"Das selbe könnte ich dich auch fragen", antwortete Harry belustigt.
Da hatte er wiederum Recht. Ich geisterte schließlich auch mitten in der Nacht über einen Parkplatz.
"Touché", sagte ich und Harry grinste.
"Also was machst du hier draußen?"
Er ließ nicht locker.
"Nachdenken", antwortete ich knapp.
Ich war eigentlich nicht in der Stimmung mit jemandem zu reden.
Harry nickte. "Ich auch".
Es folgte dieses peinliche Schweigen, das eintrifft wenn keiner mehr etwas zu sagen weiß. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen hoch. Mir fehlte die Bewegung, ich konnte fühlen wie ich unruhig wurde. Ich musste einfach weitergehen und mich beruhigen.
Über Jose und mich nachdenken.
Über uns nachdenken.
Ich sah zurück zu Harry, der in seine eigenen Gedanken versunken war. Sein Blick in undefinierbare Ferne gerichtet. Leise räusperte ich mich.
"Ich werde dann mal weitergehen", sagte ich leise. Harrys Blick fokussierte sich und er sah mich an.
"Etwas dagegen wenn ich mitkomme?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich in Bewegung. Es war mir egal ob Harry mitkam. Hauptsache, ich konnte mich bewegen und nachdenken.
Zusammen schlenderten wir um den Bus herum und auf das Stadion zu.
Wir sprachen nicht, wir gingen bloß nebeneinander her und hingen unseren eigenen Gedanken nach.
Meine drehten sich, oh Wunder aller Wunder, um Jose. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Er dachte ernsthaft, dass ich unsere Beziehung beenden wollte, dass ich ihn nicht mehr lieben und ihn sogar hintergehen würde. Das machte mich wütend. Und traurig, sehr traurig.
'Liebe ist Vertrauen'- Das hatte meine Gram's oft gesagt und nun verstand ich, wie Recht sie damit gehabt hatte.
Denn was bedeutete Liebe ohne Vertrauen? Liebe war ein nichts ohne Vertrauen. Ohne darauf vertrauen zu können, das der andere immer für dich da war, nur das Beste für dich wollte und dich nie hintergehen würde. So lieben, dass man sich von einer hohen Mauer stürzen würde, weil man darauf vertrauen konnte, dass man aufgefangen wurde.
Wenn man der Liebe nicht vertrauen konnte, wem dann?
Wem auf der Welt sollte man mehr Vertrauen schenken können, als der Person die man am meisten liebte? - Auch wenn ich zugeben musste, das Jose nicht diese Person war und sie eben doch irgendwie war - was echt Sinn machte. Gut musste ich meine Gefühle keinem erklären, ich verstand mich ja selbst nicht. Schließlich hatte ich noch meine Mom und Beth. Aber bei ihnen war ich mir zu 200% sicher, dass sie mich nicht verlassen würden. Egal was ich tat. Und sie wussten im Gegenzug, dass ich immer für sie da sein würde. Ich vertraute ihnen ohne zu zögern, ohne Zweifel, komplett blind - Ich liebte die Beiden.
Aber das war eine andere Art von liebe. Nicht wahr?
Ich liebte Mom und Beth, aber mit Jose, war das etwas ganz anderes. In Jose hatte ich mich verliebt, wirklich verliebt. Ich hatte entscheiden, oder mein Herz, hatte entschieden, ihm zu Vertrauen. Schlussendlich war diese Verliebtheit, in Liebe übergegangen und nun liebte ich ihn.
Bist du dir da so sicher? - Du schon wieder. Mein Unterbewusstsein hatte echt kein Talent für Timing.
Natürlich war es in liebe übergegangen. Ich konnte es fühlen, in meinem Herzen.
Woher weißt du wie sich liebe anfühlt? - Das weiß man eben einfach.
Es verunsicherte mich.
Liebte ich Jose?
Natürlich tat ich das, was für eine Frage. Dummes Unterbewusstsein, verwirrte mich komplett.
Aber was wenn nicht?
"Ach halt die Klappe", zischte ich.
"Hast du was gesagt?" Harry sah mich erstaunt an.
Oh, ups, mal wieder laut mit mir selbst gesprochen. Das musste ich mir echt abgewöhnen, kam irgendwie schräg rüber.
"Äähh nein." Lügen musste ich auch noch üben, definitiv.
Sollte man den Menschen dabei nicht immer in die Augen sehen?
Ich sah zu Harry, entschlossen ihn nieder zu starren. Doch sein Blick brachte mich aus dem Konzept.
Er war irgendwie, mitfühlend. -Och nö, nicht schon wieder.
"Du hattest gerade Streit mit dir selbst, stimmt's?", fragte er ernst. Konnten hier irgendwie alle Gedanken lesen? Mein Blick musste wohl ziemlich komisch aussehen, denn Harry lachte kurz auf und wurde dann wieder ernst. Abwartend sah er mich an und hob dabei eine Augenbraue. Als wollte er sagen 'Na, hab ich recht oder hab ich recht' - blöde Glitzerfee.
"Ja du hast ja recht Glitzerf.." Mitten im Satz brach ich ab. Scheiße. Das hatte ich jetzt nicht laut gesagt.
"Wie war das?" Fragend sah Harry mich an.
Idee Lucia, du brauchst mal wieder eine Idee! Diesmal vielleicht eine von der guten Sorte. Jetzt hätte ich gerne Louis Gehirn gehabt. Leider hatte ich das nicht und so blieb mir nur eine Technik übrig: Ablenkung.
"Vergiss es einfach und las uns weitergehen. Wir stehen hier rum wie zwei Vollpfosten und außerdem habe ich Hunger", sagte ich so überzeugend wie ich konnte.Keine Meisterleistung Lucia aber besser als auch schon - Jetzt reichte es aber mal! Ich ignorierte mein Unterbewusstsein geflissentlich. Ich war stolz auf mich selbst. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, drehte ich mich um und lief los.
"Na komm schon Styles!", rief ich und sah über die Schulter. Er stand noch immer am selben Ort und sah etwas perplex aus.
Schnell drehte ich meinen Kopf zurück um mein Grinsen zu verstecken. Oh ja, ganz Herrin der Situation zu sein, das gefiel mir. Kaum war ich ein kurzes Stück gegangen, hörte ich Harrys Schritte hinter mir. Na bitte, ging doch. Mein Plan hatte bestens funktioniert. Keine zwei Sekunden später, ging er auch schon neben mir her."Sag mal, wie hast du mich gerade eben genannt?"
Hmm, so viel zu meinem Plan.
"Ich sagte doch, vergiss es!"
Diesmal sagte ich das 'Vergiss es' mit extra viel Nachdruck. Ich wollte Mister Styles echt nicht erzählen, dass ich ihn heimlich Glitzerfee getauft hatte und für Schwul hielt. Harry schnaubte.
"Ach komm schon, sag es mir doch einfach. Ich bin auch nicht beleidigt."
Klaaar Styles, welcher Mann wäre schon beleidigt wenn man ihn Glitzerfee nannte?
"Das sagst du jetzt. Aber wenn ich es dir erzähle befinde ich mich, spätestens in einer Stunde, in einem Frachtschiff nach Abudabi und muss dort bei einem Meerschweinchenfriseur als Model arbeiten", sagte ich und sah Harry bedeutend an. Dessen Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, was sich dann in ein lautes Lachen verwandelte. Ich sah ihn schief an. Soooo lustig war das jetzt auch nicht gewesen, aber okay.
"Frachtschiff...haha Meerschweinchen Model hahah", lachte er und schüttelte sich. Okay Styles, ganz ruhig. Sein Lachen steckte mich an und ich begann zu grinsen.
"Ich bin doch nicht Louis", brachte er keuchend hervor.
Wusste ich's doch. Louis war 'the Master of revenge', da musste ich mich echt in Acht nehmen.
Wenn ich bedachte welchen Scheiß er mit Paul abgezogen hatte nur um meine Wasseraktion zu rächen. Das würde ich ihm noch heimzahlen.
"Sagst du mir jetzt wie du mich genannt hast?" Mittlerweile hatte Harry sich wieder ein wenig beruhigt und lachte nicht mehr ganz so heftig. Im Gegenteil. Er sah mich offen und neugierig an.
Sollte ich es ihm erzählen?
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A Child, 5 Idiots & Me
FanfictionLucia ist zwar nicht gerade groß, aber Napoleon war das auch nicht und der hat trotzdem große Schlachten geschlagen. Obwohl sich ihre Kriege eher in einem kleineren Rahmen bewegen. Als Nanny für ein kleines Mädchen geht sie mit einer weltbekannten...