Sie ist stärker als wir alle

78 6 1
                                    

Erst als sich eine Hand auf meine Schulter legte, ließ mein Körper es zu und füllte ganz automatisch frische, eiskalte Luft in meine Lungen.

„Wir werden sie finden Malfoy. Das müssen wir einfach. Wir haben so etwas schon einmal überstanden, das werden wir wieder. Sie ist stärker als wir alle zusammen." Ron drückte meine Schulter zum zweiten Mal in dieser Nacht, nickte mir versöhnlich zu und begab sich dann auf den Weg nach draußen in die frostige Winternacht zu seinem besten Freund. Da hatte Wesaley mich doch tatsächlich aus einer sich anbahnenden Panikattacke gerissen, erkannte ich fassungslos. Ich deutete das völlig perplex als ein gutes Zeichen zwischen uns. Und wirklich, meine Panik hatte in dem Moment nachgelassen, als ich unerwartet den Druck seiner großen Hand auf meiner Schulter gespürt hatte.
„Hmhhmm" zog ich noch einmal die eisige Luft in meine Lungen. „Also gut." Sagte ich mehr zu mir, als zu irgendwem bestimmten und ging zu den zwei Gryffindor draußen vor der Tür und hoffte das sie doch noch etwas aus dem Todesser heraus bekommen hatten.
Der gefrorene Boden unter meinen Füßen knirschte und kündigte mein ankommen an. „Konntet ihr etwas aus der Kröte heraus bekommen?" richtete ich meine Frage kalt an Harry, meine Emotionen nun wieder unter Kontrolle haltend.
„Mhmh" schüttelte Weasley genervt den Kopf, er sah müde aus, genau wie wir hatte er seit gefühlten Tagen nicht geschlafen, was sich langsam aber sicher bemerkbar machte, die Ringe unter den Augen wurden von blau zu einem tiefen lila. Bei meiner blassen Haut sahen sie sicher mittlerweile fast schwarz aus. Selbst auf dem Gesicht von Harry zeichneten sich die müden Augen ab.
„Nichts werdet ihr von mir erfahren! Ich bin kein Verräter, nicht so wie du! Schäm dich, wie konntest du deinem Vater das nur antun? Du hast ihm seinen Sohn beraubt!" röchelte mir der Todesser entgegen, dessen Name mir entfallen war.
Mich damals auf der Seite Dumbledors beziehungsweise Harrys zu sehen, hatte ich niemals bereut, nicht eine Sekunde lang. Mein Vater hatte mich noch im selben Moment in dem ich diese Entscheidung getroffen hatte, aus der Familie der Malfoys verbannt und mir voller Enttäuschung und unsagbarer Wut lediglich noch in mein Gesicht gebrüllt, das er nun keinen Sohn mehr habe. Es war der einzige Moment gewesen in dem meine Mutter Gefühle in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, und ihr eine verzweifelt einsame Träne über die Wange gelaufen war. Um meine Mutter tat es mir jeden Tag leid, dennoch bereute ich meinen Schritt niemals. Und ich wusste, das sie meine Entscheidung gut geheißen hatte. Ich verstand bis heute nicht wie ihre Liebe zu ihrem Ehemann so enorm groß sein konnte, das sie ihn nicht verließ, wo sie doch so offensichtlich nicht mehr dieselben Ansichten und Werte mit ihm teilte.
„Nach deiner Meinung hat dich niemand gefragt." Zischte ich ganz in alter Malfoy Manier dem dunklen Zauberer unter mir entgegen, meine Finger hatten sich um seinen Jackenkragen verkrampft und ich zog sein Gesicht dem meinem entgegen. „Ich will wissen wo ihr sie versteckt haltet! Und ich werde es aus dir herausbekommen!" zischte ich ihm gefährlich kalt entgegen, das ich für den Bruchteil einer Sekunde, die pure Angst in seinen Augen aufblitzen sah, als seine ach so gut sitzende Maske für einen Moment verrutschte.
Mit aller Kraft stieß ich den dürren Mann unter mir zurück auf den gefrorenen harten Boden und richtete meinen Zauberstab auf ihn. „Letzte Gelegenheit. Sag uns wo die ihr Gefangenen versteckt haltet." Schade, dachte ich mir, er hätte es so einfach haben können, aber sein überhebliches Grinsen würde ihm schon bald aus dem Gesicht gewischt werden. „Crucio!"
Der Todesser winselte unter meinem Fluch, aber das war mir egal, mein einziger Gedanke bestand darin den Aufenthaltsort von Hermine in Erfahrung zu bringen, noch einmal richtete ich meinen Zauberstab auf den kläglichen Zauberer vor uns. „CRUCIO!" fauchte ich mit all meiner Kraft. „Letzte Chance du dreckige Kröte!" wies ich ihn an, in der Hoffnung er würde uns doch noch etwas verraten. Aber dieser Widerling grinste uns nur hämisch in die Gesichter, also ließ ich meinen Zauberstab fallen und beugte mich zu dem verwahrlost aussehenden Todesser. Der wahrlich in keiner guten Verfassung mehr war, aber meine Gedanken wurden nur davon beherrscht, was sie alles mit meiner Hexe angestellt hatten. Ich kannte all ihre Foltermethoden. Noch bevor ich es bemerkte landeten meine Fäuste auch schon in dem Gesicht meines Opfers.
Ein um den anderen Schlag setzte ich auf sein Gesicht, das meine Knöchel mittlerweile selbst bluteten bekam ich in meinem Anflug von Raserei gar nicht mit. Er hatte nicht die geringste Chance sich zu wehren, als ich haltlos auf ihn einschlug. Erst als Harry und Weasley mich von ihm herunter zerrten, prallte die volle Wucht meiner Taten auf mich und meinen Körper ein. „Hör auf Malfoy, du bringst ihn ja um. Auch wenn er es wahrscheinlich nicht besser verdient hat. Wir tun so etwas nicht." „Ron hat recht. Wir werden ihn obliviieren und irgendwo in der Muggelwelt aussetzen. Er wird niemandem je wieder Schaden zufügen können." Redete Harry beruhigend auf mich ein und es half tatsächlich mir vorzustellen der Todesser würde fortan ohne jegliche Magie und Erinnerung leben müssen, empfand ich als Strafe genug für ihn. Und genau jetzt, als er unserem Plan vernahm, begann er wie ein kleines Kind zu weinen und zu betteln. Auf ein erneutes Nachfragen, wollte er uns trotzdem nicht ihr Hauptversteckt verraten. Also trat ich mehrere Schritte zurück und überließ den beiden Gryffindor das Oblivieren und Entfernen.
Ich strich mir währenddessen mit meinen blutverkrusteten Händen übers Gesicht, was wie ich feststellte nicht ausschließlich das meine war. Super, nun würden meine hellen natürlich einen zarten rot Ton angenommen haben. Aber das war jetzt auch egal, dann flatterte etwas vor meinen Augen auf, und würde größter, röter bis sich eine ganze Flamme bildete und ein kleines abgerissenes Pergament zum Vorschein kam. Ich erkannte ihre Schrift sofort und mein Herz setzte einen Schlag aus.
Sie war am Leben!
Salazar sei Dank.

Die raue See der Nacht und der Friede im SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt