27.Die Wendung

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Stundenlang saß ich da, in der Dunkelheit, allein mit mir.
Keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war. Gefühlt ist bestimmt ein Tag ins Land gegangen.
Und ich saß einfach nur da, bewegte mich keinen Millimeter.
Meine Tränen sind versiegt, ich bin leer. Körperlich, wie seelisch.
Immer wieder kreisen die gleichen Gedanken durch meinen Kopf. Vor allem einer:Was passiert als nächstes?

Egal, wie viel ich darüber nachdachte, es brachte mich auf keine Antwort. Ernüchternd stieß ich einen lauten Seufzer aus. Das erste Geräusch hier seit Stunden. Es klang übernatürlich laut in diesem Kerker. Es durchbrach die Stille und durchbrach mich.
Was sollte ich jetzt tun?
Einfach noch tagelang hier sitzen bleiben? Ich weiß ja nicht einmal wie der Kampf ausgegangen ist.
Lebt mein Entführer noch? Lebt sein Bruder Dameon noch? Oder haben sie sich vielleicht gegenseitig getötet?

Wird mich hier drin dann jemals einer finden?
Wahrscheinlich nicht. Vorher würde ich verhungern oder verdursten. Ich habe bestimmt seit über 24 Stunden nichts mehr gegessen oder getrunken. So langsam spüre ich, wie sich mein Magen meldet. Das Knurren ist ohrenbetäubend laut.

Wenn jetzt nicht bald etwas passiert muss ich etwas tun, muss hier raus. Irgendwie von dieser Insel fliehen, wo auch immer diese sein mag.
Ich hab ja keine Ahnung wo ich eigentlich bin. Vermutlich am Arsch der Welt. Ein kleines Grinsen huschte über meine Lippen, als ich so darüber nachdachte.
Und selbst wenn ich es schaffe hier zu entkommen und nach Hause zu kommen, was erzähle ich dann?
Wenn sie fragen wo ich war, was antworte ich?
Die Wahrheit? Sicher nicht! Das glaub mir doch kein Mensch. Entführt von dem gefährlichsten Mann der Welt, als Sklavin gehalten auf einer Insel im Nirgendwo. Achja und ich konnte nur fliehen, da sie Drachen sind und sich dabei gegenseitig getötet haben. Klar, klingt plausibel oder?
Die ganze Geschichte ist so irre, dass ich auf einmal loslachen musste.
Selbst wenn ich hier rauskomme, dann stecken die mich doch sofort in eine Psychatrie und da komm ich dann bestimmt nie wieder raus.

All das nachdenken brachte nichts, nach dem erneuten Knurren meines Magens, fasste ich den Entschluss etwas zu tun.
Entweder werde ich dort draußen getötet, wenn ich die Tür aufsperre oder ich verhungere hier drin im Verlies.
Beides keine Optionen, die mir besonders gut gefallen.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen und stand auf. Die Schmerzen waren ertragbar, naja zumindest konnte ich halbwegs aufrecht laufen.
Ein Wunder dass nichts gebrochen ist.
Ich lief zur Tür und starrte den Knauf an. Sollte ich wirklich aufsperren? Immer noch hatte ich Zweifel.
Immerhin hat er schließlich gesagt, ich solle hier drinnen bleiben.
Aber wenn er getötet worden ist, bringt mir das auch nichts.

Also holte ich noch einmal tief Luft und schloss auf. Ganz langsam drehte ich den Türknauf und die Tür ging mit einem viel zu lauten Knarren auf.
Ich quetschte mich durch den Spalt und starrte nach draußen.
Es war ruhig. Fast zu ruhig. Aber ich hörte weder Knurren, noch Kampfgeräusche, also ein gutes Zeichen oder?
Ich setzte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Versuchte so leise wie nur irgend möglich zu sein.
Wieder fing ich an zu zittern und die Panik lähmte mich. Doch ich musste etwas essen und trinken.
Als ich die Treppe, die nach oben in die Eingangshalle führte erreichte, hielt ich nochmal kurz inne und lauschte.
Nichts. Ablsolut gar nichts war zu hören.

Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
Ich lief Stufe um Stufe nach oben, bis ich in der riesigen Eingangshalle stand, also von dem, was davon noch übrig war. Es sah aus wie ein Schlachtfeld. Mehr als die Hälfte der Säulen waren eingestürzt. Die riesigen Flügeltüren aus den Angeln gerissen. Überall lag Schutt. Es war eiskalt, da der Wind jetzt einfach nur so durch die Halle fegte und dieses Pfeifen zurücklies.
In der Mitte der Halle lag der zertrümmerte Kronleuter, der vor ein paar Tagen noch so prunkvoll an der Decke hing.
Bei diesem Anblick lief es mir eiskalt den Rücken herunter.
Ich lief Schritt für Schritt weiter Richtung Küche.
Doch von Arkan und Dameon fehlte jede Spur. Sie waren weg.

Als ich die Küche erreichte, riss ich den Kühlschrank auf und hoffte irgendetwas darin zu finden und ich hatte Glück.
Es war genug essen für die nächtsten 10 Tage da.
Erleichtert atmete ich einmal tief durch, nahm mir Wurst und Käse aus dem Kühlschrank und in der Schublade nebenan das Brot. Ich stopfte alles in mich hinein, wie ein wildes Tier. Ich war am verhungern!
Als ich alles verschlungen hatte, nahm ich mir eine große Flasche Wasser und trank sie mit ein paar Schlücken aus. Besser!
Ich spürte, wie ich so langsam wieder zu kräften kam.
Doch bevor ich mir einen Fluchtplan ausarbeiten konnte, musste ich mir etwas anziehen, denn ich war immer noch nackt.
Und durch die großzügige Belüftung war es hier echt kalt!
Ich lief los und kletterte über den Schutt in Richtung Treppe. Die zu erklimmer war auch eine Herausforderung, da nur noch die Hälfte der Treppe da war.
Doch irgendwie schaffte ich es nach oben zu klettern. Der Rest des Schlosses war zum Glück noch einigermaße heil geblieben.
In meinem Zimmer angekommen lief ich direkt zum Schrank. Ich ignorierte die Brandflecken, die Zerstörung und das kaputte Fenster. Keine Minute später war ich in meine schlichten, schwarzen Klamotten geschlüpft und langsam wurde mir wärmer.
Nun komm ich wieder bei meiner Frage an. Was mache ich jetzt?
Erst einmal suchte ich nach einer Tasche oder einem Rucksack, wo ich Klamotten und Essen verstauen konnte.
Zum Glück fand ich in der hintersten Ecke des Schrankes einen schwarzen Rucksack. Ich stopfte noch ein paar Klamotten rein und machte mich wieder auf den Weg zur Küche. Doch ich stoppte an den 2 Flügeltüren in der Mitte des Ganges. Sein Büro.
Doch ich schüttelte den Kopf und ging weiter. Nein, dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit. In der Küche angekommen, machte ich erneut den Kühlschrank auf und holte ein bisschen Profiant heraus, damit ich zumindest die nächsten Tage über die Runden kommen konnte.
Gerade hatte ich alles zusammengepackt und wollte mich Richtung Freiheit umdrehen, da machte sich wieder dieses komische Gefühl in der Magengegend breit.

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