#39 Zur Eiskönigin für untauglich befunden

2.9K 149 14
                                    

Die nächsten fünf Tage waren das krasse Gegenteil von den fünf davor. Wir waren in Hong-Kong, Bankok, Singapur und Maynila gewesen und so schnell von einem Land zum andern gehetzt das ich kaum etwas mitbekommen hatte. Die Tage sahen alle etwa gleich aus. Ich passte auf Lux auf und die Jungs machten ihr Boyband-ding, sprich: Interviews und Konzerte geben, das weibliche Geschlecht in Aufruhr versetzten und Unmengen an Essen in sich reinstopfen. Letzteres war zwar kein Boyband-ding sondern eine Jungs Krankheit. Ich kannte ausnahmslos nur Männer die aßen wie Mähdrescher. Jose, mein vielleicht noch Freund hatte sich in den ganzen fünf Tagen genau einmal gemeldet. Und das auch nur weil ich ihm zuerst geschrieben hatte. Er hatte wissen wollen warum ich auf die Bühne gestürmt war und ich hatte ihm die Sache mit Louis erklärt. Ebendieser war seine, beziehungsweise Luxs Haarspange wieder los und seither außerordentlich nett zu mir. Zu nett. Es konnte nur eines bedeuten: Er plante seine Rache. Anders konnte ich es mir nicht erklären.
Niall und Harry hatten den anderen erzählt das der Arzt mich zur Ruhe verdonnert hatte und so durfte ich die ersten beiden Tage kaum einen Schritt tun. Das hatte sich nun aber zum Glück gelegt. Gerade saß ich im Hotel und sah mir mit Lux mal wieder Frozen an, weil es draußen schüttete wie aus Eimern, da wurde die Tür aufgerissen.
"Hey ihr zwei", sagte ein tropfnasser Niall und der Rest der Band folgte ihm. Jeder nass bis auf die Knochen. Woher hatten sie nur wieder eine Schlüsselkarte?
"Cool, Frozen!", rief Louis und stellte sich hinter die Couch um ebenfalls auf den Bildschirm zu sehen.
"Pssst!", machte Lux und sah uns Böse an. Ich grinste und stand auf um Handtücher zu holen. Ich fand drei Stück und warf je Liam, Zayn und Niall eins an den Kopf.
"Was ist mit uns?", fragte Harry leicht enttäuscht und ich zuckte entschuldigend die Schultern.
"Ich hatte nicht mehr von den Dingern." Kurz sah Harry nachdenklich aus, dann begann er den Kopf zu schütteln. Oder besser ausgedrückt, fing er an seine Haare in alle Richtungen zu schütteln, wie ein Hund. Das Wasser spritze herum und ich quietschte.
"Bist du fertig?", fragte ich ihn, als er seinen Kopf nicht mehr ganz so arg drehte. Er stoppte und grinste mich schelmisch an.
Liam hielt Louis sein Handtuch hin und dieser nahm es dankend an. Ich deutete auf die Zwei.
"Siehst du Harryberry. So tun das zivilisierte Menschen." Er schnitt mir eine Grimasse und wir setzten uns alle auf die Couch. Lux und ich eingequetscht zwischen Niall auf meiner Seite und Liam auf der anderen. Harry quetschte sich neben Niall auf die Couch, Zayn setzte sich zwischen Nialls und mein Bein und Louis saß zu Luxs Füssen. Ich war ja nicht klaustrophobisch, aber das war mir dann doch etwas zu eng. Ich saß schon fast auf Nialls Schoss damit ich Lux nicht zerquetschte. Zwar verstand ich mich mit Niall wirklich sehr gut, aber so vertraut waren wir dann auch nicht. Doch da er sich nicht beklagte, war es für ihn wohl in Ordnung und so sah ich mir weiterhin den Film an. Ab und an musste ich gähnen.
"Müde?", fragte Niall flüsternd.
"Nein", gab ich genau so leise zurück, sah jedoch weiter auf den Bildschirm. "Mir ist bloß langweilig." Niall runzelte die Stirn.
"Warum? Frozen ist toll", sagte er und ich kicherte ein wenig.
"Ja, ist doch klar. Aber nicht drei Mal hintereinander." Bedeutend sah ich ihn an und zuckte ein wenig zurück. Unsere Gesichter waren sich extrem nah und mein innerstes begann zu brodeln.
"Außerdem könnte ich Anna immer noch Ohrfeigen weil sie sich auf diesen dahergelaufenen Deppen einlässt", echauffierte ich mich. Niall lachte leise und jagte mir damit eine Gänsehaut über den Rücken. Was war denn heute nur los mit mir? Um ein bisschen Abstand zu schaffen, entschuldigte ich mich und ging zur Toilette. Als ich nach fünf Minuten zurückkam, hörte ich wie Louis begeistert auf quietschte und dann wurde der Ton lauter gestellt. Let it go – Sang Elsa, wurde jedoch von einer Band namens One Direction übertönt. Die Jungs sangen voller Inbrunst mit und Lux trug ebenfalls ihren Teil dazu bei. Lachend zog ich mein Handy hervor und richtete es auf die Gruppe vor dem Fernseher. Das war definitiv etwas, das ich für die Nachwelt festhalten musste.

***

Drei Tage später, war das Video ein absoluter Hit. Egal auf welcher Plattform man sich befand. Mein Twitter-Account, auf dem ich es gepostet hatte, sprudelte über und ich konnte mich vor Followers und leider auch hass Nachrichten kaum noch retten. Ich wusste nicht was so schandhaft daran war, ein Video von einer Singenden Band zu posten. Aber anscheinend war es für einige Grund genug mich als Schlampe, Flittchen und andere unschöne Dinge zu bezeichnen. Natürlich ließ mich das nicht vollkommen kalt. Ich konnte mir auch nicht einen Eispalast mitten in den Bergen zaubern, dort eine Runde singen und einen Dreck auf andere Leute geben. Also musste ich eben damit klar kommen. Dass Jose sich auch in den letzten Tagen nicht gemeldet hatte, bedrückte mich. Hatte ich seine Nachrichten nicht richtig gelesen und er hatte mir durchgehend vermittelt das er mit mir durch war? Ich wusste nicht ob ich das verkraften könnte. Als ich das Thema gegenüber Niall angesprochen hatte, war ich sogar in Tränen ausgebrochen. Er hatte mich schon wieder trösten müssen, was mir nicht so ganz behagte. Doch es schien ihm nichts auszumachen, mich zwei Stunden lang im Arm zu halten, während ich sein Shirt durchweichte. Er war in nur knapp zwei Wochen ein Freund geworden, für den ich dankbar war. Um Harry, Anna und Louis war ich ebenfalls dankbar. Harry erzählte mir wie gut es mit seiner Freundin wieder lief und erhielt meine Hoffnung dass Jose und ich das auch hinkriegen würden. Anna redete mir gut zu und blieb optimistisch, egal welche Zweifel ich ihr gegenüber äußerte. Und Louis. Louis war einfach er selbst. Wir neckten uns weiterhin und quatschten den größten Mist zusammen, bei dem uns die anderen manchmal nur etwas verstört musterten. Aber das war genau das was ich brauchte. Jemanden der mir einfach einen Platz bot um mein Gehirn auszuschalten und Blödsinn zu labern. Es schien alles den Umständen entsprechend gut zu sein. Bis ich diese eine Nachricht erhielt die mit einem Schlag alles veränderte.

______________________________________________

©2015 all rights reserved @keeaty


A Child, 5 Idiots & MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt