Niall schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln und ich schluckte schwer. Dann atmete ich tief durch und brachte meinen ganzen Mut auf. Ich ging zu Liam hinüber und streckte die Hand nach dem Handy aus. Ich zögerte kurz, doch als Liam aufmunternd nickte, schlossen sich meine Finger um das Gerät. So schnell es ging, drängte ich mich an Liam und Louis vorbei in den Raum, in dem Liam vorhin gewesen war und schloss die Tür hinter mir. Dann hielt ich mir das Handy ans Ohr.
"Jose?", fragte ich und hielt die Luft an.
"Hey", sagte er. Schweigen.
"Du hast bei unserem letzten Gespräch einfach aufgelegt", fing er nach einer gefühlten Ewigkeit an und ich konnte die leise Missbilligung darüber aus seinem Tonfall heraushören. Das wiederum machte mich sauer. Er hatte mir schließlich an den Kopf geworfen, dass er nicht der Ansicht war, dass wir Beide füreinander bestimmt waren. Da konnte er nicht von mir erwarten, dass ich mir das Seelenruhig anhörte, das war ja wohl klar.
"Bist du immer noch der Meinung, wir seien nicht füreinander bestimmt?", fragte ich mit erstickter Stimme, doch diesmal waren es nicht meine Tränen, die mir die Atemwege zuschnürten. Es war meine Wut. Ich wusste nicht woher die so plötzlich gekommen war, aber mit eine mal war ich stinksauer.
"Ich weiß es nicht Lucia", seufzte Jose am anderen Ende der Leitung. Ich weiß nicht was ich erwartet hatte. Aber das war es definitiv nicht.
"Was heißt das? Du weißt es nicht?". Ich konnte nicht verhindern das meine Stimme ein klein wenig schrill klang.
"Ich weiß es eben nicht Luz!", antwortete Jose gereizt und hatte ohne es zu merken, ins spanische gewechselt. Dieses Gespräch führte nirgendwo hin. Wir schwiegen.
"Glaubst du mir jetzt zumindest, dass ich nichts mit Liam hatte?", frage ich ebenfalls auf Spanisch, um die Stille zu durchbrechen.
"Ja. Liam hat mir das ganze erklärt", antwortete er. Wenigstens das.
"Liebst du mich denn noch?", fragte ich vorsichtig.
"Natürlich Lucia. Das stand nie zur Debatte."
"Dann weiß ich nicht was noch groß zwischen einem 'uns' stehen sollte", sagte ich ohne nachzudenken.
"Da gibt es so viele Dinge, die es zu bedenken gibt", sagte er und ich konnte förmlich sehen, wie er sich über die Stirn rieb.
"Dann sollten wir vielleicht aufhören zu denken und stattdessen einfach nur lieben", schlug ich matt vor. Meine Wut war verraucht. Ich fühlte mich ausgelaugt von unserem ganzen hin und her.
"Vermutlich hast du Recht", bestätigte Jose.
"Der Liebe muss man Vertrauen Jose. Die weiß schon was sie macht. Und wenn das Schicksal kein 'uns' vorgesehen hat, werden wir das schon noch früh genug erfahren." Ich meinte, das was ich sagte, absolut ernst. "Aber bitte wirf unsere Beziehung nicht einfach weg", fuhr ich in flehentlichem Tonfall fort. Es war mir egal dass ich gerade bettelte. Ich wollte ihn nicht verlieren – punkt.
"Ich will unsere Beziehung ja auch nicht beenden, aber ich...ach ich weiß es nicht Luz." Er stieß einen Fluch aus. "Ich brauche Zeit um über das alles nach zu denken."
"O-kay", sagte ich mit tränenerstickter Stimme. Meine Wut war verraucht. Kurz war es still in der Leitung.
"Ich liebe dich", dann legte er auf und ich ließ das Handy sinken. Der Klos in meinem Hals würde jede Sekunde brechen. Ich musste hier weg. Die Jungs warteten bestimmt vor der Tür und wollten wissen wie es gelaufen war, aber ich konnte das nicht noch einmal durchspielen. Nicht jetzt gleich. Entschlossen würgte ich meine Tränen hinunter und ging zur Tür. Ich öffnete sie mit einem Ruck und beinahe währen mir die Fünf entgegengefallen. Sie hatten also gelauscht. Gut hatte ich die meiste Zeit spanisch gesprochen. Alle warfen sie mir fragende Blicke zu. Ich drückte Liam sein Handy mit einem hervorgequetschtem 'Danke' in die Hand und rannte dann zur Tür. Meine Tränen strömten mir bereits übers Gesicht.
"Hey Moment mal!"- Das war Louis.
"Luz, warte!" – Niall.
"Was war denn?" – Zayn.
Ich ignorierte sie und riss die Tür auf. So schnell ich konnte, sprintete ich zu den Fahrstühlen. Ich konnte hören wie mir die Fünf nachsetzten, aber ich drehte mich nicht um. Ich wusste dass sie mich kriegen würden, spätestens bei den Aufzügen. Doch zu meinem Glück, war gerade eine alte Dame in den Fahrstuhl eingestiegen, als ich angerannt kam. Ich quetschte mich hinein und drehte mich um.
"LUZ!", rief Niall.
"Du kannst uns nicht entkommen!", schrie Louis. Oh doch Tomlinson, das konnte ich. Die Tür schloss sich nämlich genau in diesem Moment.
"Leute der andere Fahrstuhl nah los!", befahl Liam und da brauste ich auch schon nach unten. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht – gut trug ich keine Mascara, sonst sähe ich jetzt aus wie ein Panda auf Kokain. Leider half das wischen nichts, den es flossen immer neue nach. Dieses 'Ich liebe dich' hatte mich am meisten geschmerzt. Denn wenn er mich doch liebte, wieso konnte er dann nicht einfach mit mir zusammen sein? Wir waren zu zweit in dieser Beziehung, dachte er für mich sei es nicht schwer so lange von ihm getrennt zu sein? Dachte er das sei einfach für mich? Für mich war das Ganze doch auch schwer. Klar tauchten von ihm keine Fotos mit anderen in der Zeitung auf, aber das war schließlich nicht meine Schuld gewesen. Mit einem 'Pling' kamen wir in der Lobby an und ich ging schnellen Schrittes auf den Ausgang zu. Ich hatte ihn schon beinahe erreicht, da hörte ich plötzlich eine Stimme.
"Da ist sie Leute!" Das klang verdächtig nach Harry. Ich sah nach hinten und entdeckte die Fünf, wie sie aus dem Aufzug stürmten. Sofort rannte ich los, durch die Tür, auf den Bürgersteig hinaus zu meinem Hotel. Ich schaffte es in die kleine, mit Teppich ausgelegte Eingangshalle, als ich plötzlich über meine eigenen Füße stolperte und zu Boden ging. Unsanft landete ich auf dem Bauch. Ich wusste, dass ich eigentlich aufstehen sollte, da ich mitten in der Eingangshalle lag und eigentlich auf der Flucht war. Aber dazu fehlte mir gerade einfach die Kraft. Joses und mein Streit, dazu die unbequeme Nacht in einem Flugzeug, hatten mich einfach zu sehr ausgelaugt. Hinter mir wurde die Tür aufgestoßen, was ein Zeichen war nun wirklich aufzustehen. Ich jedoch blieb einfach auf dem Hotelboden liegen und bewegte mich keinen Millimeter."Luz!", riefen zwei Stimmen gleichzeitig. Ich drehte mich auf den Rücken.
"Alles Okay?", fragte Niall und er und Liam beugten sich über mich. Ich zuckte die Schultern.
"Ich hab doch gesagt dass wir dich kriegen", rief Louis und streckte seinen Kopf zusammen mit Harry und Zayn dazu. Nun standen die fünf in einem Kreis um mich herum und sahen besorgt auf mich hinab.
"Möchtest du vielleicht aufstehen?", fragte Harry mit ausgestreckter Hand, doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich werde einfach für immer hier liegen bleiben. Dann langweilen sich meine Probleme vielleicht und gehen weg", erklärte ich ihm und in meinem Kopf hatte diese Antwort irgendwie logischer geklungen. Die Fünf warfen sich nun einen Blick zu den ich nicht deuten konnte.
"Denkt ihr was ich denke?", fragte Zayn und beinahe synchron begannen sie alle zu grinsen.
"Leute. Was soll das werd-HEY!" Mitten im Satz hatten Louis und Zayn, die links und rechts neben mir standen, mich an den Armen gepackt und hochgezogen. Ich wusste jetzt wie sich die Schokoküsse auf diesen Schleudern fühlen mussten. Ich flog regelrecht durch die Luft, wo Niall und Harry mich dann auffingen und auf den Boden stellten. Niall drehte mich um und schubste mich in Richtung Fahrstühle. Ich kam mir nicht nur vor wie ein Schokokuss, nein ich fühlte mich eher wie ein Schokokuss in Fort Knox. Niall ging hinter mir, Harry und Zayn an meiner Seite, Louis ging rückwärts vor mir her und Liam hatte in dieser Zeit den Fahrstuhl geholt. Eingespieltes Team, das musste ich ihnen lassen. Schmollend bewegte ich mich auf den Aufzug zu. Wir quetschten uns zu sechst in das kleine Ding und fuhren in mein Stockwerk hoch. Ich öffnete mein Zimmer und wir traten alle ein. Niall schloss die Tür hinter sich.
"So Luz. Und jetzt erzähl mal was dein ach so toller Freund zu sagen hatte", forderte Louis umgehend.
"Wow. Gings nicht noch direkter?", fragte ich ironisch.
"Nein und jetzt erzähl."
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A Child, 5 Idiots & Me
FanfictionLucia ist zwar nicht gerade groß, aber Napoleon war das auch nicht und der hat trotzdem große Schlachten geschlagen. Obwohl sich ihre Kriege eher in einem kleineren Rahmen bewegen. Als Nanny für ein kleines Mädchen geht sie mit einer weltbekannten...