber konnte die Kälte nicht komplett abhalten, sie war innerhalb weniger Minuten, durch meine Sachen gekrochen und nicht nur meine Arme und Beine wurden bereits steif wie Eis, weshalb ich erneut unter die Dusche steigen musste um meinen Körper halbwegs auf Normaltemperatur zu bringen. Ich würde definitiv dickere Sachen benötigen für einen eventuell weiteren Abstecher hierher. Schon in der Dusche manifestierte sich ein Plan in meinem Kopf, ich stellte das Wasser auf kalt und ließ es langsam wärmer werden um eventuelles Kneifen zu vermeiden und meinen Körper langsam an die Wärme zu gewöhnen. Sofort danach, noch während ich mich anzog, schrieb ich Potter eine Feuernachricht und erhielt prompt Antwort von ihm.
Wir würden uns in 30 Minuten im Café an der Ecke treffen. Mit den Ministeriumsmitarbeitern traf ich mich nie vor Ort immer in kleinen abgelegenen Cafés oder kleinen Restaurants. Um kein Aufsehen zu erregen und mein plötzliches Erscheinen vor dem Café zu rechtfertigen nahm ich ein Taxi und ließ mich direkt davor absetzen. Meine Uhr zeigte an das ich noch etwa zehn Minuten hatte bis zur verabredeten Zeit. Schon von den wenigen Metern vom Taxi bis hin zur Tür hatte sich eine weiße Schicht über meinen Wintermantel gelegt, die ich vor dem Betreten noch abschüttelte. Dann ließ ich meinen Blick schweifen, alles war unauffällig, ich konnte nur Muggel ausmachen, die mir keinerlei Beachtung schenkten.
Ganz hinten konnte ich einen freien Tisch für zwei Personen sehen und steuerte direkt auf ihn zu, als ich gestoppt wurde durch eine Hand an meinem Arm.
„Malfoy." Ich erkannte die Stimme sofort. „Du bist schon hier." Gab ich als Antwort kurzangebunden zurück und setzte mich zu ihm an den Tisch.
„Dein Anliegen klang dringend. Möchtest du etwas trinken?" ohne meine Antwort abzuwarten winkte Potter in der nächsten Sekunde den Kellner heran. „Einen grünen Tee mit etwas Ingwer für mich." Potter und der Kellner nickten. Ich veränderte meine Sitzposition und beugte mich etwas über den Tisch, auf dem ich meine Hände verschränkt hatte. „Ich nehme an du kennst meinen Auftrag?" Harry nickte. „Gut. Gestern hatte Granger eine eher unschöne Begegnung mit Dolohow. Ich dachte zuerst er will sich nur dafür rächen, dass es ihm so schlecht erging nach dem Krieg. Um aber sicher zu gehen habe ich ihn, nachdem Granger außer Gefahr war, eine Aufspürrune verpasst, heute früh gegen fünf Schlug sie aus. Er war nach Russland appariert. Dort traf er sich mit weiteren Todessern, sie planen euch und damit meine ich alle sogenannten Kriegshelden, einen nach dem anderen auszulöschen, ich nehme an das sie mit dem goldenen Trio beginnen wollen, was zu dem gestrigen Vorfall passen würde, da mir bisher keine weiteren Vorfälle bekannt sind. Wir müssten also, beziehungsweise du musst deine Position ausnutzen, die du im Ministerium hast und unauffällig alle die in Betracht kommen könnten zu warmen." Der Kellner brachte den Tee, ich nahm die Tasse in beide Hände und blickte Potter eindringlich an. „Du bist dir der Sache ganz sicher?" fragte er mich, wahrscheinlich um sich rückzuversichern, wie er es immer tat. Nun war ich es der nickte. Dann nippte ich an meinem Tee, er war perfekt. Die Kunst ist, nicht zu viel Ingwer beim Aufbrühen zu verwenden, die Stückchen aber zuvor ein wenig zu zerquetschen damit der Saft heraustritt.
„In Ordnung Draco, ich werde alles notwendige in die Wege leiten. Wie lange verweilst du noch in London?" „Mein Auftrag ist nun mit deinem verknüpft, es wird wohl eine Weile dauern. Du fragst nicht ohne Hintergedanken, also..." stellte ich fest.
„Das hast du ganz richtig erfasst. Hermine darf auf keinen Fall nochmal in die Bredouille geraten. Sie wird zwar die nächste Woche an einer Weiterbildung im Ministerium teilnehmen, aber ich habe so viel zu tun, dass ich im Anschluss nicht auf sie aufpassen kann. Das müsstest du übernehmen, ebenso denke ich wird Hermine, so wie ich sie kenne auch ihre freien Tage in Sirus alte Haus verbringen. Du wirst dann also weiterhin ein Auge auf sie haben."
Okay damit war schon mal beantwortet warum Granger während des Schuljahres in London war. „Warum lässt du Weasley nicht auf sie aufpassen?" fragte ich misstrauisch. „Oder irgendjemand anderen als mich." Setzte ich nach.
Potter atmete tief durch. „Wenn die Lage so kritisch ist, wie du gesagt hast, sollten so wenig Personen wie möglich eingeweiht werden, um keinen Verdacht zu erregen." Ich nickte, das war logisch. „Und was Ron betrifft, ich denke es ist für beide besser, wenn sie weiterhin erstmal auf Abstand gehen." Das war neu. Interessant. Aber Potter wollte mir auch im weiteren Verlauf des Gesprächs nicht verraten, warum das so war.
Wir unterhielten uns noch eine Weile, schmiedeten einen, in meinen Augen sehr cleveren Plan und verabschiedeten uns dann. Das verlief angenehmer als ich erwartet hatte. Es war unsere erste richtige Begegnung seit damals. Nie hatten wir uns wirklich unterhalten oder ähnliches zuvor. Es waren immer nur kurze geschäftliche Treffe gewesen, unsere Unterhaltungen hatten sich bisher auf ein Minimum beschränkt. Jetzt musste ich mir nur überlegen wie ich so nah wie möglich an Granger herankam, aber so unauffällig, dass sie selbst es vielleicht gar nicht bekam. Täte sie das würde sie sich garantiert mit Händen und Füßen wehren. Ein Schmunzeln deutete sich an, das wäre sicher belustigend dachte ich mir. Steckte meine Hände in die Taschen und ging zurück zu meiner Wohnung, ich hatte einiges vorzubereiten.

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt