Kapitel 55

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Wie versprochen, noch diese Woche das neue Kapitel. Hoffe es gefällt euch und kann damit einige beruhigen.


Pov. Leon

„Und wie konnte das passieren?" fragte ich angespannt, während ich zwischen meinem Freund und Dr. Hoflender hin und herschaute.

„Nun, eine Operation am Gehirn bringt immer enorme Risiken mit sich. Scheinbar wurde, während wir den Tumor entfernt haben, gesundes Hirngewebe verletzt und somit kommt es nun zu motorischen Einschränkungen ab dem Oberschenkel. Wir können es uns nicht anders erklären. Die gute Nachricht ist aber, dass zumindest der komplette Tumor entfernt wurde und wir somit keine weiteren Chemo- oder Strahlentherapien angehen müssen. Ich weiß, es ist nur ein kleiner Trost..." Der Arzt schien unsere Reaktionen bemerkt zu haben.

„Werde ich nie wieder laufen können?" fragte Jonas sichtlich bedrückt.

„Das können wir ihnen zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht sagen. Ich werde ihnen Physiotherapie verschreiben und wir müssen abwarten, wie sich ihr Körper darauf einlässt. Mehr können wir vorerst nicht machen."

Jonas nickte. „Danke, Dr."

Der Arzt verabschiedete sich und ließ uns beide wieder alleine im Krankenzimmer zurück. Ich stand von meinem Stuhl auf und begab mich wieder zu Jonas' Bett.

„Hat er eigentlich was gesagt, wann ich endlich nach Hause darf?" fragte mich der blonde.

„Hast du nicht zugehört?" schmunzelte ich und strich ihm durch seine mittlerweile wieder wachsenden blonden Haare. „Wenn deine Werte stimmen, darfst du nächste Woche mit mir nach Hause."

„Endlich." Murmelte Jonas und ließ sich langsam zurück auf sein Kissen senken.

Mit der Zeit sah Jonas wieder ein wenig mehr wie ein Mensch aus. Sein Gesicht bekam etwas Farbe und auch seine Augen fingen wieder an sich mit dem altbekannten Glanz zu füllen. Die letzten Tage waren nochmal hart für ihn gewesen, die ganzen Test und die damit immer wiederkehrende Konfrontation, dass er sich so gut wie kaum bewegen konnte, ließen ihn nicht kalt. Es schien so, als sei alles ab dem Oberschenkel gelähmt, seine Beine sowie Füße konnte er absolut nicht bewegen. Momentan war es noch nicht so ein großes Problem, da er fast nur im Bett lag und sich ausruhen sollte, jedoch würde sich das ganze ändern, wenn er wieder zu Hause war.

„Meinst du wir bekommen das hin?" Jonas schaute mich mit großen Augen an.

„Was meinst du?" Ich schaute ihn fragend an.

„Naja, wenn ich wieder zu Hause bin und nicht Laufen kann..."

Ich nahm seine Hand, drückte sie einmal fest und unterbrach ihn bevor er weiter reden konnte. „Wir haben bis jetzt alles gemeistert, oder nicht? Dann bekommen wir das auch geregelt."

Als Antwort nickte er und ein kleines wenn auch fast nicht sichtbares Lächeln zog sich auf seine Lippen. Selbst diese ach so kleine Emotion machte mich glücklich. Generell alles was er tat oder sagte stimmte mich zufrieden, denn vor ein paar Tagen war es noch nicht so klar gewesen ob ich ihn jemals wieder so erleben würde.

An diesem Tag kam noch eine weitere Ärztin, welche uns von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten erzählte. Dieses Gespräch brachte doch ein wenig mehr Hoffnung in die momentan aussichtslose Situation.

Die restlichen Tage vergingen für mich wie im Flug. Heute war schon der Tag an dem Jonas nach Hause kommen würde. Da ich zu Hause etwas vorbereiten wollte, übernahmen meine Eltern den Abholservice und holten Jonas wie vereinbart mittags ab. Währenddessen brachte ich die Wohnung auf Vordermann und rückte noch einige Möbel zurecht. Schon die letzten Tage hatte ich alles ein wenig umgeräumt, sodass Jonas mit seinem Rollstuhl überall hin konnte und keine Hindernisse rumstanden.

Nachdem ich auch das letzte Staubkorn weggesaugt hatte klingelte es schon an der Tür. Schnell sprang ich an die Tür und vor mir standen auch schon Jonas im Rollstuhl und meine Eltern dahinter.

Ich konnte mein Glück kaum fassen, endlich war Jonas wieder hier bei mir in unserem zu Hause. Obendrauf kam noch, dass wir nun ab heute zusammen als Partner, und nicht mehr als Freunde, wohnten. Das machte die ganze Situation gerade noch aufregender! Vor lauter Aufregung bekam auch nicht wirklich ein Wort raus, deshalb fiel ich Jonas erstmal direkt um den Hals.

„Ah nicht so fest, du erdrückst mich ja." Krächzte er während ich ihn fest umschlungen hatte.

„Tut mir leid. Ich freue mich einfach nur so, dass du endlich wieder bei mir zu Hause bist." Flüsterte ich ihm ins Ohr, woraufhin er lächeln musste.

„Na kommt, wir gehen erstmal rein." Drängelte mein Vater, der die ganzen Taschen von Jonas noch in den Händen hielt.

Ich machte den dreien Platz und ließ sie in unsere Wohnung rein. Während mein Vater die Taschen an die Seite stellte, fuhr meine Mama Jonas ins Wohnzimmer.

„Sollen wir euch noch etwas helfen?" fragte sie.

„Nein, ich denke wir bekommen den Rest alleine hin. Danke euch!" sagte ich und schaute die beiden dankbar an.


„Selbstverständlich. Dann meldet euch, wenn etwas ist." Mit den Worten verschwanden die beiden und ließen uns zwei alleine.

Ich sah zu Jonas, der etwas hilflos in seinem Rollstuhl, neben dem Sofa saß. Die nächste Zeit war er wohl noch in einigen Situationen auf mich angewiesen, doch das machte mir nichts aus. Die Hauptsache war, dass er wieder bei mir sein durfte.

„Soll ich dir mal helfen?" fragte ich liebevoll, während ich schon zu ihm rüber lief.

„Nein, ich würde mich lieber direkt ins Bett legen. Wenn das okay ist?" fragte er während er zu mir hoch schaute.

Ich nickte, doch bevor ich die Bremsen vom Rollstuhl löste, kniete ich mich vor ihn und nahm seine Hände in meine.

„Natürlich ist das okay. Weißt du ich bin unendlich froh, dass du wieder hier bist. Die ganze Zeit hat hier etwas gefehlt ohne dich. Das hab ich jetzt schon so oft gesagt, aber ich musste es noch ein letztes Mal sagen. Ich liebe dich so sehr!"

Ohne es abwarten zu könne, kam ich seinem Gesicht näher und küsste ihn zärtlich auf seine wunderschönen Lippen. Die Chance zu haben ihn nun endlich wieder jede Sekunde küssen zu können, fühlte sich wundervoll an. Und ich konnte es ebenso kaum abwarten, wieder gemeinsam mit ihm Nachts in unseren Betten zu liegen. Deshalb schnappte ich mir den Rollstuhl und fuhr direkt in sein Schlafzimmer, wo ich ihn neben das Bett stellte und nun versuchte den Blonden aus dem Rollstuhl ins Bett zu befördern. Da er noch immer nicht viel zugenommen hatte, seit der Chemo und der OP, gelang es mir auch relativ gut ihn mit einem Schwung rüber zu heben.

„Danke, Leon." Sagte er, nachdem ich mich auch direkt neben ihn gelegt hatte.

„Leon?" irritiert drehte ich mich auf die Seite um ihn anschauen zu können. „Seit wann nennst du mich wieder Leon?"

Er fing an zu Lachen und griff nach meiner Hand. „Danke mein Schatz. Besser?"

„Viel besser." Murmelte ich und in der nächsten Sekunde machte ich einen Satz und lag nun über ihm abgestützt. Während ich seinen Hals hinunter küsste, fing er leise an zu stöhnen.

Not a typical Lovestory (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt