#43 Und da baumelt meine Seele

2.9K 149 4
                                    

Zwischen Niall und mir änderte sich nichts. Es war als hätte es diesen einen Augenblick in der Dusche nie gegeben. Wir verhielten uns wie sonst auch und hatten jede Menge Spaß. Ich genoss die Tage mit Niall und fand es schade dass wir auf Tour nie Zeit hatten, solche Dinge auch zu tun. Wie zum Beispiel in den Zoo gehen, in einem Musikladen nach CD's stöbern, als Touristen getarnt an einer Sightseeing-Tour teilnehmen obwohl wir London beide wie unsere Hosentasche kannten. Und Niall hatte Recht behalten, wenn es sein musste, konnte er untertauchen wie ein Ninja. Er kannte jede noch so kleine Straße und jedes Gebäude, mit einem Hinterausgang. Wie Schatten bewegten wir uns durch London und bewirkten so dass weder Presse noch Fans uns bemerkten.
Abends saßen wir meist auf der Couch, sahen uns einen Film an und quatschten über belanglose Dinge. Manchmal kannte Niall die Schauspieler persönlich und erzählte mir wie sie privat so waren. ("Ryan Gossling ist der coolste Typ den ich je getroffen habe und Emma Stone kann die besten Witze erzählen die ich kenne.") Die Tage vergingen viel zu schnell und ehe ich mich versah, hatte ich mich von Niall verabschiedet und mich auf den Weg zu Anna gemacht. Die Tage mit ihr waren ganz anders als die mit Niall. Wir informierten uns über die Studiengänge in London und gingen Shoppen bis zum Umfallen. Gammelten bei ihr im Zimmer herum, machten uns die Nägel, legten Schönheitsmasken auf und ließen einfach die Seele im Mädchenhimmel baumeln. Normalerweise waren wir beide nicht der Typ dafür, aber irgendwie hatten wir beide momentan das Bedürfnis dazu. Ich erzählte Anna von meiner und Joses Trennung und was ich mit Niall so unternommen hatte. Denn Abend im Bad verschwieg ich ihr und auch das ich Niall seither irgenwie mit anderen Augen sah. Das war etwas zwischen ihm und mir. Und ich musste mir erst klar darüber werden ob ich Niall gegenüber mehr als Freundschaft empfand oder ich ihn einfach hatte küssen wollen weil es eben gerade gepasst hätte. Ich wollte Niall als Freund nicht verlieren nur weil ich hoffte durch einen Kuss Jose weniger zu vermissen. Darum war ich froh dass ich die ganze Woche bei Anna nichts von ihm hörte und in Ruhe darüber nachdenken konnte. Allgemein hörte ich nicht allzu viel von den Jungs. Nur Harry hatte sich anfangs Woche mal gemeldet und mich gefragt wie es mir ging und was ich so anstellte. Darum war ich auch über den Anruf am Freitagnachmittag überrascht. Anna und ich hatten vor dem Fernseher gegammelt und uns Pretty Little Liars angesehen, als mein Handy plötzlich geklingelt hatte und ich Louis an der Strippe hatte. Er hatte gehört dass ich auch in der Stadt sei und mich zu seiner Party eingeladen, Anna solle ich doch einfach mitbringen wenn sie mochte. Da wir sowieso nichts Besseres zu tun hatten, beschlossen wir kurzerhand hinzugehen und Louis gab mir die Adresse durch. Bevor er auflegte, wies er uns noch an gefälligst etwas Anständiges anzuziehen. Als wenn wir normalerweise in Kartoffelsäcken rumliefen. Auf meine Frage was er den als anständig erachte, sagte er bloß ich solle ein Kleid anziehen und legte dann auf. Da hatte aber jemand eine Laune.
Um halb neun machten wir uns dann auf den Weg. Beide trugen wir ein Kleid und hatten uns ziemliche Mühe mit Make-up und Haaren gegeben. Louis Haus war im Gegensatz zu Nialls alles andere als bescheiden. Es war riesig, mit Fenstern von der Decke bis zum Boden, einem teils gemauerten Gartenzaun und einem Pförtner für das Tor.
"Das ist kein Haus, das ist eine verdammte Villa", kommentierte Anna das Grundstück und ich konnte ihr nur zustimmen. Vor dem Haus war die Musik schon gut zu hören und ich fragte mich ob Louis die Nachbarn bestochen hatte, damit sie nicht die Polizei riefen. Da die Tür unverschlossen war, ließen wir uns selbst eintreten und fanden uns kurze Zeit später in einem Wohnzimmer wieder, das so groß war wie meine Wohnung in Australien. Wie konnte ein einziges Haus so groß sein?
"Irgendwie ist dieses Monster von einem Haus noch grösser als es von außen aussah", sagte eine Stimme. Die drei Typen die hinter uns standen sahen sich staunend um. Irgendwoher kannte ich die. Der, der gesprochen hatte, sah aus als würde er irgendwo aus dem Asiatischen Raum stammen. Neben ihm stand ein Typ der aussah als hätte er Pumuckl die Frisur geklaut und sie blau eingefärbt und er hinter den beiden sah aus wie eine Mischung aus Shaggy von Scooby doo und Harry Styles.
"Da nimmst du mir die Worte aber aus dem Mund", sagte Anna. "In der Hütte würde es mich nicht wundern wenn es eine Eislaufbahn gäbe."
"Wir reden von Louis, da ist alles möglich", lachte der Asiate und ich war mit ihm ganz einer Meinung. Noch immer versuchte ich einzuordnen woher ich die Drei kannte. Anna hatte entweder auch keine Ahnung oder wollte einfach nur höfflich sein, denn sie streckte dem Asiaten vor ihr die Hand hin um sich vorzustellen. Erst als er sich ebenfalls vorstellte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Man war ich blöd. Calum, Pumuckl Michael und Asthon alias Shaggy-Harry waren ¾ von five seconds of summer. Zuhause stolperte man überall wo es Musik gab über sie und wo es Musik gab, war auch ich. Ich reichte Calum die Hand.
"Hi ich bin Luz, freut mich." Erstaunt sah er mich an.
"Du bist Luz?" Ich nickte. "Hey Leute das ist Luz", machte er seine Bandkollegen auf mich aufmerksam. Sie musterten mich neugierig und ich kam mir vor wie im Zoo auf der falschen Seite des Zauns. Hatte ich etwas im Gesicht?
"Ähm. Ja. Hi?" Die waren aber komisch drauf.
"Es freut uns wirklich dich kennenzulernen." Warum das denn?
"Ebenso", sagte ich freundlich lächelnd und reichte auch den anderen beiden die Hand. Schlussendlich siege meine Neugierde.
"Dumme Frage, aber warum zum Teufel kennt ihr mich?" Die drei wechselten belustigte Blicke.
"Naja, jemand der es mit Louis aufnehmen kann verdient unseren Respekt", antwortete mir Calum. "Außerdem", fuhr Pumuckl alias Michael fort, "hast du in letzter Zeit ganz schön für Wirbel und Gesprächsstoff gesorgt." Er hob vielsagend eine Augenbraue und erhielt von Ashton einen Klaps auf den Arm.
"Was den für Gesprächsstoff?", fragte ich doch Michael zuckte nur die Schultern.
"Ach du weißt schon, dies und das." Das war ja mal eine informative Antwort.
"Wir holen uns was zu trinken, kommt ihr mit?", fragte Calum und wir bejahten. Auf Partys war es immer viel lustiger wenn man sich ein paar nette Leute suchte, mit denen man chillen konnte. Wir holten uns alle einen Becher Fruchtbowle und setzten uns auf ein freies Ecksofa. Wir redeten, tranken und lachten und ehe ich mich versah hatte ich schon den zweiten Becher in der Hand. Die drei Jungs labberten immerzu und erzählten was sie so angestellt hatten als sie mit One Direction auf Tour waren. Gerade erzählte Calum wie er und Louis mal Michaels Haare lila eingefärbt hatten, während der schlief, als sich der Gastgeber bei uns blicken ließ. Die Jungs begrüßten sich mit albernen Handschlägen und als Louis bei mir anlangte, wurde ich als erstes mal wieder totgeknuddelt.
"Da hat aber jemand heute Abend etwas vor", sagte er zwinkernd als er mich losließ. Ich blickte auf mein blaues Kleid und die Lederjacke.
"Nicht das ich wüsste." Sah ich aus wie eine, die sich kurz nach der Trennung auf einer Party irgendeinen schnappte und mit dem in die Kiste hüpfte?
"Wenn du meinst", sagte er und zwinkerte, dann wirbelte er davon und begrüßte andere Gäste. Ashton sah in die Runde.
"Hi Louis, bye Louis – hat jemand Lust auf ein Trinkspiel?" 

Wie sich herausstellte, war das eine rhetorische Frage.

______________________________________________

©2015all rights reserved @keeaty

A Child, 5 Idiots & MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt