35.Schmerz lass nach

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Ich lag noch eine Weile lang so da, bis sich letztendlich meine Blase meldete und mich in Zugzwang brachte. Da mein ganzer Körper aus einem großen Schmerz bestand, überlegte ich, wie ich am besten bis zur Toilette kommen konnte. Da aufstehen keine wirkliche Option war, versuchte ich mich zur Seite des Bettes zu kugeln und irgendwie meine Füße auf den Boden zu bekommen. Das zum Bettrand drehen klappte ganz gut, fast etwas zu gut, denn mein Schwung war etwas zu groß und ich rollte direkt auf den Boden. Outch!

Brummend versuchte ich mein Gesicht vom Teppich zu lösen und mich mit meinem Armen hochzustemmen. Das klappte ganz gut. Ich versuchte auf meine Knie und irgendwie zum Aufstehen zu kommen aber die Schmerzen waren so groß, ich schaffte es einfach nicht. 

Also beschloss ich einfach zu kriechen. Was anderes blieb mir sowieso nicht übrig. Ich schleppte mich durch den Raum, an der Badewanne vorbei auf die andere Seite des Raumes. Da hier die einzige Tür war, nahm ich an, dass das das Klo sein musste. An der Tür angekommen bestand die Herausforderung an die Türklinke hochzukommen. Ich holte tief Luft und mit einem Ruck fasste ich an die Türklinke und zog mich hoch. Es klappte aber der ein oder andere Schmerzschrei entkam meinen Lippen. Ich öffnete krampfhaft die Tür und tatsächlich, hinter der Tür befand sich eine Toilette. Ich humpelte rüber und nahm auf der Toilette platz. Endlich konnte ich mich erleichtern. Eine Sache wäre schon mal geschafft. Ich bekam es sogar hin mich wieder hochzuhiefen und aus der Tür zu humpeln. Ich ging zielstrebig zur Badewanne. Sie war eingelassen und dampfte einladend zu mir herüber. 

Endlich an der Badewanne angekommen, bemerkte ich Handtücher, Schmerztabletten, ein Glas Wasser und die Schmerzsalbe. Erst wollte ich ein langes Bad nehmen, hatte aber die Befürchtung, dass es zu schmerzhaft für meine Wunden wäre, da einige noch etwas offen waren. Also entschied ich mich erst die Schmerztablette mit Wasser einzunehmen und mich mit der Salbe einzureiben. Zumindest da, wo ich hinkommen konnte. Wenn die Schmerzmittel wirkten, konnte ich dann immer noch ein Bad nehmen. Gesagt getan. Die Schmerztablette war gleich geschluckt und das Wasser war eine Wohltat für meine Kehle, da ich bestimmt seit fast 24 Stunden nichts mehr getrunken hatte. 

Das mit der Salbe war schon eher eine Herausforderung. Es kostete Überwindung und den ein oder anderen Schmerzlaut aber irgendwie schaffte ich es mich überall damit einzuschmieren. Damit ging es mir schon viel besser. Zeitlich passend meldete sich mein Magen mit einem lauten Knurren. Stimmt ich sollte mal etwas essen. Ich schaute zu dem Tisch voller Essen hinüber und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Obst, Gemüse, Brote und Semmeln, dazu Wurst und verschiedenen Käse. Es sah himmlisch aus. Ich humpelte herüber und nahm an einem der Stühle platz. Immerhin war mein Hintern wieder heil. Ich schnappte mir von allem etwas und verschlang alles in Windeseile. Es war köstlich! Vielleicht lag es daran, dass ich seit Ewigkeiten nichts mehr richtiges gegessen hatte aber es war ein Genuss das alles zu verspeisen. 

Den halben Tisch leergefuttert bemerkte ich, dass so langsam die Tablette ihre Wirkung zeigte. Keine Ahnung was für eine das war aber die Wirkung war ziemlich stark. Puh! Immerhin etwas. 

Da die Badewanne immer noch so einladend mitten im Raum stand, entschloss ich mich ein langes Bad zu nehmen. Jetzt sollte das Wasser auch nicht mehr allzu heiß sein. Und ein Bad konnte ich gewiss gut vertragen. Ich fühlte mich richtig schmutzig. 

Also stand ich auf und ich konnte fast aufrecht zu der Badewanne hinübergehen. Da ich immer noch nackt war, konnte ich gleich in die Wanne steigen. Es dauerte zwar etwas, bis ich meinen Fuß hoch genug bekam, um hineinzusteigen aber nach einer Weile schaffte ich es. Ich legte mich in die Wanne und stieß einen tiefen Seufzer aus. Das tat gut!

Es roch nach Rosenblüten und Hibiskus. Die Gerüche und das warme Wasser waren eine Wohltat. Vor allem für meine geschundene Seele. Ich konnte für einen Augenblick alles um mich herum vergessen und schloss die Augen. Ich atmete tief ein und aus und entspannte mich. Gedanklich war ich zu Hause. Traf mich mit meinen Freunden und der Familie und hatte einfach Spaß. Es war schön. Ich lag gefühlt Stunden in der Wanne. 

Doch irgendwann musste ich leider die Augen öffnen und in die grausame Realität zurückkehren. Ich schaute mich im Raum um und war froh, immer noch alleine hier zu sein. Immerhin scheint Arkan Wort zu halten und blieb mir heute fern. Ich setzte mich auf und stieg sehr unelegant aus der Wanne, denn ich rutschte aus und landete mal wieder auf dem Boden. Zum Glück wenigstens auf meinen Hintern. Ich brummte und schnappte mir das Handtuch vom Tisch und trocknete mich ab. Ich hiefte mich an der Badewanne wieder nach oben und schmierte mich nochmal gründlich mit der Schmerzsalbe ein. So fertig!

Jetzt ging es mir den Umständen entsprechen schon etwas besser. Ein leichter Windzug zog um meine Hüften und ich fröstelte leicht. Es wurde schon wieder Abend. Da ich immer noch nackt war suchte ich im Raum nach etwas zum Anziehen. Und tatsächlich! An der Ecke neben den Flügeltüren stand ein Stuhl mit Klamotten darauf. Ich ging herüber und begutachtete das ganze. 

Es war blaue Spitzenunterwäsche, eine ähnliche blaue Haremshose wie Arkan sie trug und eine passende blaue Bluse dazu. Es sah so in Kombination tatsächlich ziemlich gut aus. Alleine bei der Vorstellung, dass Arkan oder irgend jemand anderes hier reinkommt, während ich immer noch nackt bin, trieb mir die Röte ins Gesicht. Also schnappte ich mir schnell die Sachen und zog mich an. Da die Klamotten ziemlich leicht und luftig waren, ging es zum Glück ganz gut mich anzuziehen. Die Stoffe fühlten sich leicht und seidig an und es ging sogar ganz gut trotz der Wunden mich darin zu bewegen. Da wieder ein Windhauch durch den Raum ging, entschied ich mich zu dem offenen Balkon zu gehen und nach draußen zu Blicken. Die Landschaft war traumhaft! Die Sonne ging gerade am Horizont unter und tauchte das Land in orangene Töne. Die vielen Palmen, die bunten Blumen und die tempelähnlichen kleinen Häuser machten das Ambiente perfekt. Eigentlich der perfekte Ort um Urlaub zu machen. Ich fing an zu lachen und mir floss eine Träne über die Wange. Ja genau, ein Urlaub. Wären da nicht die Bestrafungen und die Drachen um mich herum. Das Lachen versiegte und die Tränen flossen in Strömen. Wie konnte das alles nur passieren? Warum musste er unbedingt mich aussuchen. Er hätte doch jede andere nehmen können. Da waren bestimmt auch einige hübschere und schlankere Frauen als ich dabei gewesen also warum ich. Ich lief rückwärts zurück in das Zimmer und klappte auf die Knie zusammen. Ich stemmte meine Hände vor das Gesicht und flennte und schluchzte so viel ich nur konnte. Ich fing an zu schreien. Immer und immer wieder. Ich schrie mich selber an. "Wieso! Warum ich! Ich werde nie wieder nach Hause kommen! Ich werde hier sterben." Das letzte war nur noch ein Flüstern. Hoffnungslos. Hoffnungslos verloren. Für immer....

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