#38 1D GmbH

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Ich sah Niall in die Augen, bis sich neben uns jemand räuspere. Erschrocken zuckten wir auseinander.
"Ich will euch ja nicht stören, aber da hinten sitzt ein Typ der versucht unauffällig Fotos zu schießen", sagte Victor und deutete ein Nicken in die Richtung an. Automatisch wandte ich den Kopf dahin, doch Niall legte die Hand auf meine Wange und drehte meinen Kopf zurück.
"Nicht hinsehen", hauchte er.
"Warum nicht?", fragte ich leise.
"Weil er dann vielleicht rüberkommt um mit uns zu reden. Darauf habe ich jetzt wirklich keine Lust.", sagte Niall und lächelte entschuldigend.
"Also die Pose find ich jetzt auch nicht besser. Da könnt ihr euch auch gleich küssen, das gibt genau so vielen Medienrummel", kommentierte Victor und Nialls Hand verschwand augenblicklich von meiner Wange. Er richtete sich aus seiner halb hockenden Position auf und rieb sich verlegen über den Hinterkopf. Auf seinen Wangen war eine leichte Röte erschienen und er mied meinen Blick. Ich sah vermutlich kein Stück besser aus. Ein Zombie mit Schwindelanfällen und vor Scham roten Bäckchen. Toll. Es herrschte unbehagliches schweigen zwischen uns dreien und ich begann wieder meine Daumennägel zusammen zu klackern. Zum Glück kam wenig später Harry mit einem Arzt um die Ecke. Ich erhob mich vorsichtig von meinem Stuhl und der Arzt begrüßte mich in ziemlich flüssigem Englisch. Er bat mich ihm zu folgen und führte mich in ein kleines Behandlungszimmer. Dort sollte ich mich auf eine Liege setzen, während er Harry, Niall und Victor vor die Tür setzte. Zwar gefiel das den dreien nicht, aber sie gaben trotzdem nach.

Als ich aus dem Behandlungszimmer trat, hatte ich eine mit Wund-leim geklebte Platzwunde und eine Information mehr. Harry, Niall und Victor warteten auf mich und quetschten sofort jedes Wort aus mir heraus. Ich konnte sie jedoch beruhigen. Anscheinend litt ich unter dem altbekannten Blutunterdruck. Der Arzt hat mir versichert dass es nichts Schlimmes sei und öfter vorkomme bei jungen Frauen. Ich solle einfach genügend Wasser trinken, etwas mehr Sport machen und dann würde sich das von selbst wieder einpendeln. Jedoch durfte ich wegen der Kopfwunde die nächsten Tage nicht in ein Schwimmbad, sollte nicht Joggen gehen und mich auch sonst ein bisschen schonen. Ich weiß nicht ob der Arzt selbst gemerkt hatte sie dumm seine Aussage war. Zum einen sollte ich mehr Sport machen und mich dann trotzdem schonen. Das verstehe wer wolle, ich tat es nicht. Als ich das den dreien erzählte, bestanden sie sofort darauf mich wieder wie ein Kind durch die Gegend zu tragen.
"Ich bin nicht euer persönliches Baby das ihr einfach so durch die Weltgeschichte tragen könnt", reklamierte ich und blieb mitten auf dem Flur stehen. "Mir wurden zwei gesunde Beine geschenkt und ich bin weiß Gott nicht aus Zucker. Leider. Vermutlich hätte ich mich längst selbst aufgegessen." Noch während ich laut dachte hatte Niall sich von hinten angeschlichen und mich einfach hochgehoben.
"Niall den-zweiten-Namen-habe-ich-vergessen Horan, lass mich sofort runter! Kruzitürken!" Beim letzten Wort brachen Niall, Harry und Victor in lautes Gelächter aus.
"Was war das denn für ein Wort?", kicherte Harry und Niall hatte Probleme mich zu tragen und gleichzeitig zu Lachen.
"Ein Deutsches du Depp", sagte ich. Wenn ich mich aufregte fluchte ich meistens auf Deutsch. Dann fühlte ich mich nicht so vulgär, auch wenn das kompletter Schwachsinn war. Niall lachte noch immer so sehr das ich mich um seinen Hals festhielt, da ich Angst hatte das er mich einfach fallen ließ. Als er sich wieder beruhigt hatte, war sein Gesicht krebsrot und seine Atmung unregelmäßig. Harry sah keinen Deut besser aus.
"Kannst du mir das beibringen? Ich will das unbedingt mal zu Ed sagen. Nur um seine Reaktion zu testen", grinste Harry und ich nickte verblüfft.
"Klar warum auch nicht." Harry grinste. Ich wandte mich nun an Niall.
"Niall. Kann ich bitte selbst gehen? Ich verspreche dir nicht noch einmal zusammen zu klappen. Außer ich kriege in der nächsten Stunde nichts zu Essen. Dann kann es sein dass ich wegen Unterzuckerung die Fliege mache." Mit großen Augen und geschürzten Lippen sah ich ihn an. Ich sah seinen Wiederstand regelrecht bröckeln.
"Bitteee", hängte ich noch an und zog es extra in die Länge. Niall sah mich an, dann seufzte er.
"Na schön. Aber wenn du doch kippst, werde ich dich höchst persönlich bis in dein Bett tragen."
"Von mir aus", sagte ich und er stellte mich sanft auf dem Boden ab.
"Können wir?", fragte Victor und wir nickten.

Zurück auf dem Stadion Areal, wurde ich in mein Zimmer verfrachtet und mir wurde aufgetragen meine Koffer zu packen. Anscheinend würden wir für den Rest der Asien-Tour die Busse nicht mehr benötigen. Ein Leben in Hotels stand mir also bevor. Ich tat wie geheißen und packte alles sorgfältig zusammen und aß noch etwas.
Dann öffnete ich meinen Gitarrenkoffer und spielte wieder einmal ein bisschen. Nach zwei Stunden wurde ich dann abgeholt und wir fuhren zum Flughafen. Ich bekam keinen der Jungs mehr zu Gesicht. Ich saß wieder mit den ganzen Technikern und sonstigen Mitarbeitern in einem Flugzeug und hielt einen Platz für Anna frei. Kurze Zeit später kam sie dann auch und ich begrüßte sie überschwänglich.
"Hab gehört du bist jetzt eine Person der Öffentlichkeit?", sagte sie und ich nickte augenverdrehend.
"Leider ja. "
"Macht nichts. Gibt schlimmeres als sich vom Mitarbeiter der One Direction GmbH direkt ins Rampenlicht zu befördern", sagte sie und war auf Deutsch umgestiegen.
"One Direction GmbH?", fragte ich belustigt.
"Na wir alle sind sowas wie eine Firma. Und unser Produkt ist eben One Direction." Anna zuckte die Schultern und ich lachte.
"Irgendwie ist das dumm und schlau zugleich", gestand ich. Bei Gelegenheit musste ich das mal den Jungs erzählen. Vielleicht bekamen sie aber auch alle ein Shirt zu Weihnachten, mit der Aufschrift: Made by 1D GmbH. Die verstörten Gesichter konnte ich mir jetzt schon vorstellen.

Der Flug verlief ohne irgendwelche Komplikationen, außer da ich danach kaum noch sprechen konnte. Anna und ich hatten uns gegenseitig tot gequasselt und das war in Kombination mit der Klimaanlage des Flugzeuges nicht sehr vorteilhaft gewesen. Ich hatte jetzt also eine geklebte Kopfwunde, Blutunterdruck und keine Stimme mehr. Besser hätten die Voraussetzungen für mein erstes Mal in Hong Kong nicht sein können.

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